Vor allem in der Nacht auf Montag sowie etwas weniger ausgeprägt in der Nacht auf Sonntag und eventuell auf Dienstag muss im Flachland und in den tieferen Alpentälern mit Frost gerechnet werden, der für die bereits blühenden Obstbäume (vor allem Steinobst wie Aprikosen, Pfirsich oder Kirsche) zum Problem werden kann. Vorbeugende Massnahmen sind - wenn möglich - unbedingt vorzunehmen, um grössere Ernteausfälle zu vermeiden.
Erwartete Frostnächte treibt den Obstbauern den Angstschweiss auf die Stirn!
Und täglich bzw. in diesem Fall jährlich grüsst das Murmeltier: Wie schon vor einem Jahr muss auch in diesem Jahr in der ersten Aprilhälfte mit Frost gerechnet werden. Vor einem Jahr gab es sogar eine ganze Serie mit Frostnächten (Messung 2 Meter über Boden) zwischen dem 4. und 9. April sowie dem 12. und 17. April mit Temperaturen von zumeist -6 bis -1 Grad. Schon vor einem Jahr war die Vegetation dabei soweit fortgeschritten, dass insbesondere Steinobstbäume wie Aprikosen, Pfirsiche und Kirschen sowie teilweise Zwetschgen blühten. Dazu kamen auch noch frühe Birnensorten. In der Folge hatte der Frost grössere Ernteausfälle zur Folge, insbesondere bei Aprikosen und Kirschen. Dazu kam vor einem Jahr während der ersten Kältephase vor allem in den Alpentälern auch Schnee (vgl. nachfolgendes Foto, das wie alle Fotos ohne Quellengabe vom diesen Blog verfassenden Meteorologen Roger Perret aus dem Sarganserland stammt).
Abb. 1: Schneebedeckter Birnbaum letztes Jahr Anfang April (6. April 2021)
Neben dem Frost muss ab morgen im Norden insbesondere in den Alpentälern auch mit Schnee gerechnet werden. Zur Wetterentwicklung in den kommenden Tagen sowie den erwarteten Niederschlags- und Schneemengen sei auf den Blog von gestern verwiesen, die dort gemachten Ausführungen haben sich nach den neuesten Daten weitgehend bestätigt.
Aktueller Stand der Vegetationsentwicklung
Die Vegetationsentwicklung ist nach dem gegenüber dem langjährigen Mittel zu milden März (im morgigen Blog mehr dazu) auch in diesem Jahr deutlich verfrüht (gegenüber dem langjährigen Mittel in der Grössenordnung von 1 bis 2 Wochen) und vergleichbar mit dem Stand vor einem Jahr. So blühen auch dieses Jahr im Flachland und in den tieferen Alpentälern bereits die meisten Aprikosen- und Pfirsichbäume sowie mindestens teilweise auch die Kirsch- und Zwetschgenbäume. Daneben blühen bereits frühe Birnbäume, während die Äpfel meist kurz vor der Blüte stehen (siehe nachfolgende Fotos).
Abb. 2: Aktuell blühender Kirschbaum
Abb. 3: Aktuell blühender Pfirsichbaum
Abb. 4: Aktuell blühender Birnbaum
Abb. 5: Im Garten unseres Meteorologen Roger Perret geht es aktuell auch sonst bunt zu und her
Wieviel Frost ist wann zu erwarten?
Frostgefährdet sind die Nächte ab der Nacht von morgen Freitag auf Samstag. In der Nacht auf Samstag sinken dabei die Temperaturen infolge vieler Wolken im Flachland und in den tieferen Alpentälern nur lokal knapp unter den Gefrierpunkt, mehr als -1 Grad ist nirgends zu erwarten. In der Nacht zum Sonntag ist die Luftmasse dann noch etwas kälter, vereinzelt sind auch Auflockerungen möglich. So dürfte es vielerorts etwas Frost geben, zumeist dürften die Minima dabei um -2 bis -1 Grad liegen. Die Nacht zum Montag wird danach deutlich heikler! Die Bewölkung ist aufgelockert, es sind teils klare Abschnitten möglich und der Wind schwach. In der Folge dürften die Temperaturen nach dem Eindunkeln relativ rasch unter den Gefrierpunkt sinken. Die Frühwerte am Montagmorgen hängen stark von der Bewölkung vor Ort und der Geländeform ab! Aus heutiger Sicht sind Minima im Bereich von -5 bis -2 Grad wahrscheinlich, lokal sind nach einigen Wettermodellen auch -8 bis -6 Grad nicht ganz ausgeschlossen! Dabei wird es in Mulden und Senken kälter als beispielsweise in Hanglagen und auf Kuppen. Auch in der Nacht auf Dienstag droht bei teilweise klarem Himmel nochmals Frost von etwa -5 bis -1 Grad. Ab Mittwoch ist dann das Frostproblem vorderhand gelöst.
Wieviel Frost ertragen Obstbaumblüten?
Die Frosthärte der Obstbaumblüten hängt vom Entwicklungszustand ab. Sind die Blüten offen, dann kommen Frostschäden schon bei knappen Minusgraden von etwa -3 bis -1 Grad vor. In geschlossenem Zustand bzw. Knospenzustand (was momentan bei den Äpfeln der Fall ist), werden dagegen noch Temperaturen von -5 bis -4 Grad vielfach ohne grössere Schäden ertragen.
Abb. 6: Die sich aktuell im Knospenstadium befindenden Apfelbäume ertragen bis etwa -5 Grad ohne grössere Schäden
Wie oben erwähnt, ist nach heutiger Sicht vor allem die Nacht auf Montag hoch kritisch, hier sind lokal bis unter -5 Grad möglich, was ohne Schutz zu grossen Erfrierungsschäden an den offenen Blüten führen wird. Vorkehrungen zum Frostschutz sind so unbedingt zu empfehlen, um nicht grosse Ernteverluste zu erleiden.
Wie wirkt Frost auf die Blüten?
Frost zerstört das Zellgewebe der Blüten. Bei Temperaturen unter 0 Grad wird durch die Bildung von Eiskristallen den Zellen Wasser entzogen, die Blüten dehydrieren und nach einer gewissen Einwirkungszeit sterben die Zellen ab. Die Blüten verfärben sich teilweise braun und fallen ab. Es kann auch sein, dass nur der Fruchtansatz geschädigt wird, von aussen scheinen die Blüten dann noch intakt.
Wie kann man blühende Obstbäume vor Frost schützen?
Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten, von denen einige kurz erläutert werden sollen.
Kronenberegnung: Dies ist wohl die verbreitetste Vorkehrung zum Frostschutz von Obstkulturen, da letztere zumindest teilweise mit Sprinkleranlagen ausgestattet sind, die für eine Bewässerung im Sommer sorgen. Die Sprinkleranlagen müssen dabei zum Frostschutz der Blüten bei Temperaturen unter 0 Grad eingeschaltet werden. Durch den Gefrierprozess wird Wärme frei, zudem werden die Blüten durch einen entstehenden Eispanzer geschützt (vgl. Foto).
Abb. 7: Kronenberegnung mit bizarren Baumeisformen (nach certiseurope.de)
Einsatz von Feuern oder Frostkerzen: Mit Feuern oder Frostkerzen kann auch verhindert werden, dass die Temperaturen zu stark in den Minusbereich sinken. Diese Methode funktioniert aber nur, wenn es windschwach ist, sonst wird die Wärme durch den Wind zu schnell abgeführt.
Vegetation kurz halten: Damit wird die Wärmeabstrahlung des Bodens erhöht. Hohe Vegetation isoliert den Boden, der dann weniger Wärme abstrahlen kann.
Kälteschutz anbringen: Kleine Obstbäume kann man durch Decken oder Vlies schützen, Niederstammkulturen durch Blachen, die über die Anlagen gezogen werden. Bei Hochstämmern kommen diese Schutzmassnahmen aufgrund der Grösse kaum in Betracht. Allerdings sind höhere Bereiche der Bäume weniger frostgefährdet, da sich die Kaltluft bei windschwachen Lagen am Boden sammelt und es hier dadurch am kältesten ist.
Daneben gibt es noch verschiedene weitere Methoden, wie man blühenden Obstbäume schützen kann, die aber kaum zum Einsatz kommen und damit von geringer Bedeutung sind. So können beispielsweise verschiedene chemische Mittel gespritzt werden, um den Frostschutz der Blüten zu erhöhen. Daneben können auch Windmaschinen oder Hubschrauber eingesetzt werden, welche die Luftschichten durchwirbeln und damit die Temperaturen leicht anheben.
Warum werden Spätfröste in der ersten Aprilhälfte für Obstbäume immer mehr zum Problem?
Das Problem mit Spätfrösten in der ersten Aprilhälfte, welche für blühende Obstbäume zum Problem werden, ist in den letzten Jahren immer häufiger geworden, da es häufig schon früh im Jahr sehr mild bis warm wird und so die Vegetationsentwicklung durchschnittlich immer weiter fortgeschritten ist, sodass Fröste im April grössere Schäden verursachen können. Dies ist wohl auch eine Folge des aktuellen Klimawandels und wird sich in Zukunft wohl noch weiter häufen.
Ist es danach vorbei mit Frost?
Ab Mittwoch ist die Frostgefahr vorläufig gebannt, es wird insbesondere auch in den Nächten milder. Allerdings gibt es gelegentlich auch in der zweiten Aprilhälfte und sogar in der ersten Maihälfte (Eisheilige!) noch Kaltluftausbrüche aus Norden, die Frost bringen können. Gegen Ende April und in der ersten Maihälfte sind dabei auch die Weinreben gefährdet, da sie dann zumeist ausgeschlagen haben und die Blätter und Blütenansätze schon bei ganz leichten Minusgraden erfrieren können. Dies ist letztmals Anfang Mai 2019 in grösserem Umfang geschehen, damals mussten viele Rebberge mit Frostkerzen oder Feuern geschützt werden (siehe nachfolgendes Foto).
Abb. 8: Feuer zum Schutz der ausgetriebenen Reben (7. Mai 2019)
So ganz ausgestanden ist das Spätfrostproblem in diesem Frühling also auch nach Mitte der kommenden Woche noch nicht unbedingt...
Und wie sieht es im nahegelegenen Ausland aus?
Der Kälteeinbruch beeinflusst in den kommenden Tagen nicht nur die Schweiz, sondern es sind weite Teile von Mitteleuropa betroffen. Je weiter im Norden, desto weniger setzt dabei der Frost der Vegetation zu, da die Entwicklung noch nicht soweit fortgeschritten ist. Frostprobleme dürfte es im nahen Ausland in den kommenden Tagen insbesondere in Süddeutschland, in Österreich und im benachbarten Frankreich geben, die hier die Vegetationsentwicklung ähnlich weit wie bei uns ist und ebenfalls vielerorts Frost erwartet werden muss.