In den aktuellen Wetterberichten hört im Zusammenhang mit der aktuellen Schönwetterphase immer wieder von Altweibersommer. Dies ist jedoch falsch, dieser ist später, aktuell befinden wir uns im Spätsommer. Mehr zum Unterschied und in welcher Jahreszeit wir uns gemäss der Natur befinden nachfolgend.
Aktuell spätsommerliche Wetterphase
Die aktuelle Schönwetterphase wird in den verschiedenen Berichten unterschiedlich benannt, mal liest man von einer spätsommerlichen Phase, mal von Altweibersommer. Unter Spätsommer versteht man dabei die Phase bis zum kalendarischen Herbstanfang (dieses Jahr am 23. September um 8 Uhr 49), welche nach dem Hochsommer folgt. Letzterer ist gekennzeichnet durch heisse Phasen, die meist so gegen Ende August zu Ende gehen. Nachfolgend gibt es höchstens noch vereinzelte Hitzetage, die Schönwetterphasen sind aber oft noch sommerlich warm, man spricht in diesem Zusammenhang von Spätsommer. Die aktuelle sonnige Phase kann man somit dem Spätsommer zuordnen. Im Gegensatz zum Altweibersommer (vgl. weiter unten) sind die Lärchen dabei in den Bergen im Spätsommer typischerweise noch nicht verfärbt (vgl. Abb. 1).
Abb. 1: Aktuelles Bild vom Engadin (Celerina): Im Spätsommer sind die Lärchen noch nicht verfärbt; Quelle: roundshot
Altweibersommer später
Der Altweibersommer ist später, es handelt sich um eine Phase mit stabiler, hochdruckbestimmter und warmer Witterung im kalendarischen Herbst, oft zwischen Ende September und Mitte Oktober. Das trockene Wetter erlaubt eine gute Fernsicht und somit tolles Bergwetter, intensiviert den Laubfall und die Laubverfärbung (vgl. Abb. 2).
Abb. 2: Verfärbte Lärchen im Altweibersommer im Engadin (Morteratsch); Quelle: Roger Perret
Typisch für diese Zeit sind auch feine Spinnfäden an Sträuchern, Bäumen und Gräsern, wovon der Name abgeleitet sein dürfte (vgl. Abb. 3). Diese Spinnfäden entstehen in den oft klaren Nächten mit Taubildung, wobei sich die Tautröpfchen an herumfliegenden Spinnfäden absetzen. Das Knüpfen von Spinnweben wurde dabei im Althochdeutsch "weiben" (heute weben) bezeichnet. Zudem ist der Begriff "alt" im Zusammenhang mit dem Altweibersommer als "spät" zu verstehen.
Abb. 3: Wahrscheinliche Namensgeber für den Altweibersommer: Spinnennetze mit Tautropfen; Quelle: pixabay
Der Altweibersommer tritt meist ab Ende September, also etwa unserem kalendarischen Herbstbeginn, auf. Dies dann sehr regelmässig: Statistisch hält er in fünf von sechs Jahren bei uns Einzug. Als grosses Finale der Natur, das es zu geniessen gilt, sagt man augenzwinkernd über ihn: Er ist der einzige Sommer, auf den wirklich Verlass ist! Einmal eingetreten, kann die herbstliche Schönwetterperiode bis Ende Oktober anhalten, wobei man aber im Oktober auch von "goldenem Oktober" oder "Indian Summer" spricht (vgl. Abb. 4).
Abb. 4: Indian Summer mit herrlicher Herbstverfärbung; Quelle: pixabay
Natur bereits im Frühherbst
Neben dem astronomischen Kalender gibt es auch den Kalender der Natur, den sogenannten phänologischen Kalender. Bei diesem werden die Eintrittszeiten charakteristischer Erscheinungen, bei Pflanzen die charakteristischen Wachstumsstufen, beobachtet und festgehalten. Der phänologische Kalender unterteilt das Jahr in insgesamt 10 Jahreszeiten (vgl. Abb. 5).
Abb. 5: Phänologischer Kalender; Quelle: MeteoNews
Jede Jahreszeit beginnt nicht an einem festen Tag im Jahr, sondern bei Beginn der neuen Entwicklung einer Zeigerpflanze. Für den Beginn des Herbstes wird dabei die Blüte der Herbstzeitlosen sowie die Reife des Schwarzen Holunders herangezogen. Letztere ist in tiefen Lagen aktuell (vgl. Abb. 6), sodass wir uns von der Natur her bereits im Frühherbst befinden.
Abb. 6: Reifer Schwarzer Holunder im Sarganserland; Quelle: Roger Perret