Abgedeckte Dächer, zerbrochene Fensterscheiben und demolierte Autos, Dutzende Verletzte und ein Toter: Gewitter und mindestens ein F3-Tornado wüteten gestern Freitag in Deutschland, besonders im Raum Paderborn.
Mit kräftigen Gewittern in Westfahlen mindestens ein Tornado!
Gestern Freitagnachmittag und -abend gab es vor allem in Westfalen heftige Gewitter. Zudem traten ein bis drei Tornados auf, vor allem zwischen Lippstadt und Lütmarsen, die 20 Kilometer voneinander entfernt liegen. Eine Untersuchung vor Ort muss in Kürze bestätigen, um wieviele Tornados es sich handelte.
Abb. 1: Schäden in Paderborn (Foto: RP Online)
Abb. 2: Geknickter Baum in Paderborn (Foto: Le Figaro)
Die Region Paderborn war mit 43 Verletzten besonders stark betroffen, als ein Tornado der Stärke F3 (auf einer Skala bis F5, das entspricht Windböen zwischen 250 und 330 km/h) wütete. Dächer wurden abgedeckt und zahlreiche Bäume entwurzelt, zudem wurden Fahrzeuge umgeworfen.
Abb. 3: Radarbilder des Gewitters, das den Tornado verursachte
Die Schadenshöhe wird bereits jetzt auf mehrere Millionen Euro geschätzt.
In Bayern wurden bei einem kräftigen Gewitter mit heftigen Sturmböen 14 Personen verletzt, die sich in eine Holzhütte geflüchtet hatten. Die Hütte hatte den Sturmböen nicht standgehalten. In der Region mussten die Feuerwehren sehr häufig wegen Überschwemmungen, Schäden an Dächern und umgestürzten Bäumen auf Strassen und Eisenbahnlinien ausrücken.
Im Rheinland war es vor allem der Hagel, der sich mit Körnern von bis zu 5 Zentimeter Durchmesser bemerkbar machte, insbesondere im Raum Koblenz. Dies führte zu Schäden an Fahrzeugen (zerbrochene Scheiben, verbeulte Karosserien) und zu Überschwemmungen. Auch im Rheinland starb ein Mann, der in seinem überfluteten Keller einen Stromschlag erlitten hatte.
Meteorologischer Hintergrund
Die Temperaturunterschiede spielten bei der Entstehung der starken Gewitter sowie der vereinzelten Tornados eine wichtige Rolle. Am Nachmittag war es an der Nordsee kaum wärmer als 13 Grad, während im Süden des Landes bis 34 Grad gemessen werden konnten.
Die Gewitter aus Frankreich zogen über die südlichen Benelux-Staaten und dann über Deutschland hinweg und verstärkten sich weiter, da sie im Laufe des Tages mit immer wärmerer Luft am Boden in Kontakt kamen. Kalte Luft in der Höhe, eine hohe Dynamik in der oberen Atmosphäre und Windscherungen taten ihr Übriges, sodass sich Gewitter-Superzellen mit einzelnen Tornados bilden konnten.
Dieser lokal fast schon apokalyptische Freitag folgte auf einen bereits sehr turbulenten Donnerstag mit teilweise sehr starken Gewittern mit Hagel und Windgeschwindigkeiten von punktuell über 100 km/h.
Nach einer Beruhigung am Wochenende wird am Montag eine neue Gewitterwelle über Deutschland hinwegziehen (nachdem sie zunächst Frankreich und dann Belgien getroffen hat), die Stärke dürfte aber etwas geringer sein als gestern Freitag.