"April, April, der weiss nicht was er will". Was viele nicht wissen, dieser Satz ist der Beginn eines Gedichts von Heinrich Seidel (1842-1906), trotzdem wurde er mit den Jahren zu einer Art geflügeltem Wort. Aber woher kommt das, wieso steht der April sprichwörtlich für wechselhaftes Wetter?
Kräftigere Sonne, längere Tage
Eines vorweg - das Wetter hält sich an keinen Fahrplan, und jedes Jahr verläuft unterschiedlich. Das gilt auch für den April! Aber doch ist dieser Monat grundsätzlich eine Zeit grosser Veränderungen. Die Sonne steht immer höher am Himmel und gewinnt so weiter an Kraft, auch die Tageslänge nimmt rasch zu. Zwischen dem 1. und 30. April nämlich um rund eineinhalb Stunden. Mit dem höheren Sonnenstand und den längeren Tagen geht auch ein höherer Energieeintrag einher – und dies natürlich nicht nur in der Schweiz, sondern auf der gesamten Nordhalbkugel.
Kampf der Luftmassen
Die zusätzliche Strahlungsenergie erwärmt die Erdoberfläche, Land und Wasser aber in unterschiedlichem Ausmass! Während sich das Land (natürlich in Abhängigkeit von dessen Beschaffenheit) schneller und stärker erwärmt, dauert dies bei Meeren und Seen deutlich länger. Wasser besitzt eine viel höhere Wärmekapazität, weshalb es viel Energie benötigt, um die Temperatur beispielsweise um ein Grad ansteigen zu lassen.
Abb. 1: grosse Temperaturunterschiede zwischen Nordeuropa und dem Mittelmeerraum, hier als Beispiel der kommende Freitag 8. April 12 UTC
Diese Entwicklung nimmt bereits im Februar und März ihren Anfang. Während das Wasser des Mittelmeers noch kalt ist, erwärmen sich die umliegenden Landmassen zunehmend. Diese wiederum wirken dann als Heizfläche für die darüber liegende Luft. Während sich im Laufe des Frühlings im Süden auf diese Weise immer mehr Warmluft bildet, sind in den höheren Breiten aus dem Winter heraus nach wie vor umfangreiche Kaltluftmassen vorhanden. Räumliche Temperaturunterschiede führen auch zu Druckunterschieden, die Tiefdruckaktivität nimmt zu. Über das Jahr gesehen herrscht in der Schweiz im April im Mittel tatsächlich der tiefste Luftdruck, auch bei den Föhnphasen zeigt sich (neben dem Herbst) eine deutliche Häufung. Dynamisches Wetter bedeutet auch schnellere Wechsel aus sonnig-milden Tagen und Kaltlufteinbrüchen. So reicht die Palette von frostigen Nächten und Schnee bis in tiefe Lagen bis hin zu den ersten offiziellen Sommertagen mit Temperaturen um oder über 25 Grad. Man könnte dies auch als "Kampf der Luftmassen" titulieren! Ob frühsommerlich warm, oder spätwinterlich kalt – das hängt dann letzten Endes aber von der vorherrschenden Grosswetterlage und dem daraus resultierenden Strömungsmuster ab.
Einmal warm, einmal kalt - April 2020 und 2021
Als Beispiel hier ein kurzer Blick auf die letzten beiden Jahre. Der April 2020 verlief insgesamt deutlich zu warm, zu sonnig und zu trocken. Grund dafür war eine blockierte Hochdrucklage (ähnlich dem vergangenen März), die über Wochen für ruhiges und sonniges Wetter sorgte. Die Folge davon war eine aussergewöhnliche Trockenheit und ein bereits frühsommerliches Temperaturniveau.
Abb. 2: Temperaturhöchstwerte im April 2020 an der Station Zürich-Flughafen. Warm und trocken, viele Tage mit mehr als 20 Grad
Der April 2021 bracht dagegen grosse Temperatursprünge und in der ersten Hälfte auch ungewöhnliche viele Frosttage. Am 6. und 7. April gab es Schneeschauer bis in tiefe Lagen, in vielen Alpentälern wurde es noch einmal weiss. Unter dem Strich war es in der Deutschschweiz dann der kühlste April seit 20 Jahren.
Abb. 3: Temperaturhöchstwerte im April 2021 an der Station Zürich-Flughafen. Am Morgen oft Frost, in Summe der kühlste April seit 20 Jahren
Klassisches Aprilwetter
Aber der Begriff "Aprilwetter" steht nicht nur für krasse Wetterwechsel von einem Tag auf den anderen, sondern vielmehr noch innerhalb eines Tages. Stösst beispielsweise labil geschichtete Höhenkaltluft nach Süden vor, ergibt sich daraus ein grosser Temperaturunterschied zwischen dem mitunter schon gut erwärmten Erdboden sowie den oberen Luftschichten. Zuerst scheint die Sonne, dann bilden sich rasch dicke Quellwolken und in weiterer Folge lokale Regen- oder Graupelschauer, zum Teil auch mit Blitz und Donner. Bei solchen Wetterlagen lohnt es sich also durchaus, die Entwicklung am Wolkenhimmel oder auf dem Regenradar im Auge zu behalten!
Abb. 4: klassisches Aprilwetter mit Sonne, Haufenwolken und Regenschauern