Seit etwa Mitte Mai ist in der Schweiz die Graspollenbelastung praktisch durchgehend hoch bis sehr hoch, Heuschnupfensymptome waren und sind somit sehr verbreitet. Mitverantwortlich dafür war auch die Trockenheit, Niederschlag fiel meist nur selten und viel zu wenig, sodass die Pollen kaum je ausgewaschen wurden. Im Zuge des Klimawandels sind die Zukunftsaussichten bezüglich Graspollen ziemlich düster, da in den nächsten Jahren bis Jahrzehnten mit mehr Pollen sowie einer Verlängerung der Blütezeit zu rechnen ist.
Leidgeplagte Graspollenallergiker
Nachdem die Graspollensaison im April nur langsam in die Gänge gekommen ist und das im Norden im April bis gegen Mitte Mai zu nasse Wetter dafür gesorgt hat, dass die Gräser immer wieder aus der Luft ausgewaschen wurden und es so für die Allergiker immer wieder Verschnaufpausen gab, ist die Graspollenbelastung ab etwa Mitte Mai praktisch durchgehend hoch bis sehr hoch. Niederschlag gab es ab dann nur noch wenig und wenn, dann nur kurzzeitig, sodass sich kaum mehr eine Entlastung ergab. Kein Wunder sind juckende und tränende Augen, laufende und verstopfte Nasen sowie Husten und Halsschmerzen aktuell sehr verbreitet. Rund 15% der Bevölkerung leidet an Heuschnupfen, bei mehr als der Hälfte sind dabei Graspollen verantwortlich. Die Gräserpollensaison dauert noch länger und endet erst so gegen Ende September, die Leidenszeit für Graspollenallergiker dauert somit an (vgl. Abb. 1). Entscheidend über die weitere Häufigkeit der Beschwerden wird in diesem Jahr sein, wie sich die Witterung entwickelt und ob es immer wieder Phasen gibt, an denen die Pollen aus der Luft ausgewaschen werden.
Abb. 1: Pollenkalender: Graspollen bis etwa Ende September; Quelle: MeteoNews
Graspollen und Klimawandel: Immer mehr und länger Pollen
Da die Gräser das Hauptallergen für Heuschnupfen sind, ist entscheidend, wie sich die Graspollenkonzentrationen in Zukunft im Zuge des Klimawandels weiter entwickeln werden. Die zunehmende Erwärmung, gerade in Kombination mit dem erhöhten CO2-Gehalt (natürlicher Düngeeffekt), verändert dabei nachweislich die Intensität und den Zeitpunkt der Grasblüte, bewirkt eine Verschiebung und eine Verlängerung der Vegetationsperiode und eine Vergrösserung der Biomasse. Der Pollenflugbeginn ist früher, gleichzeitig dauert die Pollenflugsaison infolge im Herbst höherer Temperaturen länger. So sind durchschnittlich länger und mehr Graspollen in der Luft. Während bei anderen allergenen pollenproduzierenden Pfanzen wie der Birke mit den höheren Temperaturen teilweise eine Verdrängung erfolgt (in tieferen Lagen immer weniger Birken, in höheren Lagen dafür mehr), wird sich bei den Gräsern kaum etwas ändern, es werden höchstens etwas kälteliebendere Arten von wärmeliebenden verdrängt. Dies allerdings auch nur in Magerwiesen, wo die Konkurrenz wirkt, in Fettwiesen wird sich bei der Zusammensetzung der Gräser dagegen wenig ändern, diese sind vom Nährstoffgehalt abhängig und produzieren in Zukunft dann einfach länger und mehr Pollen. Ungünstig wird sich zudem auch auswirken, dass es zwar mit höheren Temperaturen tendenziell mehr Niederschlag gibt, dieser aber anders verteilt sein wird. So dürften die trockenen Phasen länger werden, während dafür kurzzeitig stärkere Niederschläge zu erwarten sind. Dies bedeutet wiederum, dass die Pollen seltener ausgewaschen werden und damit die Pollenkonzentration weniger häufig reduziert wird. Bei allerdings längeren Trockenphasen verdorren die Gräser, die Graspollenkonzentration nimmt ab. Dies dürfte aber bei den aktuellen Klimaverhältnissen eher selten der Fall sein. Insgesamt also keine rosigen Aussichten für Graspollenallergiker...
Ausweichen schwieriger
Eine Möglichkeit, den Graspollen auszuweichen, ist sich im Höhen zu begeben, wo kaum mehr Gräser blühen, d.h. über die Grenze der alpinen Matten, welche in den Voralpen aktuell auf rund 2500 Metern und in den zentralen Alpen auf knapp 3000 Metern liegt. Mit den höheren Temperaturen verschieben sich nun aber auch die alpinen Rasen immer weiter nach oben, sodass man immer weiter in die Höhe steigen muss, um grossen Graspollenkonzentrationen zu entfliehen. Grundsätzlich kommen aber im Hochsommer als Ausweichorte sowieso nur alpine Hütten, insbesondere SAC-Hütten in Frage. Bis etwa Anfang Juni entkommt man den Gräsern allerdings auch in tieferen Lagen, allerdings verschiebt sich mit der zunehmend in die Höhe fortschreitenden Blüte der Gräser auch die graspollenarme Zone immer weiter nach oben.
Abb. 2: Auf der Hörnlihütte muss man sich kaum mit Graspollen herumschlagen; Quelle: pixabay