Das Niederschlagsdefizit im Jahr 2022 ist vor allem im Süden und Westen stark ausgeprägt. Die Folge sind tiefe Pegel- und Grundwasserstände, eine erhöhte Waldbrandgefahr und unterdurchschnittliche Schneemengen in den Bergen. Bis etwa Mitte der kommenden Woche sind nun mit gelegentlichen Schauern und Gewittern zumindest gebietsweise grössere Regenmengen zu erwarten.
Trockenheit aktuell vor allem im Süden stark ausgeprägt!
Nachdem im Süden bereits der Dezember sehr trocken war, fiel hier bisher im Jahr 2022 deutlich zu wenig Niederschlag (vgl. nachfolgende Karte).
Abb. 1: Niederschlagsabweichung 2022 im Vergleich zum langjährigen Mittel
Die Niederschlagsabweichung 2022 zum langjährigen Mittel beträgt dabei aktuell in Lugano 66% und in Locarno 64%, d.h. es gab bisher nur etwa ein Drittel des durchschnittlichen Niederschlags. Auch im Norden konnte 2022 verbreitet weniger Niederschlag als normal verzeichnet werden, besonders in der Westschweiz und im Zentralwallis ist das Defizit dabei recht ausgeprägt, so fiel hier nur etwa die Hälfte der erwarteten Niederschlagsmenge.
Auswirkungen des bisher zu trockenen 2022
Auswirkungen hat die Trockenheit insbesondere auf die Pegelstände der Seen und des Grundwassers. Als Beispiel sei in nachfolgender Grafik die Entwicklung des Pegelstandes des Luganersees 2022 im Vergleich zum mittleren, maximalen und minimalen Pegelstand angefügt (Quelle: BAFU, Abteilung Hydrologie).
Abb. 2: Pegelstand des Luganersees aktuell verglichen mit dem Mittel, dem Maximum und dem Minimum (Quelle: BAFU)
Es ist zu erkennen, dass der Pegelstand aktuell rekordtief ist und seit der zweiten Februarhälfte unter dem bisher je gemessenen absoluten Minimum liegt.
Eine direkte Folge des bisher zu trockenen 2022 ist eine im Süden und im Zentralwallis aktuell erhebliche Waldbrandgefahr (siehe nachfolgende Karte).
Abb. 3: Aktuelle Waldbrandgefahr
Eine weitere Folge stellt zudem die momentan im Vergleich zum langjährigen Mittel in den Bergen deutlich geringere Schneemenge dar (siehe nachfolgende Karte des SLF).
Abb. 4: Aktuelle Schneehöhe auf 2500 m im Vergleich zum langjährigen Mittel (Quelle: SLF)
Auf 2500 Metern liegt aktuell nur etwa halb soviel Schnee wie normal, in den Südalpen noch deutlich weniger. So zeigt denn auch das heutige Webcambild von Matro auf 2100 Metern, dass hier überhaupt kein Schnee mehr liegt (siehe nachfolgend). An Sonnenhängen ist es im Süden bereits bis über 2500 Meter hinauf aper!
Abb. 5: Aktuelles Webcambild von Matro auf 2100 m
Hauptverantwortlich für die unterdurchschnittliche Schneedecke in den Bergen ist neben den zu geringen Schneefallmengen insbesondere auch der trockene und sonnige März in Kombination mit grossen Mengen an Saharastaub. Dieser färbte nämlich die Schneeoberfläche gelb-rot, wodurch die Albedo (Reflektion) verringert und die Schmelzrate erhöht wurde. Die nicht mehr weisse Oberfläche nahm mehr Sonnenenergie auf. Und dies blieb für viele Tage so. Neuschnee hätte geholfen und diesen Prozess wieder gestoppt, den gab es im März allerdings nicht.
Mögliche Folgen der geringen Schneemenge in den Bergen
Problematisch könnten die geringen Schneemengen in nächster Zeit insbesondere für die Energiewirtschaft werden, da diese auf ausreichend Schmelzwasser angewiesen ist, damit die Stauseen gefüllt werden. Das Problem verschärft sich, wenn nun auch noch ein heisser und trockener Sommer folgen würde. Zudem sind auch die Voraussetzungen für einen starken Rückgang der Gletscher gegeben, ist doch zu erwarten, dass diese früh auspern und damit das blanke Eis zum Vorschein kommt, sodass im Laufe des Sommers viel Masse verloren gehen könnte.
Ausblick: Erwartete Schauer und Gewitter bringen bis Mitte kommender Woche zumindest örtlich grössere Regenmengen
Heute Mittwoch beschränkt sich die Schauer- und Gewitterneigung am Nachmittag auf die Südalpen, morgen Nachmittag und Abend dann auf die Voralpen sowie möglicherweise den Jura. Dabei sind insbesondere morgen auch heftige Gewitter mit Starkregen und lokal Hagel möglich. Allerdings dürften auch diese Gewitter nur strichweise grössere Regenmengen bringen, wobei der Regen auch in kurzer Zeit fällt und schnell abläuft. Der Regen fliesst daher eher oberflächig ab und füllt die Wasserspeicher im Boden nur teilweise auf. Auch in den kommenden Tagen bleibt die Schauer- und Gewitterneigung zeitweise etwas erhöht, in der ersten Hälfte nächster Woche ist auch im Süden immer wieder mit Regengüssen und Gewittern zu rechnen. Insgesamt dürften teilweise grössere Regenmengen zusammenkommen, wobei aber zu erwarten ist, dass der Niederschlag sehr ungleichmässig verteilt sein wird.