Eine Front bezeichnet in der Meteorologie eine Luftmassengrenze. Bei einer Kaltfront verdrängt eine kältere Luftmasse eine wärmere, bei einer Warmfront ist es umgekehrt. Als dritte Form gibt es noch eine Mischung dieser beiden, eben Mischfront oder Okklusion genannt. In diesem Artikel soll es nun aber um die bei uns seltenste Variante gehen – die Warmfront.
Aufgleitende Warmluft
Bei einer Warmfront stösst wärmere Luft in Richtung einer kälteren Luftmasse vor. Da aber die wärmere Luft leichter ist, gleitet sie auf die kältere Luftmasse auf und wird dabei gehoben. Der Aufgleitwinkel ist dabei relativ flach mit einer Neigung von 1:100 bis 1:400. Es bildet sich eine horizontal stark ausgedehnte Aufgleitfläche, sie kann sich über mehrere hundert bis hin zu tausend Kilometern erstrecken. In diesem Bereich kommt es zur Wolkenbildung. Weit vor der Front bilden sich zuerst hohe Schleierwolken (Cirrus, speziell Cirrostratus).
Abb. 1: Cirrostratus, flächige Schleierbewölkung aus Eiskristallen; Quelle: Wikipedia
Der Luftdruck beginnt langsam zu sinken, da in der Luftsäule über dem Beobachtungspunkt immer mehr der relativ gesehen schwereren Kaltluft durch leichtere Warmluft ersetzt wird. Mit weiterer Annäherung der Front verdichtet sich die Bewölkung und die Wolkenuntergrenze sinkt. Zunächst schimmert die Sonne noch durch, der Himmel wird aber immer milchiger und das Licht diffuser. Bald stellt sich Altostratus ein, eine flächige mittelhohe Bewölkung mit nur unscharfen Konturen. Hier kommt die Sonne in der Regel kaum mehr durch. Im weiteren Verlauf geraten die Berge von oben her zunehmend in Wolken, erste unergiebige Niederschläge setzen ein. Im Vorfeld der eigentlichen Bodenfront folgt schliesslich Nimbostratus, eine vertikal mächtige Wolkenform mit tiefer Untergrenze. Die Niederschläge breiten sich aus, auch deren Intensität nimmt zu. Der Luftdruck sinkt weiter, der Wind frischt auf. Während sich bei Kaltfronten auf dem Niederschlagsradar oft scharfe und definierte Regenbänder zeigen, gibt es bei gut ausgeprägten Warmfronten einen grossen Niederschlagsteppich.
Abb. 2: Schematische Darstellung einer Warmfront.; Quelle: MeteoNews
Landregen oder Schnee?
Bei der Niederschlagsform gibt es je nach Jahreszeiten einige Spezialformen. Im Sommerhalbjahr bringt eine Warmfront länger anhaltenden und mitunter auch ergiebigen Landregen, dies bei sehr hoher Schneefallgrenze. Ist die aufgleitende Warmluft labil geschichtet, sind auch eingelagerte Gewitter möglich. Im Winter können Warmfronten paradoxerweise mitunter wesentlich mehr Schnee bringen, also so manche Kaltfront. Das liegt zum einen daran, dass Kaltfronten schneller ziehen – das ganze passiert eher nach dem Motto "kurz und heftig". Warmfronten ziehen langsamer, die Niederschläge dauern länger an. Nach einer ruhigen winterlichen Hochdruckphase mit wenig Wind liegt in den Tälern und Becken in der Regel noch kalte Luft. Gleitet nun in der Höhe wärmere Luft auf, kann es lange Zeit in diese alte Kaltluft hineinschneien. Zum Teil ist die vertikale Temperaturverteilung dabei nahezu isotherm (beispielsweise am Boden 0 Grad, auf 1000 Metern 0 Grad, auch auf 2000 Metern 0 Grad). Steigen die Temperaturen in der Höhe weiter an, und der auffrischende Wind beginnt die tieferen Niveaus allmählich zu durchmischen und die Kaltluft auszuräumen, steigt die Schneefallgrenze mitunter sprunghaft an. Warmfronten im Winter können auch Auslöser für gefrierenden Regen oder Eisregen sein (wenn es zuvor kalt genug war).
Warmfronten auf der Wetterkarte
Auf einer Isobaren- oder Wetterkarte wird die Warmfront durch rote Linien und Halbkreise dargestellt. Wie oben bereits erwähnt, ziehen Warmfronten deutlich langsamer als Kaltfronten (blau). Letztere holt die Warmfront daher schliesslich ein, es bildet sich die Mischfront oder Okklusion (violett). Der Bereich zwischen der Warm- und Kaltfont wird Warmluftsektor genannt. In der Regel entstehen die Tiefdruckgebiete und ihre Fronten nicht bei uns, sondern beispielsweise über dem Nordatlantik. Erreichen die Frontensysteme schliesslich den Alpenraum, haben sie schon einige Entwicklungszeit hinter sich. Meist sind es Kaltfronten oder Okklusionen, gut ausgeprägte Warmfronten sind bei uns die im Vergleich seltenste Fronten-Variante.
Abb. 3: Isobaren- und Frontenkarte für den 24. Januar 2024, 13 Uhr; Quelle: MeteoNews