Im Laufe eines Jahres gibt es im Rahmen diverser Meteoritenschauer immer wieder gehäuft Sternschnuppen, aktuell stehen nun die Leoniden auf dem Programm.
Die Leoniden und der Komet Tempel-Tuttle
Der Meteoritenstrom der Leoniden tritt jedes Jahr im November auf und hat sein Aktivitätsmaximum typischerweise in der Nacht vom 17. auf den 18. November. Die Erde durchquert zu dieser Zeit auf ihrer Bahn um die Sonne die Spur des Kometen 55P/Temple-Tuttle. Er wurde im Dezember 1865 und Januar 1866 von zwei Astronomen unabhängig voneinander entdeckt. Der Komet hat eine recht kurze Periode und umläuft die Sonne alle 33 Jahre. In Sonnennähe verlieren diese Himmelskörper Gas und Staub, wodurch sich der typische Schweif bildet. Sie werden auch als "schmutzige Schneebälle" bezeichnet (die dann quasi auftauen), sie hinterlassen eine Trümmerspur, die auch lange Zeit nach Passage des eigentlichen Kometen erhalten bleibt. Die in der Erdatmosphäre verglühenden Staubpartikel machen sich dann bei uns in Form von Sternschnuppen bemerkbar.
Aussergewöhnlich schnell
Die Leoniden sind bezüglich ihrer Anzahl pro Stunde (ZHR, Zenithal Hourly Rate) in den letzten Jahren ziemlich unspektakulär, typischerweise darf mit 10 bis 15 Meteoren pro Stunde gerechnet werden. Allerdings unterliegt diese Zahl einer erheblichen Schwankung, in gewissen Jahren kann sie sich um ein Vielfaches steigern! So waren beispielsweise 1966 mehrere tausend Sternschnuppen pro Stunde zu beobachten, man spricht in so einem Fall auch von einem Meteorsturm. Von solchen Dimensionen kann in diesem Jahr nicht die Rede sein, allerdings passiert die Erde nach Simulationen am frühen Morgen des 19. Novembers noch einmal ein etwas dichteres Trümmerfeld. In diesem Jahr gibt es also zwei Maxima, wobei am frühen Samstagmorgen zwischen 50 und 200 Meteore zu beobachten sein dürften. 2031 passiert 55P/Temple-Tuttle wieder das innere Sonnensystem, was in den Folgejahren generell zu einer deutlich gesteigerten Aktivität der Leoniden führen sollte. Neben der ZHR und dem namengebenden Radianten hat jeder Meteoritenschauer auch sonst gewisse Eigenheiten – unter anderem die Geschwindigkeit, mit der die Partikel in die Erdatmosphäre eintreten. Die im Dezember zu beobachtenden Geminiden sind beispielsweise mit "nur" 35 km/s relativ langsam, die Leoniden sind mit 72 km/s mehr als doppelt so schnell!
Der Radiant
Sternschnuppenschauer scheinen von einem bestimmten Punkt am Himmel auszugehen, dem sogenannten Radianten. Zwar treten die Meteore nicht genau an diesem Punkt in Erscheinung, doch verlängert man ihre Spuren am Himmel, so kreuzen sie sich in ihm. Dies hat rein perspektivische Ursachen, denn tatsächlich sind die Sternschnuppen parallel zueinander. Das Sternbild, in dem dieser scheinbare Ursprungspunkt liegt, ist der Namensgeber des jeweiligen Meteoritenstroms (die Perseiden im Perseus, die Geminiden in den Zwillingen, die Mai-Aquariden im Wassermann... und so weiter). Bei den Leoniden ist es das Sternbild Löwe, der Radiant liegt im Bereich des Löwenkopfs etwa 10° oberhalb des von Regulus – dem hellsten Stern im Sternbild.

Abb. 1: Sternbild Löwe, Lage des Radianten im Bereich des Kopfes
Der Löwe geht zur Zeit erst nach Mitternacht auf, daher eignet sich in erster Linie die zweite Nachthälfte zur Beobachtung. Dazu blickt man in Richtung Osten. Der abnehmende Mond steht aktuell im Löwen, weshalb das Sternbild grundsätzlich leicht zu finden ist. Allerdings hellt der Mond auch den Himmel auf und überstrahlt damit schwache Sternschnuppen.
Spielt das Wetter mit?
Bei diesen Angaben handelt es sich um die theoretischen Beobachtungsbedingungen, denn das entscheidende Kriterium ist wie immer bei solchen astronomischen Ereignissen das Wetter. Und leider wird uns das in diesem Jahr wohl einen ordentlichen Strich durch die Rechnung machen! In der kommenden Nacht, also dem Zeitraum des ersten Leoniden-Maximums, erreicht und überquert uns eine Kaltfront mit starker Bewölkung und Regen. Auch in der Nacht zum Samstag dürfte das zweite Maximum nur schwer zu beobachten sein, denn die Wolken dominieren nach wie vor. Eventuell gibt es ein paar Auflockerungen, während derer man mit Glück eine kurz aufleuchtende Sternschnuppe erhaschen kann! Um den 14. Dezember bieten sich mit den Geminiden eine weitere Chance, um sich nach Sichtung eines Meteors etwas zu wünschen.