Aktuell liegt ein Hoch über dem nördlichen Atlantik, welche die Westströmung blockiert. Dadurch ist der sogenannte NAO-Index stark negativ, sodass kalte Luft nach Mitteleuropa geflossen ist. In den kommenden Tagen steigt der NAO-Index wieder langsam an, die Lage wird in der nächsten Woche allmählich wieder deblockiert. Aktuell sieht es im Laufe der kommenden Woche nach einer milden, immer wieder nassen und teils windigen Südwest- bis Westlage aus, die momentane (moderate) Kälte im Flachland gehört dann wohl wieder der Vergangenheit an.
Blockierte Wetterlage durch ein Hoch im Nordatlantik
Während klassischerweise in dieser Jahreszeit Tiefdruckgebiete von Südgrönland nach Skandinavien ziehen und in einer ozeanischen Westströmung mehr oder weniger aktive Störungen über den Britischen Inseln und Nordeuropa mit sich führen, hat sich die Wetterlage in der ersten Januarhälfte umgekehrt. Derzeit hat sich nämlich hoher Luftdruck über dem nördlichen Atlantik und tiefer Druck über dem westlichen Atlantik etabliert und wird dort wahrscheinlich auch länger bleiben (vgl. Abb. 1). In der Folge sank Polarluft über Skandinavien bis nach Mitteleuropa ab.
Abb. 1: Ein Hoch über dem nördlichen Atlantik blockert aktuell die Westströmung; Quelle: MeteoNews
NAO-Index zur Beurteilung der Zirkulationsverhältnisse in Europa
Das Zirkulationsmuster der Atmosphäre im Nordatlantik wird insbesondere durch den sog. "NAO-Index (North-Atlantic-Oscillation-Index)" beurteilt. Die nordatlantische Oszillation beschreibt dabei den Druckunterschied zwischen Island (Reykjavik) und den Azoren (Ponta Delgada) auf dem Atlantik. Je nachdem, ob die Differenz positiv oder negativ ist, lassen sich Aussagen über die Stärke der Westwinddrift, also der westlichen Strömung über dem Ostatlantik, machen. Ist der Luftdruckgegensatz zwischen den Azoren im Süden und Island im Norden durch einen unterdurchschnittlichen Druck über Island und einen überdurchschnittlichen Druck über den Azoren grösser als im Mittel, so spricht man von einem positiven NAO-Index. In diesem Fall kann sich etwa zwischen 40° und 60° nördliche Breite eine starke westliche Strömung ausbilden, die im Winterhalbjahr häufig mit Winterstürmen verbunden ist (vgl. Abb. 2).
Abb. 2: Situation bei einem positiven NAO-Index; Quelle: MeteoNews
Aktuell stark negativer NAO-Index, deshalb bei uns kalt
Bei einem negativen NAO-Index ist der Druckgegensatz zwischen dem Islandtief und dem Azorenhoch deutlich abgeschwächt, die Verhältnisse können sich wie aktuell sogar umkehren (vgl. Abb. 1 und 3). Momentan sind das Hoch und das Tief gegenüber der Grafik nach Westen verschoben, im östlichen Skandinavien und in Nordosteuropa herrscht tiefer Luftdruck vor.
Abb. 3: Situation bei einem negativen NAO-Index; Quelle: MeteoNews
Bei einem negativen NAO-Index kommt die Westwinddrift im nördlichen Atlantik zum Erliegen. Gleichzeitig erhält Südeuropa normalerweise bei eher milden Temperaturen viel Niederschlag, während es in Skandinavien eher trocken und kalt ist. In Mitteleuropa bildet sich oft eine Luftmassengrenze aus. Man spricht bei einer solchen Situation auch von einer High-over-Low-Lage oder Blockierungslage. Dies ist eine recht seltene Lage, welche meist nur im Winter auftritt. Wie auch aktuell ist der Mittelmeerraum dabei tiefdruckbestimmt. In der Folge ist in den letzten Tagen polare Kälte nach Mitteleuropa eingedrungen. Dies war auch schon Anfang Dezember bei negativem NAO-Index der Fall, wo es bei uns nicht nur kalt wurde, sondern teilweise auch recht viel Schnee fiel (vgl. Abb. 4).
Weitere Entwicklung: Nach Kälte wahrscheinlich Milderung
Der NAO-Index hat seinen Tiefpunkt erreicht und steigt in den kommenden Tagen langsam wieder an, die blockierende Lage wird so allmählich aufgelöst. Bis zum Wochenende verbleibt dabei das wetterbestimmende Hoch im Raum Nordatlantik/nördliche Britische Inseln. Am Wochenende wird das Hoch dann schwächer, sodass am Nordostrand ein Schwall kalter Luft nach Skandinavien geführt wird. Diese überflutet das nördliche Mitteleuropa und könnte zu Beginn der kommenden Woche auch insbesondere die Ostschweiz betreffen. Danach ist gut möglich, dass sich ab etwa Mitte der kommenden Woche eine sehr milde und teils windige Südwest- bis Westlage einstellt. Die aktuell im Flachland recht kalte Phase dürfte so zwar noch bis zu Beginn der kommenden Woche andauern, dann aber im Laufe der nächsten Woche von einer milden Phase abgelöst werden.
Abb. 4: Entwicklung des NAO-Index in den letzten Monaten und weitere Entwicklung; Quelle: NOAA/National Weather Service