Es geht Schlag auf Schlag! Kaum ist Orkantief "ZEYNEP" (int. EUNICE) abgezogen, folgt vom Nordatlantik her ein neues Sturmtief mit dem Namen "ANTONIA". Inwiefern die Schweiz von diesem Sturm betroffen sein wird, und welche Regionen von Europa den Sturm am heftigsten zu spüren bekommen, beschreiben wir in diesem MeteoBlog.
Nach dem Sturm ist vor dem Sturm
Auf dem Nordatlantik entsteht zurzeit ein Sturmtief nach dem anderen. Nachdem in den letzten Tagen Sturmtief YLENIA und vor allem Orkantief ZEYNEP (int. EUNICE) für Schlagzeilen sorgte, folgt nun Sturmtief ANTONIA. Sein Zentrum liegt heute Sonntagmittag zwischen Island und Schottland und verlagert sich von Stunde zu Stunde weiter ostwärts. Bis Montagmittag erreicht das Zentrum des Tiefs die Ostsee. Somit gelangen weite Teile von Nord- und Mitteleuropa zunehmend in den Bereich des starken Windfeldes.
Abb. 1: Lage von Sturmtief Antonia heute Sonntagmittag.
Schweiz und Liechtenstein
Heute Sonntag weht im Mittelland tagsüber mässiger, in erhöhten Lagen teils schon starker Südwestwind mit stürmischen Böen. Am Sonntagabend und in der Nacht auf Montag legt der Wind weiter an Stärke zu, auch im Flachland muss zunehmend mit starken bis stürmischen Böen gerechnet werden. Das Windmaximum wird in der zweiten Nachthälfte und am frühen Montagmorgen mit Durchzug einer aktiven Kaltfront erwartet (siehe Abb. 2), wobei der Südwest- bis Westwind auch morgen tagsüber noch stark bis stürmisch bleibt.
Im Flachland muss beim Höhepunkt des Sturms mit maximalen Böen von 70 bis 100 km/h gerechnet werden. Zudem sorgt hinter der Kaltfront der Druckanstieg auch in den Alpentälern stellenweise für starke bis stürmische Böen. Am Alpensüdhang bricht am Montagvormittag kräftiger Nordföhn in den Tälern durch. Auf den Bergen tobt in der Nacht und am Montag ein veritabler West- bis Nordweststurm, in exponierten Gipfel- und Kammlagen sind Orkanböen von 120 bis 150 km/h zu erwarten! In der Nacht zum Dienstag lässt der Wind allmählich nach. Sämtliche Warnungen gibt es laufend aktualisiert hier auf dem Schweizer Wetterportal.
Abb. 2: Windprognose für Zürich-Fluntern. Das Windmaximum wird für Montagmorgen berechnet.
Abb. 3: Prognostizierte maximale Windspitzen für die Schweiz
Neben viel Wind bringt Tief ANTONIA auch kräftige Niederschläge, speziell am Alpennordhang. Hinter der Kaltfront sinkt die Schneefallgrenze am Montag auf 600 bis 800 Meter. Während es im Mittelland grün bleibt, fällt in den höheren Lagen der Voralpen und Alpen bis Dienstag stellenwiese über 50 cm Neuschnee.
Abb. 4: Tief Antonia bringt in den Bergen teils über einen halben Meter Neuschnee.
Irland und Grossbritannien
Orkantief ZEYNEP erwischte die Britischen Inseln mit voller Wucht. Auch Sturmtief ANTONIA wird heute und morgen für Sturmböen und lokal Orkanböen sorgen. Mit verbreitet 80 bis 100 km/h und an den Küsten sowie in exponierten Lagen 120 bis 140 km/h dürften die Windspitzen aber grundsätzlich nicht mehr so extrem sein wie bei ZEYNEP. Da wurden im Süden Englands lokal bis 200 km/h gemessen (196 km/h auf Isle of Wight).
Abb. 5: Maximale Windspitzen in der Nacht auf Montag in Grossbritannien und Irland
Nordfrankreich, Benelux-Staaten und Deutschland
Im Laufe des Sonntagnachmittags- und abends wird es auch an der Nordsee wieder stürmisch, etwas später dann auch weiter ostwärts im Landesinnern. Das Windmaximun wird hier zwischen Sonntagabend und Montagmittag erreicht werden. An den Küsten Nordfrankreichs, Belgiens, der Niederlande und Deutschlands werden Böenspitzen im Bereich von 90 bis 120 km/h erwartet, weiter landeinwärts sowie in weiten Teilen Deutschlands etwa 70 bis 110 km/h. Stärkere Böen sind auf Berggipfeln oder exponierten Kammlagen möglich. Ähnlich wie in Grossbritannien wird auch in diesen Regionen ANTONIA im Grossen und Ganzen etwas weniger heftig ausfallen als der Orkan ZEYNEP.
Abb. 6: Maximale Windspitzen am Sonntagabend, bis 120 km/h über dem Ärmelkanal und den angrenzenden Küstenregionen..
Ost- und Nordosteuropa
Auch in den Ländern Ost- und Nordosteuropas wie beispielsweise in Polen, in den Baltischen Staaten, sowie in Tschechien oder Österreich wird das Tief ANTONIA zum Wochenstart teils für stürmische Verhältnisse sorgen. Windspitzen erreichen hier in der Regel 60 bis 90 km/h, lokal sind aber auch bis knapp über 100 km/h möglich.
Abb. 7: Windspitzen am Montagmittag
Süd- und Südosteuropa
Durch das Vordringen der Kaltluft aus dem Norden bilden sich in Südosteuropa neue Tiefdruckgebiete. Im zentralen und südöstlichen Mittelmeerraum wird das Eintreffen der kalten Luft von stürmischen Böen begleitet sein. In Südfrankreich erreicht der Mistral teilweise Sturmstärke. Auch auf Sardinien, Korsika, im Süden Italiens und im Ionischen Meer muss mit Windspitzen bis 100 km/h oder lokal mehr gerechnet werden.
Abb. 8: Windspitzen im Mittelmeerraum am Montagnachmittag
Abb. 9: Windspitzen im Mittelmeerraum am Dienstagvormittag
Die kalte Luft aus dem hohen Norden wird im Laufe der Woche mit der kräftigen Strömung weiter nach Süden transportiert. So sinkt die Schneefallgrenze in der zweiten Wochenhälfte auch in Südosteuropa wie beispielsweise in Griechenland oder in der Türkei teilweise deutlich unter 1000 Meter.
Abb. 10: Wetterprognose für die Türkei für kommenden Freitag
Sorgt der Klimawandel in Europa für mehr Stürme?
Einige Wetterereignisse – wie zum Beispiel die Zunahme an Hitzewellen oder die abnehmende Schneemenge in tiefen Lagen – kann man heutzutage dem Klimawandel zuordnen. Aber was ist mit dem Wind? Für ausgeprägte Sturmlagen in unseren Breiten sind dynamische Wetterlagen mit einem starken Jetstream erforderlich. Die Stärke des Jetstreams ist in erster Linie von den Temperaturunterschieden in der Atmosphäre zwischen den mittleren Breiten und den polaren Gebieten abhängig, wobei grössere Temperaturunterschiede zu höheren Windgeschwindigkeiten in der Höhe führen.
Durch den Klimawandel wird der Temperaturunterschied zwischen der Arktis und den Subtropen aber etwas geringer (die Arktis erwärmt sich gut dreimal schneller als der Rest der Welt), weshalb Studien darauf hindeuten, dass der Jetstream in den mittleren Breiten tendenziell etwas schwächer wird. Diese Ergebnisse sind allerdings noch nicht abgesichert, am Thema Jetstream und Klimawandel wird noch intensiv geforscht. Eine neue Studie zeigt, dass die abnehmende Eisausdehnung in der Arktis im Winter zu einer leichten Verschiebung des Jetstreams nach Süden führen könnte, diese ist aufgrund der hohen jährlichen Variabilität aber kaum mit Messungen feststellbar.
KEINEN METEONEWS-METEOBLOG MEHR VERPASSEN
Die MeteoNews-Meteorologen informieren 24/7 über die Wetterereignisse in Europa und der ganzen Welt. Damit Sie keinen MeteoBlog mehr verpassen, abonnieren Sie ganz unten auf dieser Webseite gleich das kostenlose MeteoBlog-Newsmail.