Der Dezember 2022 hatte in Sachen Wetter einiges zu bieten, und bezüglich der Temperaturen steht das grosse Finale zu Silvester erst bevor. Knapp 2/3 des Monats standen im Zeichen des Winters, dann aber schlug wieder einmal das Weihnachtstauwetter zu.
Zuerst schon fast ungewohnt kalt, dann massiv milder
In den ersten Tagen des meteorologischen Winters zeigte sich das Wetter noch vergleichsweise unspektakulär mit einer Kombination aus Hochnebel, Sonne und Wolken. Die Temperaturen lagen zumeist im leicht positiven Bereich, am 3. Dezember verzeichnete St. Gallen einen ersten Eistag. Zum 3. Adventwochenende hin erreichte dann aber immer kältere Luft den Alpenraum. Am 9. Dezember war es vor allem in der westlichen Landeshälfte schon winterlich mit Schnee bis in tiefe Lagen. Samstag der 10. Dezember brachte dann nur noch Temperaturen um den Gefrierpunkt, zudem war es im Flachland verbreitet weiss. In der Nacht zum 3. Adventsonntag lockerte sich die Bewölkung am Nordrand der Schweiz auf und liess die Temperaturen ordentlich in den Keller rasseln. In Zürich beispielsweise war es mit -9 Grad die bis dahin kälteste Nacht des Jahres.

Abb. 1: Tägliche Tiefst- und Höchsttemperarturen an der Station Zürich-Flughafen
Tagsüber war es im Flachland zwar sonnig, die Temperaturen blieben aber bis auf wenige Ausnahmen im frostigen Bereich. Auch der Start in die Woche brachte noch einmal sehr kalte Nächte, in Buffalora sank das Quecksilber in der Nacht zum Montag auf -27 Grad.

Abb. 2: Übersicht über die tiefsten Temperaturen in diesem Monat
Im Laufe des Dienstag erreichte uns aus Westen wieder mildere Luft und liess die Schneefallgrenze ansteigen. Besonders heikel war die Situation am 14. Dezember, in den noch flachen Kaltluftseen und auf den gefrorenen Böden kam es zu gefrierendem Regen. Temperaturanstieg und Regen liessen den Schnee in den tiefen Lagen oft vorübergehend verschwinden, ab dem 16. Dezember wurde es noch einmal weiss. Auch das 4. Adventwochenende brachte vielerorts leichten Dauerfrost und hinterliess so einen winterlichen und zur Vorweihnachtszeit passenden Eindruck. Bis dahin lag die monatliche Durchschnittstemperatur schweizweit deutlich unter der Klimanorm, nach dem 3. Adventwochenende war es sogar um über 3 Grad zu kalt. Insgesamt gab es im Mittelland verbreitet 5 Eistage, in Basel waren es sogar deren 7! Üblich wären hier 2,4 Eistage.

Abb. 3: Anzahl der Eistage in Dezember 2022
Ab dem 19. Dezember wurde es aber nachhaltig milder, klassisches Weihnachtstauwetter setzte ein. Am 21. Dezember gab es teilweise schon zweistellige Pluswerte, zwischen dem 22. Dezember und dem Stephanstag war dies verbreitet der Fall. Dabei war es teilweise sehr windig (22. und 23. Dezember) und dadurch auch während der Nächte anhaltend mild. Dies reduzierte das Temperaturdefizit rasch, inzwischen sprechen wir schweizweit bereits von einem leichten Temperaturüberschuss. Nur noch wenige Stationen weisen ein kleines Defizit auf - so beispielsweise Basel. Da aber die letzten Tage des Jahres mild bleiben und zu Silvester aus heutiger Sicht die Temperaturen sogar Rekordniveau erreichen, wird der Dezember 2022 trotz der teilweise tiefwinterlichen Wetterphasen zu mild ausfallen. Besonders eindrücklich zeigt sich der Kontrast, wenn man die landesweiten Durchschnittstemperaturen für die erste und zweite Monatshälfte gegenüberstellt:
Abb. 4: Temperaturabweichung im Vergleich zum Klimamittel für die erste Dezemberhälfte 2022
Abb. 5: Vorläufige Temperaturabweichung im Vergleich zum Klimamittel für die zweite Dezemberhälfte bis 27. Dezember 2022
Abb. 6: Gesamte bisherige Temperaturabweichung im Dezember 2022 im Vergleich zum langjährigen Mittel
In der westlichen Landeshälfte zu nass
Wie bereits oben erwähnt, fiel in diesem Dezember nicht nur Schnee bis in tiefe Lagen, er konnte sich zwischenzeitlich auch für ein paar Tage halten. Die grössten Mengen fielen dabei am 9. Dezember im Westen, hier gab es zum Teil 10 bis 15 Zentimeter Neuschnee. Weiter östlich gab es etwas später 5 bis 10 Zentimeter, das Rheintal ging in dieser ersten Phase aber meist noch leer aus. Der meiste Niederschlag kam zwischen dem Abend des 22. Dezember und Heiligabend zusammen. Im Flachland fielen hier 20 bis 40 mm, in den Alpen und im Jura dagegen 50 bis 80 mm. Punktuell waren es über 100 mm! Dabei steigt die Schneefallgrenze am 23. Dezember mit einer Warmfront auf 2100 bis 2400 Meter an. Durch die Kombination aus Regen und starkem Wind ging es dem Schnee in den mittleren Lagen zunehmend an den Kragen. Bach- und Flusspegel stiegen an. In den Hochalpen gab es dagegen grosse Neuschneemengen, die durch den hier orkanartigen Wind verfrachtet wurden. Es bildeten sich Triebschneeansammlungen, die Lawinengefahr wurde akut – entlang des Alpenhauptkamms wurde Warnstufe 4 erreicht. Wie tückische die Lage war und zum Teil nach wie vor ist, zeigte sich am späteren Nachmittag des 25. Dezembers im benachbarten Vorarlberg, als oberhalb von Zürs trotz morgendlicher Sprengungen eine Staublawine eine abgesicherte Piste erreichte.
Abb. 7: Bisherige Abweichung der Niederschlagsmengen im Dezember 2022 im Vergleich zum langjährigen Mittel
Bis jetzt liegen die Niederschlagsmengen vor allem in der westlichen Landeshälfte im Bereich der Norm oder darüber. In den kommenden Tagen kommt hier noch einmal etwas zu, sodass es hier der Dezember dann tatsächlich verbreitet zu nass ausfallen wird. In der Nacht zu Silvestertag lässt eine Warmfront die Schneefallgrenze wieder auf über 2000 Meter ansteigen, die Niederschlagsmengen sind aber vergleichsweise gering. Grossflächig zu trocken war es bis in erster Linie in Mittelbünden und dem Engadin.
Im Norden deutlich weniger Sonne als normal
Im Norden tat sich die Sonne oft schwer, nur an einzelnen Tagen durfte man sich über wirklich viel blauen Himmel freuen. Grund dafür war zu Beginn Nebel oder Hochnebel, später dann die Wolken diverser Frontensysteme. Dieses Defizit wird in den letzten Tagen des Jahres nicht mehr ausgeglichen. Im Wallis, im Tessin sowie in Graubünden sieht die Sache besser aus, hier liegt die Sonnenscheindauer in etwa im Bereich der Norm (oder nur leicht darunter).
Abb. 8: Abweichung der Sonnenscheindauer im Vergleich zur Normperiode