Diese Woche startet trüb und nass – Tauwetter bis weit hinauf. Auch bis über die Wochenmitte stehen immer wieder Niederschläge auf dem Programm, dabei sinkt aber auch die Schneefallgrenze Schritt für Schritt. Das viele Wasser führt zu hohen Pegelständen, auf den Bergen ist die Lawinengefahr teilweise gross. Am kommenden Wochenende wirkt dann aber ein Hoch, das kräftigste seit vielen Wochen.
Vieler Regen führt zu teils angespannter Hochwassersituation
Seit Sonntagabend ist im Norden viel Niederschlag gefallen, am meisten von der Westschweiz über die westlichen Alpen und die Zentralschweiz bis zu den östlichen Voralpen (vgl. Abb. 1). In diesen Regionen gab es vielerorts über 50 Liter Niederschlag pro Quadratmeter.
Abb. 1: Niederschlagssumme seit Sonntag; Quelle: MeteoNews, UBIMET
Die Hitliste der Niederschlagsmengen seit Sonntag weist sogar Stationen mit über 100 Liter Niederschlag pro Quadratmeter auf. An der Spitze liegt dabei der La Dôle mit 128 Litern vor dem Säntis mit 117 Litern (vgl. nachfolgende Tabelle). Demgegenüber blieb es im Südtessin im Schutz der Alpen fast ganz trocken!
Niederschlagsmenge (Stand 07:30)
Messstationen | Niederschlagsmenge (in mm) |
---|---|
La Dôle (1670 m ü.M., VD) | 128 |
Säntis (2502 m ü.M., AR) | 117 |
Gsteig (1196 m ü.M., BE) | 113 |
Salvan (990 m ü.M., VS) | 113 |
Col des Mosses (1445 m ü.M., VD) | 112 |
Flühli (884 m ü.M., LU) | 112 |
L'Auberson (1096 m ü.M., JU) | 100 |
Napf (1406 m ü.M., BE) | 99 |
Braunwald (1299 m ü.M., GL) | 97 |
La Valsainte (1044 m ü.M., FR) | 96 |
La Frétaz (1202 m ü.M., VD) | 96 |
Boltigen (820 m ü.M., BE) | 93 |
Stöckalp (1070 m ü.M., OW) | 90 |
Adelboden (1353 m ü.M., BE) | 87 |
Brienz-Hofstetten (578 m ü.M., BE) | 85 |
Engelberg (1035 m ü.M., OW) | 84 |
Schüpfheim (760 m ü.M., LU) | 82 |
Sattel (790 m ü.M., SZ) | 82 |
Les Acants (1036 m ü.M., VD) | 82 |
La Chaux-de-Fonds (1019 m ü.M., NE) | 81 |
Mit dem vielen Niederschlag bei einer Schneefallgrenze von teils über 2000 Metern und damit auch viel Schmelzwasser sind die Pegelstände der Bäche, Flüsse und Seen im Norden deutlich angestiegen, lokal gab es auch Erdrutsche, insbesondere im Wallis. Am kritischsten ist die Hochwassersituation aktuell gemäss dem Bundesamt für Umwelt BAFU an der Arve im Raum Genf und beim Bielersee, wo eine grosse Hochwassergefahr (Stufe 4) herrscht. An einigen Flüssen und Seen ist die Hochwassergefahr zudem momentan erheblich (Stufe 3, vgl. Abb. 2).
Abb. 2: Hochwassergefahr (rot: gross, orange: erheblich, gelb: mässig); Quelle: Bundesamt für Umwelt, BAFU
Die Pegelstände der Seen sind aktuell so hoch wie noch nie im Dezember (z.B. Bodensee, Zürichsee, Thunersee, Sarnersee). Dies ist auch eine Folge des überdurchschnittlich nassen Novembers. Von den absoluten Maxima sind wir aber doch teils recht weit entfernt.
In grosser Höhe viel Neuschnee, teils grosse Lawinengefahr
Dort, wo der Niederschlag durchgehend in Schnee gefallen ist, d.h. erst oberhalb von mindestens 2000 Metern, kam in den letzten Tagen auch viel Neuschnee von lokal über 1 Meter zusammen (vgl. Abb. 3 und 4).
Abb. 3: Neuschneemenge in den letzten 72 Stunden; Quelle: MeteoNews, UBIMET
Abb. 4: Tief verschneite Berge im Unterwallis (Lac de Salanfe auf 2000 m); Quelle: roundshot
Der in hohen Lagen viele Neuschnee mit den besonders auch mit dem teils starken Westwind entstandenen Triebschneeansammlungen führten gebietsweise zu einer grossen Lawinengefahr. Aktuell ist diese in den westlichen Voralpen und im Unterwallis gross (vgl. Abb. 5).
Abb. 5: Aktuelle Lawinengefahr ; Quelle: WSL-Institut für Schnee-und Lawinenforschung SLF
Weitere Entwicklung: Nur langsame Entspannung
Der Hauptniederschlag ist vorbei, allerdings bleibt es bis etwa Freitagmorgen im Norden mit Schwerpunkt entlang der Alpen immer wieder nass (vgl. Abb. 6). Hier kommen noch etwa 20 bis 40 Liter Niederschlag zusammen, dies bei einer Schneefallgrenze, die langsam unter 1000 Meter sinkt. Damit kommt zum Regenwasser nicht mehr soviel Schmelzwasser, sodass die Hochwassergefahr langsam etwas sinkt. Allerdings fliesst das Wasser mit einer gewissen Verzögerung ab, sodass die Seen und Flüsse noch länger hohe Pegelstände aufweisen werden und diese teilweise sogar heute noch etwas ansteigen.
Abb. 6: Erwartete Niederschlagssumme bis Freitagmorgen; Quelle: MeteoNews, UBIMET
Seit Sonntagabend im Norden viel Niederschlag
Seit etwa Sonntagabend war es im Norden immer wieder nass mit teils kräftigem Regen. So kamen bis heute früh lokal bis nahe 100 Liter Niederschlag pro Quadratmeter zusammen (vgl. nachfolgende Tabelle und Abb. 1).
Niederschlagsmenge (Stand 06:30)
Abb. 1: Niederschlagssumme in den letzten 48 Stunden seit Sonntag; Quelle: MeteoNews, UBIMET
Der viele Niederschlag zusammen mit einer hohen Schneefallgrenze von teils über 2000 Metern hat dazu geführt, dass die Bäche und Flüsse aktuell Hochwasser führen und die Seepegel hoch sind. So herrscht aktuell am Rhein und an der Aare teils erhebliche Hochwassergefahr, bei der Arve in Genf ist diese sogar hoch. Dazu kommt in den Alpen auch noch teils eine grosse Lawinengefahr (Stufe 4).
Heute Dienstag keine Entspannung der Lage
Heute Dienstag ist es weiterhin oft nass bei einer hohen Schneefallgrenze, die Lage entspannt sich so nicht, sondern verschärft sich noch leicht. Morgen Mittwoch gibt es dann weniger Schauer, sodass die Pegel wieder etwas sinken dürften. Die Lawinengefahr bleibt aber wohl teilweise gross.
Regen und hohe Schneefallgrenze
Der heutige Start in die neue Woche fällt mehr oder weniger ins Wasser! Von Westen her erreicht uns wie auf einem Förderband schubweise feucht-milde Atlantikluft, es regnet häufig und das zum Teil kräftig. Die Schneefallgrenze variiert dabei zwischen 1700 und 2200 Metern – im Westen ist sie etwas höher als im Osten. Regen und oft zweistellige Plusgrade machen nun den letzten Schneeresten in den tiefen Lagen den Garaus. Aber auch in der Höhe leidet der Schnee. Die Schneedecke wird durchnässt und in der Folge schwerer, die Lawinengefahr ist akut! Nach einer Phase des Vollsaugens lässt die Kombination aus Regen und Schmelzwasser die Bach-, Fluss- und mit zeitlicher Verzögerung auch Seepegel ansteigen. Die Gefahr von Hangrutschen und Vermurungen (in Kombination mit Nassschneelawinen) steigt an. Die Pegel vieler Seen sind für die Jahreszeit schon jetzt weit überdurchschnittlich, der Bodensee beispielsweise liegt für die Jahreszeit (im Tagesvergleich) sogar auf einem historischen Höchststand.
Abb. 1: Jahresverlauf des Pegels Romanshorn; Quelle: BAFU
Der Dezemberrekord liegt an dieser Pegelstation bei 396.32 m ü. M., dieser Wert sollte während der aktuellen Niederschlagsperiode in jedem Fall überschritten werden (heute Vormittag 396.16 m ü. M.). Dieser Umstand ist vor allem auch auf den nassen November zurückzuführen.
Weiterer Regen
In der Nacht und morgen Dienstag bleibt es trüb und oft nass, die Schneefallgrenze pendelt um die 2000 Meter. Die Lawinengefahr bleibt gross, die Pegel der Abflüsse und Seen steigen weiter an. Bei mässigem Südwestwind erreichen die Temperaturen im Flachland 10 bis 12 Grad, in den Alpentälern bleiben die Werte meist einstellig. Die Alpensüdseite ist geschützter, im Mittel- und Südtessin bleibt es bei veränderlicher Bewölkung trocken.
Abb. 2: Das Wetter morgen Dienstag: Immer wieder Regen, Schneefallgrenze um 2000 Meter; Quelle: MeteoNews
Auch in der Nacht zum Mittwoch regnet es im Norden weiter, bis zum Mittwochmorgen lassen die Niederschläge aber nach. Bis dahin fallen in den kommenden 48 Stunden entlang der Alpen verbreitet 60 bis 80 mm Regen, zum Teil sind es über 100 mm. Im Flachland sind die Mengen geringer, am wenigsten fällt am Nordrand.
Abb. 3: 48-stündige Niederschlagsmenge bis Mittwoch, 13. Dezember 06 Uhr UTC ; Quelle: MeteoNews, Ubimet
Regenschauer, sinkende Schneefallgrenze
Am Mittwoch lässt die Zufuhr feuchter Luft nach, zudem beginnen die Temperaturen und die Schneefallgrenze wieder zu sinken. Zwar ziehen weitere Schauer durch, es gibt es aber auch trockene Phasen und Auflockerungen. Schneeflocken fallen oberhalb von 1200 bis 1300 Metern, am Abend schaffen es die Flocken dann schon bis auf 1000 Meter herunter. Nun sind die Niederschlagsmengen generell schon geringer, durch die tieferen Temperaturen friert die durchnässte Schneedecke in den Hochlagen wieder durch. Es kommt also nicht mehr so viel Wasser in den Abfluss, die Pegel gehen zurück.
Weiterer Temperaturrückgang
Am Donnerstag dreht die Höhenströmung auf Nordwest bis Nord, auf diesem Weg gelangt noch einmal kühlere Luft zur Alpennordseite. Diese wird hier entlang der Berge etwas gestaut. So zeigt sich der Tag meist stark bewölkt. Im Flachland ist es zeitweise, entlang der Berge häufiger nass. Die Schneefallgrenze liegt im Bereich um 1000 Meter, auch die Temperaturen gehen weiter zurück. Im Laufe des Freitags beginnt sich von Westen her ein Hoch zum Alpenraum hin auszudehnen. Am zentralen und östlichen Alpennordhang gibt es noch ein paar Schauer mit Flocken ab 500 bis 800 Metern, die Mengen und Intensitäten sind aber nur noch gering. Im Westen kann sich die Sonne schon gut in Szene setzen, im östlichen Flachland sorgen tiefliegende Wolken noch für deutlich mehr Konkurrenz am Himmel.
Abb. 4: Aussichten für die kommenden Tage; Quelle: MeteoNews
Hochdruckeinfluss
Am Wochenende und zu Beginn der nächsten Woche macht sich ein Hoch für unser Wetter stark. Im Flachland liegen Hochnebelfelder, auf den Bergen dominiert dagegen durchwegs die Sonne. In den tiefen Lagen bleiben die Temperaturen verhalten und orientieren sich typischerweise an der 5-Grad-Marke. Auf den Bergen wird es dagegen wieder markant milder! Am Sonntag liegt die Nullgradgrenze zwischen 2500 und 3000 Metern (im Westen höher als im Osten), bis zum Montagabend klettert sie aus aktueller Sicht sogar bis auf 3500 Meter. Dies tut dem Schnee um diese Jahreszeit nicht allzu sehr weh, denn die Sonne hat um diese Jahreszeit kaum noch Kraft. Man darf sich also schon jetzt auf ein tolles Wintersportwochenende freuen! Dieses Licht am Ende des Tunnels hilft vielleicht auch, die aktuell trübe Wetterphase zu überstehen...