Wir kommen aus dem Nass einfach nicht richtig raus. Auch diese Woche erreicht uns erneut ein Trog, welcher tiefdruckbestimmtes und regnerisches Wetter mit sich bringt. Mit Blick auf die anstehenden Eisheiligen kann man aber sagen, dass die Regenwolken immerhin das Risiko von Frost reduzieren.
Entlang der Alpen und im Süden grosse Niederschlagssummen
Mal wieder regnete es vor allem entlang der Alpen in Strömen, auch im Süden waren Gummistiefel von Vorteil. Wie erwartet brachte die Kaltfront in der Nacht auf heute Mittwoch einiges an Regen mit sich. Spitzenreiter der 24-Stunden-Niederschlagssumme ist der Säntis mit 71mm. Das ist zwar beeindruckend, reicht aber nicht mal für die Top Ten für Mai. Zum Vergleich: Der Mairekord für die Station Säntis liegt bei 171.6mm (14.05.1933). Aber auch in der Zentralschweiz wurde wieder die 50mm-Marke geknackt. Nachdem es vergangenen Sonntag in Schwyz bereits zu Überflutungen kam und die A4 gesperrt werden musste, gehört diese Region auch jetzt wieder zu den stärksten betroffenen Gebieten (Abb. 1). Auf dem Sattel wurden 58mm registriert, in Gersau wurde ebenfalls die 50mm-Marke geknackt. Neben den östlichen und zentralen Alpen und Voralpen kam auch im Tessin einiges zusammen, für den Süden ist die Station Torricella - Crana Spitzenreiter mit 47mm. Für den Süden ist das aber nicht unbedingt eine grosse Niederschlagssumme, an dieser Station liegt der Mairekord auf Platz 10 bei 112.6mm (23.05.2002), davon wurde nicht mal die Hälfte erreicht.
Niederschlagsmenge (Stand 11:00)
Messstationen | Niederschlagsmenge (in mm) |
---|---|
Säntis | 71 |
Sattel | 58 |
Innerthal | 56 |
Einsiedeln | 55 |
Gersau | 53 |
Rempen | 50 |
Urnäsch | 49 |
Wildspitz | 49 |
Schönegg | 47 |
Torricella - Crana | 47 |
Oberiberg | 46 |
Mosogno | 45 |
Stabio | 45 |
Monte Generoso | 44 |
La Dôle | 43 |
Bellinzona | 41 |
Steinen | 39 |
Starkenbach SG | 39 |
Cimetta | 38 |
Rossberg | 38 |

Abb. 1: 24h Niederschlagssumme bis Mittwoch 10. Mai, 9 Uhr; Quelle: UBIMET, MeteoNews
Bisher deutlich zu nasser Frühling
Seit Anfangs Mai regnete es fast jeden Tag! Bei einem "Regentag" spricht man von einem Tag, an welchem mindestens 1mm Niederschlag registriert worden ist. Unter anderem entlang der Alpen wurden bereits 8 Regentage registriert (Abb. 2). Vergleichen wir die aktuellen Daten mit der Klimanorm für 01. bis 09. Mai, sind wir also zu nass unterwegs. Für eine Zwischenbilanz ist es allerdings noch etwas früh. Was den Frühling angeht sind wir ebenfalls bisher zu nass unterwegs (Abb. 3). Grundsätzlich ist es normal, dass es im Frühling zu wechselhaftem Wetter kommt. Die kühleren Luftmassen nördlich der Schweiz und die wärmeren Luftmassen südlich im Schweiz liegen fast schon im Kampf miteinander – mal kommt es zu einem Kaltluftvorstoss von Norden, mal erreichen uns mit einer Südwestströmung von Süden her die milderen Luftmassen. Entlang der Grenze dieser Luftmassen können sich Tiefdruckgebiete und deren dazugehörigen Fronten bilden, welche das unbeständige Nass mit sich bringen. Seit einer Weile erreichen uns wiederholt solche Tiefdruckgebiete, sodass sich der Frühling bisher zu nass gestaltete. Kein Wunder, der März sowie der April zeigten sich beide auf der Alpennordseite ebenfalls von seiner regnerischen Seite. Bis zum 9. Mai kam im Wallis im Vergleich zur Klimanorm teilweise mehr als doppelt so viel Niederschlag zusammen!

Abb. 2: Bisherige Anzahl Regentage (= mehr als 1mm Niederschlag am Tag) im Mai 2023; Quelle: UBIMET, MeteoNews

Abb. 3: Niederschlagsabweichung vom bisherigen Frühling 2023 im Vergleich zur Klimanorm; Quelle: UBIMET, MeteoNews
Wann kann ich den Regenschirm verstauen?
Tja, fürs Erste gar nicht. Nach aktuellem Stand sind bis und mit Mitte nächste Woche tägliche Niederschläge zu erwarten (Abb. 4). Heute Mittwoch und morgen Vormittag regnet es vor allem entlang der Alpen mit klarem Schwerpunkt in Graubünden wiederholt, ab Donnerstagnachmittag regnet es mit Unterbrechungen verbreitet. Am Freitag und am Wochenende muss auch mit Gewittern gerechnet werden, dies vor allem am Samstag. Bis und mit Sonntag sind im Flachland 15 bis über 30mm, entlang der Alpen zum Teil über 50mm Niederschlag zu erwarten (Abb. 5). Wieder gilt dass durch die konvektiven Niederschläge es zu grösseren regionalen Unterschieden betreffend der Summe kommen dürfte.

Abb. 4: Prognose bis und mit Dienstag, 16. Mai 2023; Quelle: MeteoNews

Abb. 5: Prognostizierte Niederschlagssumme bis und mit Sonntag, 14. Mai 2023; Quelle: UBIMET, MeteoNews
Entlang der Voralpen viel Regen
Während sich der heutige Vormittag im Norden von der wechselnd bewölkten und trockenen Seite zeigt, erreicht uns im Verlauf des Nachmittags von Westen eine aktive Störungszone. Dabei wird die voranschreitende Warmfront über der Schweiz von der nachfolgenden Kaltfront weitgehend eingeholt sein, es handelt sich also um ein okkludiertes System. Typischerweise werden Okklusionen mit teils starken Niederschlägen in Verbindung gebracht. Wie auf der Abbildung zu sehen ist, gibt es zwei Niederschlagsschwerpunkte. Einerseits fällt entlang der Voralpen und andererseits auf der Alpensüdseite jeweils zwischen 20 und 40 mm Regen, lokal auch etwas mehr. Im Mittelland hingegen erreichen die Summen etwa 10 bis 20 mm.

Abb. 1: Erwartete Niederschlagssummen bis morgen Mittag; Quelle: MeteoNews
Bei Niederschlagseinsetzung liegt die Schneefallgrenze noch knapp oberhalb von 2500 Metern, sinkt dann bis morgen Vormittag aber sukzessive auf etwas unter 2000 Meter. Dabei gibt es zu erwähnen, dass bei hohen Niederschlagsintensitäten und vor allem in engen Talschaften die Schneefallgrenze einige hundert Meter tiefer sinken kann. Der hierfür verantwortliche Prozess wird Niederschlagsabkühlung genannt und ist in der nachfolgenden Grafik visualisiert.
In den Hochalpen einiges an Neuschnee
In den kommenden Tagen stellt sich nebst wiederkehrenden Störungen in der zeitweise labil geschichteten Atmosphäre sogenanntes Tagesgangwetter ein. Sobald die Sonne zwischen den Wolken durchblickt, bilden sich Quellwolken und in der Folge neue Schauer. Dieser Wettercharakter hält bis mindestens Monatsmitte an, vermutlich sogar noch etwas länger. In den Hochalpen kommt in der Summe viel Neuschnee zusammen, wobei die Schneefallgrenze zwischen 1800 und 2200 Metern schwankt (hellblau = Schneefallgrenze, dunkelblau = Nullgradgrenze).

Abb. 3: Schneefall- und Nullgradgrenze in den nächsten Tagen; Quelle: MeteoNews
Summiert man bis zum kommenden Mittwoch die Schneefälle in den Hochalpen auf, so gibt es lokal mehr als einen Meter Neuschnee. Dies ist für die Gletscher sicherlich eine gute Nachricht.

Abb. 4: Erwartete Neuschneesummen bis 17. Mai; Quelle: MeteoNews
Ein Trog jagt den nächsten
Die sonnigen und trockenen Tage sind in diesem "Wonnemonat" Mai eher die Ausnahme als die Regel. Von Sonntag bis Montagmorgen wurden innerhalb von 24 Stunden an ein paar Stationen über 50 mm Niederschlag registriert, auf dem Napf sogar 113 mm (Abb. 1)! Damit wurde ein neuer Monatsrekord erreicht. Aber auch in Siebnen, Gersau und Schaffhausen reichte es für die Top Ten für Mai.

Abb. 1: 24 Stunden Niederschlagssumme bis Montag, 8. Mai 9 Uhr. Auf dem Napf wurde mit 113 mm ein neuer Monatsrekord registriert; Quelle: UBIMET, MeteoNews
Heute Montag geht es gebietsweise nass weiter, es ist aber nicht mit solch grossen Niederschlagssummen wie gestern zu rechnen. Die Bodendruckverteilung ist noch flach, mit der Sonneneinstrahlung sind somit insbesondere gegen Abend und über dem Relief Schauer begünstigt. In der Nacht auf morgen wird zwar ein Zwischenhoch wetterwirksam, die Betonung liegt dabei jedoch auf "Zwischen". Am Dienstagvormittag erwarten uns gebietsweise noch Nebelfelder, ansonsten ist es trotz hohen und mittelhohen Wolken mit zeitweise etwas fahlem Sonnenschein freundlich. Tagsüber nähert sich vom Atlantik her bereits wieder ein Trog, dessen Frontensystem erreicht uns in der zweiten Tageshälfte. Dabei erreicht uns tagsüber zunächst der warmaktive Teil einer Okklusion, die 20-Grad-Marke wird verbreitet geknackt. In der Nacht erreicht uns dann der kaltaktive Teil mit flächendeckendem Niederschlag, innert 24 Stunden dürften mit Schwerpunkt entlang der Alpen 25 bis 35mm zusammenkommen (Abb. 2).

Abb. 2: Vom ECMWF prognostizierte 24 Stunden Niederschlagssumme bis Mittwoch, 10. Mai 14 Uhr; Quelle: UBIMET, MeteoNews
Regen wie Popcorn
Am Mittwoch regnen sich die Wolken entlang der Alpen und Voralpen noch aus, hier zeigt sich der Tag bewölkt und nass. Im Mittelland erreicht uns dagegen vorübergehend trocknere Luft, insbesondere im Westen und am Nordrand erwartet uns meist trockener und teilweise bis recht sonniger Nachmittag. Von Donnerstag bis Ende Woche befindet sich die Schweiz unter einem Trog (Abb. 3), die Atmosphäre ist instabil geschichtet. Dadurch erwartet uns oft Tagesgangwetter. Das bedeutet, dass mit den Sonnenstrahlen, welche ihren Weg zwischen den Wolken zum Erdboden finden, der Boden erwärmen und somit die Bildung von Regenschauern begünstigt. Dabei lässt sich nicht auf die Postleitzahl genau sagen, wo und wann es nass wird. Man kann sich das vorstellen, wie Mais in einer Bratpfanne. Die Pfanne (in dieser Metapher der Erdboden) erhitzt sich, wodurch die Luft aufsteigen kann. Wann welches Maiskorn aufpoppt (also welche Quellwolke Niederschlag bringt), lässt sich nicht detailliert sagen. Klar ist aber, dass bei diesen konvektiven Niederschlägen wieder regional grössere Unterschiede bezüglich der Niederschlagssumme zu erwarten sind.

Abb. 3: Vom ECMWF prongnostizierte Temperaturen auf 500 hPa (ca. 5500m) für Freitag, 12. Mai 2 Uhr. Die Schweiz befindet sich unter einem Trog; Quelle: UBIMET, MeteoNews
Die Eisheiligen machen Urlaub
Die Eisheiligen sind dieses Jahr kaum ein Thema. Für frostige Nächte bräuchten wir zum einen genug kühle Luft sowie windstille und wolkenfreie Nächte, damit sich der Erdboden gut auskühlen und sich gerade in Muldenlagen die schwere, kalte Luft gut sammeln kann. Bezüglich der Lufttemperatur sind wir für Mai vom 11. bis 15. Mai im Vergleich zur Klimanorm zwar zu kühl unterwegs, durch die bewölkten Nächte und dem immer wieder mal auffrischenden Wind ist nach aktuellem Stand jedoch kein Bodenfrost zu erwarten.

Abb. 4: An den Eisheiligen ist nach aktuellem Stand kein Frost zu erwarten; Quelle: Pixabay