Im atlantischen Becken zeigt sich die Tropensturmsaison aktuell ruhig und unspektakulär, in den nächsten Tagen ändert sich daran nicht viel. Ganz anders sieht es dagegen im Pazifik aus, hier sorgen gleich drei Systeme für zum Teil sehr negative Schlagzeilen.
Hurrikan Dora und die Feuerkatastrophe auf Maui
Hurrikan Dora hat schon eine lange Reise hinter sich. Ende Juli bildete sich über Mittelamerika (Honduras und El Salvador) ein Tief, welches dann westwärts auf den Pazifik hinaus zog. Am 1. August wurde Dora knapp westlich vor Mexiko zum Tropensturm, am 2. August schliesslich zum Hurrikan. Vorgestern und gestern passierte er als Hurrikan der Kategorie 4 die Inselgruppe von Hawaii südlich, dies in einem Abstand von rund 800 Kilometern. Trotz dieser Distanz hatte Dora auf Hawaii – und hier insbesondere für Maui weitreichende Folgen! Der Wind frischte auf und erreichte Spitzen von 80 bis 100 km/h, er heizte damit die dort herrschenden Wald- und Grasbrände an. Deren Ursache ist zwar noch nicht restlos geklärt, könnte neben Brandstiftung aber auch durch den Wind beschädigte Stromleitungen und Transformatoren ausgelöst worden sein.
Abb. 1: Satellitenaufnahme von Hurrikan Dora südwestlich von Hawaii; Quelle: tropicaltidbits.com
Auf Hawaii herrscht zwar tropisches Klima, allerdings gibt es Unterschiede zwischen den verschiedenen Inseln und vor allem auch auf den Inseln selbst – nämlich zwischen der jeweiligen Ost- und Westseite. Die Ostseiten sind meist dicht bewachsen mit grossen Regenmengen, auf der windabgewandten Westseite ist es oft trocken. Besonders ausgeprägt ist dies auf Big Island, aber auch auf Maui zeigt sich dieses Muster. Die Brände fanden und finden sich auf der Westseite, der starke bis stürmische Wind trieb das Feuer vom Land in Richtung Küste. Der alte Walfängerort Lāhainā mit etwas über 12 000 Einwohnern war ein wahres Schmuckstück und nicht nur bei Touristen sehr beliebt, nach aktuellen Bildern fiel er den Flammen nahezu vollständig zum Opfer! Bis jetzt geht man von 36 Todesopfer aus, diese Zahl könnte aber noch steigen. Zahlreiche Menschen erlitten Brandwunden und flüchteten vor dem Feuer ins Meer. Auch weiter südlich in Kihai brennt es aktuell.
Die Zahl der Waldbrände auf Hawaii hat sich in den letzten Jahrzehnten vervierfacht. Experten sehen die Ursache in unbewirtschaftetem Grasland mit eingeschleppten, nicht heimischen Grasarten. Dieses Gras ist aktuell sehr trocken, schon in der letzter Zeit war für diesen Küstenabschnitt eine Feuerwarnung in Kraft.
Normalerweise sind Stürme über offenen Meer selten eine echte Schlagzeile wert, abgesehen von den Auswirkungen auf Hawaii ist Dora aber auch sonst speziell. Inzwischen ist die Zugbahn schon fast 6000 km lang, und von einem Ende kann keine Rede sein! Hurrikan Dora wird voraussichtlich morgen die Datumsgrenze überqueren und damit vom Ost- in den Westpazifik ziehen. Damit wird er aber auch per Definition vom Hurrikan zum Taifun. Das betrifft natürlich rein die Bezeichnung, denn am Tropensturmsystem an sich ändert sich dadurch nichts. Nach Hurrikan John 1994 und Hurrikan Genevieve 2014 ist Dora seit Beobachtungsbeginn erst der dritte Sturm dieser Kategorie, dem dies gelingt. Übrigens, bereits im Jahr 1999 gab es einen Hurrikan Dora, welcher vom Ost- und den Westpazifik zog und dabei rund 10'500 km zurücklegte (zweitlängste Zugbahn eines Tropensturms im Pazifik nach Hurrikan John 1994). Die Datumsgrenze überschritt das System allerdings lediglich als Tropensturm und nicht mehr als Hurrikan.
Tropensturm Khanun trifft auf Südkorea
Khanun hat inzwischen das dicht besiedelte Südkorea erreicht. Der Tropensturm zog nur noch langsam und brachte zuvor im Süden Japans bereits enorme Regenmengen. In Hongawa auf der Insel Shikoku fielen binnen 6 Stunden 333 mm Regen, in 48 Stunden waren es 558 mm. In Hinokage auf Kyūshū waren es in 6 Stunden 214 mm, in 48 Stunden 619 mm! Auch in Südkorea sind nun mehrere 100 mm zu erwarten, Überschwemmungen und Hangrutschungen sind die Folge.
Abb. 2: Satellitenaufnahme von Tropensturm Khanun über Südkorea; Quelle: tropicaltidbits.com
Taifun Lan nimmt Kurs auf Japan
Das dritte aktuell aktive Sturmsystem ist Taifun Lan. Er erreicht aktuell in Böen zwischen 150 und 170 km/h und wird sich in den nächsten Tagen weiter verstärken. Zwischen dem 14. und 15. August trifft er auf Japan, auch die Metropole Tokio wird wohl tangiert. Wir werden an dieser Stelle über die weitere Entwicklung berichten.
Abb. 3: Berechnete Zugbahn von Taifun Lan; Quelle: Joint Typhoon Warning Center