Die für zweite Hälfte August ungewöhnliche Hitzeperiode geht morgen Freitag zu Ende, die Wetterlage stellt sich grundlegend um. Regengüsse und zum Teil heftige Gewitter begleiten den beginnenden Temperaturrückgang, im Laufe des Wochenendes spielt dann auch ein sich bildendes Genuatief eine wichtige Rolle.
Weitere Gewitter in der Nacht und am Freitagmorgen
Nach den teils kräftigen Gewittern, die sich am Donnerstagabend entladen haben (wir haben weiter unten in diesem Blog ausführlich berichtet), verlief auch die Nacht auf Freitag und der Freitagmorgen ganz im Norden der Schweiz gewittrig. Dazu ein paar neue Infos.
Anzahl Blitze ganze Schweiz bis 08:00 Uhr: 35'000
Kanton mit den meisten Blitzen: Thurgau
Am meisten von den Gewittern betroffen war das Gebiet vom nördlichen Jura bis zum Bodensee. In diesen Regionen wurden auch die grössten Regenmengen verzeichnet. Lokal kamen durch die Gewitter bis über 40 mm Regen zusammen.
Abb. 1: Regenmenge der letzten 24 Stunden; Quelle: MeteoNews AG / UBIMET
Niederschlagsmenge (Stand 08:10)
Messstationen | Niederschlagsmenge (in mm) |
---|---|
Montsevelier (JU) | 45 |
Delsberg (JU) | 42 |
Basel-Binningen (BL) | 37 |
Mervelier (JU) | 36 |
Amriswil (TG) | 36 |
Bärschwil (SO) | 36 |
Das zuletzt wetterbestimmende Hoch schwächt sich nun mehr und mehr ab. Heute gibt es weitere, vor allem am späteren Nachmittag und Abend teils auch wieder kräftige Gewitter. Mit dem heutigen Tag geht auch die markante Hitzewelle zu Ende!
Heftige Gewitter mit Orkanböen!
Der frühe Donnerstagabend brachte wie erwartet zuerst im Jura und in den Alpen, später auch im Flachland Schauer und Gewitter. Diese Gewitter hatten es zum Teil in sich! Neben Starkniederschlägen mit Intensitäten von bis zu oder zum Teil gar über 100 mm/h brachten diese auch Sturmböen mit sich, auch Orkanböen waren mit dabei!
Am stärksten betroffen waren zunächst die Nordwestschweiz und die Alpen - am Abend haben sich über dem Jura wiederholt heftige Gewitter gebildet oder intensiviert und zogen weiter nach Nordosten. Einige Zeit später zog dann aber auch eine Gewitterlinie über das zentrale Mittelland bis zur Ostschweiz, sodass auch hier intensive Niederschläge, Sturmböen und lokal Hagel registriert werden konnten.
Abb. 1: Niederschläge am Donnerstag, 24. August 2023 um 19:35 Uhr. Heftige Gewitter zogen u.a. über die Nordwestschweiz und das Mittelland; Quelle: MeteoNews
Dabei wurden im Flachland auch Orkanböen gemessen, eine auf dem St. Chrischona, eine in Schaffhausen. Orkanartige Böen wurden unter anderem in Delsberg, Bischofszell, Altenrhein und in St. Gallen und gemessen. In weiteren Regionen der Schweiz sorgten die Gewitter für Sturmböen (= Windspitzen von 75 bis 102 km/h).
Stärkste Windböen (<1000m, Stand 21:30)
Flachlandstationen | Stärkste Windböen (in km/h) |
---|---|
St. Chrischona | 129 |
Schaffhausen | 128 |
Delsberg | 116 |
Bischofszell | 113 |
Altenrhein | 109 |
Uetliberg | 109 |
Sankt Gallen | 108 |
Härkingen | 108 |
Basel-Binningen | 100 |
Beznau | 93 |
Zürich-Zürichberg | 92 |
Einsiedeln | 90 |
Cressier | 90 |
Zürich Reckenholz | 89 |
Würenlingen | 88 |
Glarus | 86 |
Egolzwil | 83 |
Leibstadt | 83 |
Wädenswil | 82 |
Neuenburg | 80 |
Mit den intensiven Niederschlägen kam zum Teil auch einiges an Regen zusammen. In Delsberg wurden 38.8 mm registriert, wobei innerhalb von 10 min einmal 18.5 mm und später innerhalb derselben Zeit nochmals 10.7 mm Niederschlag fielen. Aber auch in Basel-Binningen schüttete es zum Teil wie aus kübeln, innerhalb von 10 min wurden hier 13.8 mm gemessen.
Abb. 2: Niederschlagssumme vom 24. August 2023 bis 21 Uhr. Am stärksten betroffen war die Nordwestschweiz sowie Regionen entlang der Alpen und Voralpen.; Quelle: UBIMET, MeteoNews
Bis 21:40 Uhr wurden schweizweit rund 28'000 Blitze registriert, eine stolze Summe. Die grösste Lichtershow gab es dabei in Thurgau mit rund 5000 Blitzen und in St. Gallen mit etwa 4400 Blitzen.
Abb. 3: Registrierte Blitzanzahl vom 24. August 2023 bis 21:40 Uhr; Quelle: UBIMET, MeteoNews
In den nächsten Stunden beruhigt sich das Wetter, das Schauer- und Gewitterrisiko bleibt aber weiterhin etwas erhöht. Morgen Freitagvormittag nimmt das Schauerrisiko vor allem in Richtung Jura und Alpen weiter zu. Das Wetter morgen und am Wochenende ist in diesem Blog weiter unten im Details beschreiben.
Höchste Temperatur des Jahres und etliche Rekorde!
Der Donnerstagnachmittag brachte den erwarteten Höhepunkt dieser Hitzewelle, die Erwartungen wurden sogar etwas übererfüllt! Der auffrischende Südwestwind trieb die Temperaturen in Genf nämlich auf 39.3 Grad. Es ist dies an dieser Station einen neuer Augustrekord, der zweithöchste Wert der Messreihe und auch der zweithöchste Wert auf der Alpennordseite seit Messbeginn! Der absolute Höchstwert liegt in Genf bei 39.7 Grad und stammt von 7. Juli 2015. Daneben gab es neue Allzeitrekorde in Nyon, Payerne, Mathod und Crans Montana. Sitten egalisiert mit 37.6 Grad seinen Allzeitrekord vom 13. August 2003.
Abb. 1: Höchsttemperaturen am 24. August 2023; Quelle: MeteoNews, Ubimet
Höchste Temperatur (Stand 17:00)
Messstationen | Höchste Temperatur (in °C) |
---|---|
Genf (420 m ü.M.) | 39.3 |
Nyon (430 m ü.M.) | 38.5 |
Payerne (490 m ü.M.) | 38.2 |
Mathod (435 m ü.M.) | 38.2 |
Sitten (482 m ü.M.) | 37.6 |
Ilanz (774 m ü.M.) | 37.0 |
Freiburg (646 m ü.M.) | 36.5 |
Visp (640 m ü.M.) | 36.5 |
Basel-Binningen (316 m ü.M.) | 36.4 |
Delsberg (439 m ü.M.) | 36.3 |
Beznau (325 m ü.M.) | 36.3 |
Evionnaz (480 m ü.M.) | 36.2 |
Würenlingen (334 m ü.M.) | 36.1 |
Bern-Belpmoos (510 m ü.M.) | 36.0 |
Koppigen (484 m ü.M.) | 36.0 |
Leibstadt (341 m ü.M.) | 36.0 |
Mosen (453 m ü.M.) | 35.9 |
Schaffhausen (438 m ü.M.) | 35.8 |
Gösgen (380 m ü.M.) | 35.7 |
Aarau (387 m ü.M.) | 35.7 |
Heute Abend und in der ersten Nachthälfte stehen nun zum Teil heftige Gewitter auf dem Programm. Mit unserem Niederschlagsradar behalten Sie den Überblick.
Sehr heiss, aber auch steigende Gewitterneigung
Heute Donnerstag schwingt sich die späte Hitzewelle noch einmal zu einem Höhepunkt auf, potentiell werden heute die höchsten Temperaturen der gesamten Phase erreicht. Verbreitet liegen 33 bis 35 Grad, im Raum Genf und im Rhonetal sind es 37 bis 38 Grad. Der schweizweit bislang höchste Wert des Jahres liegt bei 37.6 Grad am 11. Juli in Chur, diese Marke liegt heute definitiv in Reichweite. Gerade Genf ist mit etwas Südwestwind im wahrsten Sinne des Wortes ein heisser Kandidat! Die Sonne dominiert, allerdings trübt auch etwas Saharastaub die Sicht. Über den Bergen bilden sich am Nachmittag immer grössere Quellwolken, und daraus in weiterer Folge erste Regengüsse und Gewitter. Im Flachland ist es mit grosser Wahrscheinlich bis zum Abend trocken, in der Nacht sind dann aber auch hier zum Teil kräftige Gewitter möglich.
Abb. 1: Berechnete Höchsttemperaturen am 24. August 2023 (ECMWF); Quelle: MeteoNews, Ubimet
Wahrscheinlich der letzte verbreitete Hitzetag des Jahres
Morgen Freitag liegen wir im Bereich einer Südwestströmung, auf diesem Weg erreicht uns weiterhin sehr warme, aber auch angefeuchtete Luft. Nach nächtlichen Gewittern sind vor allem im Jura sowie am Nordrand bereits wieder lokale Regengüsse möglich, bis Mittag steigt die Schauerneigung auch entlang der Voralpen an. Diese Entwicklung geht am Nachmittag weiter, ausgehend vom Jura und den Alpen bilden sich zunehmend neue Gewitterzellen, die dann später auch das Flachland erreichen können. Die Temperaturen erreichen noch einmal Höchstwerte um oder knapp über 30 Grad, es ist drückend schwül. Die Nullgradgrenze liegt zwischen 4300 und 4500 Metern. Die zum Teil kräftigen Gewitter ziehen sich bis weit in die Nacht zum Samstag hinein.
Gewittrig durchsetzte Regengüsse
Der Samstag zeigt sich unbeständig und bereits merklich weniger warm. Dies liegt weniger an der Luftmasse an sich, sondern vor allem auch an der Bewölkung – nach langer Zeit hat die Sonne nämlich wieder mal ordentlich Konkurrenz. Unterbrochen von trockenen Phasen ziehen immer wieder Regengüsse durch, dabei kann es auch nach wie vor blitzen und donnern. Wenn es regnet, dann schüttet es! Die Temperaturen erreichen im Norden schwülwarme 23 bis 24 Grad, im Süden sind es noch bis zu 28 Grad.
Abb. 2: Aussichten für die kommenden Tage; Quelle: MeteoNews
Vor allem im Osten und Süden viel Regen
Am Sonntag liegen wir im Bereich einer Luftmassengrenze. Der Sonntagvormittag fällt praktisch im ganzen Land ins Wasser, am Nachmittag lässt der Regen im Westen aber nach. Im Süden und Osten regnet es dagegen weiter – und das oft kräftig. Im Süden sind auch noch eingelagerte Gewitter mit dabei. Auf die Sonne muss man hier meist ganz verzichten, die Temperaturen variieren nur noch im Bereich um 20 Grad. Über dem Golf von Genau beginnt sich ein Tief zu bilden, dadurch bleibt die Luftmassengrenze nahezu stationär über dem Alpenraum liegen. Auch am Montag gibt es im Süden kräftigen und gewittrig durchsetzten Regen. Wie stark die Zentral- und Ostschweiz noch davon betroffen sind, darüber sind sich die Modelle noch nicht ganz einig. In Summe ergeben sich jedenfalls erhebliche Niederschlagsmengen!
Abb. 3: 48-stündige Niederschlagsmenge bis Montag, 28. August 06 Uhr UTC ; Quelle: MeteoNews, Ubimet