Nach dem rekordmilden Jahreswechsel verlief auch die erste Januarhälfte deutlich zu mild. Dabei war das Wetter aber dynamisch und abwechslungsreich, immer wieder erreichten Frontensysteme den Alpenraum. Dazu war die Schneefallgrenze oft relativ hoch, nur vorübergehend sank sie auch mal auf 600 bis 800 Meter. Die zweite Monatshälfte verspricht nun einen wieder mehr winterlicheren Wettercharakter.
Massiv zu mild
In den ersten Tagen des Jahres lag der Temperaturüberschuss gegenüber der Klimanorm landesweit noch zwischen 6 und 7 Grad, inzwischen hat er sich über die gesamte Schweiz gesehen auf 4.3 Grad reduziert. Dabei gibt es aber grössere regionale Unterschiede. Im Flachland der Alpennordseite liegt er noch immer zwischen 5 und 6 Grad, in La Brévine und Delémont sogar bei über 7 Grad.
Abb. 1: Bisherige Temperaturabweichung im Vergleich zum Klimamittel für die zweite Dezemberhälfte bis inklusive 16. Januar 2023
Grund dafür ist das dynamische und zum Teil windige Wetter. Auch während teilweise aufgelockerten oder klaren Nächten sanken die Temperaturen nicht unter den Gefrierpunkt. Bis inklusive des 15. Januars gab es beispielsweise an der Station Zürich-Flughafen zu keinem Zeitpunkt negative Temperaturen. Der gestrige 16. Januar war mit einer Tiefsttemperatur von -3.3 Grad der erste Frosttag. Würde es in dieser Form weitergehen, wäre dies der mit Abstand mildeste Januar seit Aufzeichnungsbeginn. Tut es aber nicht! In den kommenden Tagen fühlt sich das Wetter wieder mehr nach Winter an, es wird deutlich kälter. Und aus aktueller Sicht scheint diese Abkühlung nachhaltig zu sein. Die Nächte sind durchwegs frostig, und auch tagsüber liegen die Höchstwerte im Flachland mittelfristig nur noch im Bereich des Gefrierpunkts. Zum Teil gibt es Eistage mit leichtem Dauerfrost. In der Folge wird sich der Temperaturüberschuss in der nächsten Zeit deutlich reduzieren, um aber die extrem milde erste Monatshälfte komplett zu kompensieren, ist es nicht kalt genug.
Im Tessin und Graubünden zu trocken
Auch bei den Niederschlägen gibt es erhebliche regionale Unterschiede. Im Westen und Norden fielen im Zuge der durchziehenden Fronten immer wieder Niederschläge. Dabei variierte die Schneefallgrenze oft in einem Bereich um 1500 Meter, teilweise stieg sie auch auf über 2000 Meter an. Am 9. Januar sank sie auf der Rückseite einer Kaltfront auf knapp unter 1000 Meter, am folgenden Morgen gab es dann sogar Flocken bis auf 600 Meter. Oberhalb von 1800 Metern kam es so zu einem erheblichen Neuschneezuwachs, in Kombination mit dem oft starken bis stürmischen Wind stieg die Lawinengefahr vorübergehend auf Warnstufe 4 an. Am meisten Schnee gab es dabei im Wallis und im Berner Oberland.
Abb. 2: Bisherige Abweichung der Niederschlagsmengen im Januar 2023 im Vergleich zum langjährigen Mittel
Im südlichen Wallis, im Tessin sowie in weiten Teilen von Graubünden waren die Niederschlagsmengen dagegen geringer – nicht untypisch für Westwindwetterlagen. Heute und morgen kommt noch einmal etwas Niederschlag dazu, dabei schneit es oft bis in tiefe Lagen. Mittelfristig nimmt der Hochdruckeinfluss zu, grössere Neuschneemengen sind dann nicht mehr zu erwarten.
Wenig Sonne
Die Sonne tat sich oft relativ schwer, mit Ausnahme von Teilen des Mittellands ist die Sonnenscheindauer bis jetzt klar unterdurchschnittlich. Besonders gross ist das Defizit im Jura, in den Alpen sowie im Tessin. Wie oben erwähnt, nimmt in den kommenden Tagen der Hochdruckeinfluss langsam zu, in der Folge sollte sich die Sonne insbesondere in den Alpen wieder besser in Szene setzen können und sich so die Bilanz verbessern. Im Flachland könnte Hochnebel zum Störfaktor werden. Dies ist aber nur als grober Trend zu verstehen, im Detail bestehen noch grössere Unsicherheiten – dies vor allem wegen eines sich im Mittelmeerraum bildenden Tiefs.
Abb. 3: Bisherige Abweichung der Sonnenscheindauer im Januar 2023 im Vergleich zum langjährigen Mittel