Nach dem rekordwarmen September war es auch im vergangenen Monat viel zu warm, hinter uns liegt der zweitwärmste Oktober seit Messbeginn. Die letzten nassen Tage haben zudem dazu geführt, dass das nach den ersten beiden Dekaden vorhandene Niederschlagsdefizit ausgeglichen wurde, vor allem im Westen und Süden war es unter dem Strich nun sogar deutlich zu nass. Dazu schien die Sonne besonders im Mittelland viel häufiger als normal. Hinzu kommt schliesslich, dass es in den letzten Tagen vor allem auf den Jurahöhen und den Bergen sehr windig war und teilweise Sturm- sowie vereinzelt auch Orkanböen gab.
Platz zwei
In Ergänzung zur provisorischen Bilanz von letzter Woche folgen hier nun die definitiven Zahlen für den vergangenen Oktober. In den letzten Tagen hat sich der Temperaturüberschuss zwar noch einmal leicht reduziert, an Platz zwei der wärmsten Oktober-Monate seit Messbeginn war aber nicht mehr zu rütteln. Der Oktober 2023 war im Vergleich zum klimatischen Mittel (1991-2020) 3.1 Grad wärmer. Die Kombination mit dem wärmsten September seit Messbeginn macht diesen Herbst bis jetzt extrem aussergewöhnlich!
Abb. 1: Temperaturabweichung für den Oktober 2023 im Vergleich zum Klimamittel; Quelle: MeteoNews, Ubimet
Nasser als üblich
Bezüglich der Niederschläge haben sich in der letzten Woche doch noch gewisse Veränderungen ergeben, über das ganze Land gesehen war es 26% bis 27% nasser. Wesentlichen Anteil daran haben die zum Teil intensiven Niederschläge im Westen, insbesondere aber im Süden und Südosten. In der Genferseeregion fiel zum Teil doppelt so viel Regen wie normal, selbiges gilt auch für das Misox, das Bergell, Teile des Oberengadins sowie das Puschlav. Im Vergleich am "trockensten" blieb es in einem Bereich zwischen dem Kanton Luzern und dem Grossraum Zürich.
Abb. 2: Niederschlagsabweichung im Oktober 2023 im Vergleich zum Klimamittel; Quelle: MeteoNews, Ubimet
Lange Zeit lag die Schneefallgrenze relativ hoch, erst in den letzten Tagen wurde es in den Bergen deutlich winterlicher. In den hochgelegenen Skigebieten ist damit eine erste Basis für die kommende Skisaison gelegt.
Abb. 3: Neuschneemenge im Oktober 2023; Quelle: MeteoNews, Ubimet
Im Norden überdurchschnittlich viel Sonnenschein
Bei der Sonnenscheindauer hat sich an der groben Verteilung nicht mehr viel verändert – im Norden brachte der vergangene Oktober wesentlich mehr Sonne als üblich. Gerade in Teilen des Mittellands gab es 50% bis 60% mehr Sonnenstunden. Zwischen dem Grossteil des Wallis, dem Tessin sowie Graubünden bewegt sich die Sonnenscheindauer im Bereich der langjährigen Norm.
Abb. 4: Abweichung der Sonnenscheindauer im Oktober 2023 im Vergleich zum Klimamittel; Quelle: MeteoNews, Ubimet
Das Wetter im Oktober 2023
Ort | Temperaturabweichung | Niederschlagsabweichung | Abweichung der Sonnenscheindauer |
---|---|---|---|
°C | % | % | |
Aarau | 2.6 | 25.0 | 56.0 |
Bern | 3.0 | 18.0 | 45.0 |
Basel-Binningen | 2.9 | -9.0 | 23.0 |
Chur | 3.3 | 60.0 | 8.0 |
Genf | 2.7 | 107.0 | 37.0 |
La Chaux-de-Fonds | 2.8 | 28.0 | 18.0 |
Lugano | 2.8 | 45.0 | 4.0 |
Luzern | 2.7 | -23.0 | 59.0 |
Säntis | 2.8 | 17.0 | -1.0 |
Sitten | 2.3 | 11.0 | 7.0 |
Sankt Gallen | 3.5 | -10.0 | 32.0 |
Samedan | 2.5 | 106.0 | 6.0 |
Vaduz | 3.3 | 46.0 | 8.0 |
Zürich Flughafen | 2.6 | -26.0 | 43.0 |
Temperatur | Niederschlag | Sonnenscheindauer | |||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Oktober 2023 | Mittel | Abweichung | Oktober 2023 | Mittel | Abweichung | Oktober 2023 | Mittel | Abweichung | |
[°C] | [°C] | [°C] | [mm] | [mm] | [%] | [h] | [h] | [%] | |
Aarau | 12.7 | 10.1 | 2.6 | 90.1 | 72.0 | 25.0 | 134.9 | 86.3 | 56.0 |
Bern | 12.5 | 9.5 | 3.0 | 102.0 | 86.5 | 18.0 | 173.2 | 119.1 | 45.0 |
Basel-Binningen | 14.0 | 11.1 | 2.9 | 67.4 | 74.4 | -9.0 | 131.3 | 107.0 | 23.0 |
Chur | 14.1 | 10.8 | 3.3 | 106.9 | 66.7 | 60.0 | 142.3 | 131.8 | 8.0 |
Genf | 14.0 | 11.3 | 2.7 | 200.2 | 96.5 | 107.0 | 158.9 | 116.3 | 37.0 |
La Chaux-de-Fonds | 10.8 | 8.0 | 2.8 | 149.6 | 117.2 | 28.0 | 157.6 | 133.6 | 18.0 |
Lugano | 16.0 | 13.2 | 2.8 | 216.8 | 149.7 | 45.0 | 146.7 | 141.3 | 4.0 |
Luzern | 13.0 | 10.3 | 2.7 | 68.3 | 88.2 | -23.0 | 158.3 | 99.4 | 59.0 |
Säntis | 3.9 | 1.1 | 2.8 | 226.6 | 193.4 | 17.0 | 159.6 | 160.7 | -1.0 |
Sitten | 13.0 | 10.7 | 2.3 | 47.5 | 42.8 | 11.0 | 170.2 | 159.7 | 7.0 |
Sankt Gallen | 12.7 | 9.2 | 3.5 | 94.2 | 104.8 | -10.0 | 133.8 | 101.3 | 32.0 |
Samedan | 6.1 | 3.6 | 2.5 | 157.6 | 76.6 | 106.0 | 146.1 | 138.1 | 6.0 |
Vaduz | 14.4 | 11.1 | 3.3 | 99.1 | 67.7 | 46.0 | 123.4 | 114.3 | 8.0 |
Zürich Flughafen | 12.5 | 9.9 | 2.6 | 61.0 | 82.5 | -26.0 | 134.7 | 93.9 | 43.0 |
Zweitwärmster Oktober seit Messbeginn
Der September 2023 war mit einer Abweichung gegenüber dem langjährigen Mittel von 1991 bis 2020 von rund 4 Grad mit Abstand der wärmste seit Messbeginn (siehe hier). Der Oktober schliesst nun nahtlos an den September an, war er bisher doch über die ganze Schweiz gesehen rund 3.3 Grad zu warm (vgl. Abb. 1).
Abb. 1: Temperaturabweichung bisher im Oktober im Vergleich zum langjährigen Mittel 1991-2020; Quelle: MeteoNews, UBIMET
Die Abweichung ist dabei in den Bergen mit lokal bis über 4 Grad etwas höher als im Flachland, wo der Temperaturüberschuss vielerorts zwischen etwa 2.5 und 3 Grad liegt. Gegenüber der ausserordentlich warmen ersten Monatshälfte hat der Überschuss bis dato um rund 1 Grad abgenommen (von 4.3 auf 3.3 Grad).
Temperaturmaxima hauptsächlich für Überschuss verantwortlich
Vergleicht man die Karten mit den durchschnittlichen Temperaturmaxima und Temperaturminima, so zeigt sich, dass die Abweichung bei den Maxima um 4.3 Grad und bei den Minima nur um 2.6 Grad höher ist als im langjährigen Mittel (vgl. Abb. 2 und 3). Im Mittelland liegen die Minima vielerorts unter 2 Grad über der Norm, dies vor allem infolge des in der ersten Monatshälfte sehr sonnigen Wetters und damit verbundener starker Abstrahlung in den Nächten.
Abb. 2: Abweichung der Temperaturmaxima bisher im Oktober im Vergleich zum langjährigen Mittel 1991-2020; Quelle: MeteoNews, UBIMET
Abb. 3: Abweichung der Temperaturminima bisher im Oktober im Vergleich zum langjährigen Mittel 1991-2020; Quelle: MeteoNews, UBIMET
In tiefen Lagen noch frostfrei
Der erste Frost auf 2 Metern (Luftfrost) tritt in tiefen Lagen durchschnittlich schon im Oktober auf. Dieses Jahr fehlt dieser aber noch (vgl. Abb. 4), was sich auch an der gegenüber anderen Jahren verspäteten Laufverfärbung äussert (vgl. hier). Dafür gab es aber ausserordentlich viele Sommertage und einige neue Oktober-Temperaturrekorde (vgl. hier).
Abb. 4: Temperaturminimum bisher im Oktober; Quelle: MeteoNews, UBIMET
Niederschlag etwa in der Norm
Insgesamt fiel bisher schweizweit etwa normal viel Niederschlag (Abweichung rund 3%, vgl. Abb. 5). Den Hauptteil gab es dabei ab dem 19. Oktober. Insbesondere am 20. Oktober fiel mit einer Südstaulage mit Schwerpunkt südlich der Alpen viel Regen, hier konnten lokal bis über 150 mm verzeichnet werden (vgl. hier). So konnte das Defizit, das über die ganze Schweiz gesehen um die Monatsmitte noch 75% betrug, in der zweiten Hälfte mehr als ausgeglichen werden.
Abb. 5: Niederschlagsabweichung bisher im Oktober im Vergleich zum langjährigen Mittel 1991-2020; Quelle: MeteoNews, UBIMET
Regional unterschiedlich nass
Insgesamt ist die Niederschlagsverteilung regional recht verschieden: Während es im Süden und im Westen teilweise deutlich zu nass war, fiel in weiten Teilen des Wallis sowie der Zentral- und Ostschweiz unterdurchschnittlich viel Niederschlag. In dieser Verteilung kommen einerseits Südstaulagen mit Föhn im Norden, andererseits sich an den westlichen Jura legende Störungen zum Ausdruck.
Schneefallgrenze meist über 2000 Meter
Der markante Temperaturüberschuss korreliert auch mit einer recht hohen Schneefallgrenze. Meist lag diese im Oktober auf 2000 Meter oder höher. Schnee bis unter 2000 Meter war eine Seltenheit. Schnee gab es somit nur in den Hochalpen, wie die nachfolgende Karte zeigt. Auch hier eine historische Einordnung: In Arosa auf rund 1800 Metern über Meer fallen im Oktober durchschnittlich 35 cm Neuschnee. Im Oktober 2023 sind es bisher lediglich 2 cm.
Abb. 6: Neuschneemenge im Oktober 2023; Quelle: MeteoNews, UBIMET
Vor allem im Mittelland viel zu sonnig
Die Sonne schien im Oktober verbreitet häufiger als normal, schweizweit beträgt der Überschuss knapp 30% (vgl. Abb. 6). Insbesondere im Mittelland gab es viel zu viel Sonne, teilweise schien die Sonne mehr 50% häufiger als normal. Damit wird sich der Oktober im Flachland teilweise unter den 10 sonnigsten seit Messbeginn einreihen. Der Überschuss ist aber nach der Monatsmitte deutlich gesunken, bis zum 16. gab noch 68% zu viel Sonne. Darin zeigt sich das in letzter Zeit eher sonnenarme Wetter.
Abb. 7: Abweichung der Sonnenscheindauer bisher im Oktober im Vergleich zum langjährigen Mittel 1991-2020; Quelle: MeteoNews, UBIMET
Windige letzte Tagen, lokal Orkanböen
In den letzten Tagen war es insbesondere auf den Bergen und den Jurahöhen teilweise stürmisch, am 20. Oktober gab es mit Föhn auch in Bad Ragaz mit 121 km/h eine Orkanböe (viertgrösste je gemessene Böe). Bemerkenswert ist auch die am gleichen Tag mit ebenfalls 121 km/h verzeichnete Orkanböe in Biasca, hier sorgte ein extrem starkes Druckgefälle über den Alpen dafür. Letzteres brachte auf dem Gütsch ob Andermatt gar 192 km/h und in Matro 174 km/h (vgl. Abb. 8).
Abb. 8: Stärkste Windböen am 20. Oktober; Quelle: MeteoNews, UBIMET