Im Mai gibt es über den ganzen Monat verteilt gehäuft Sternschnuppen, die Erde kreuzt auf ihrem Weg um die Sonne die Trümmerfelder diverser Himmelskörper. Prominentester Vertreter sind die Mai- oder Eta-Aquariden, sie erreichen ihr Maximum in der Nacht vom 5. zum 6. Mai.
Der Halleysche Komet
Die Mai-Aquariden haben einen berühmten Vater – nämlich den Halleyschen Kometen, der ungefähr alle 75 Jahre mit freiem Auge sichtbar ist. Zuletzt konnte man ihn 1986 am Nachthimmel beobachten. Auf seinem wiederholten Weg um die Sonne verliert er immer wieder Masse in Form von Partikeln und Gas – je näher er der Sonne kommt, um so mehr. Beobachtungen lassen sich schon seit 2000 Jahren nachweisen, auf diese Art bildeten sich immer neue Trümmerfelder, die sich auch mit der Erdbahn überschneiden. Die Aquariden sind zwischen Mitte April und Ende Mai aktiv, ihren Höhepunkt erreichen sie nun aber in der Nacht von Donnerstag auf Freitag – genau genommen am frühen Freitagmorgen vor Sonnenaufgang. In diesem kurzen Zeitfenster ist der Radiant (der scheinbare Ausstrahlungspunkt) des Meteorstroms im Sternbild Wassermann (beim Stern Eta Aquarii - daher auch der Name Eta-Aquariden) etwa eine Handbreit über dem Horizont im Osten.

Abb. 1: Freitag, 6. Mai 04:00 MESZ, Radiant im Wassermann knapp über dem Osthorizont. Bildquelle: https://www.timeanddate.de
Durch diesen tiefen Radiant sind die Beobachtungsmöglichkeiten in Mitteleuropa leider eingeschränkt, weiter im Süden sind die Bedingungen deutlich besser. Im Maximum sind 50 bis 80 Meteore pro Stunden möglich, allerdings bleiben bei uns viele davon unter dem Horizont unsichtbar. Übrig bleiben dann noch 10 bis maximal 15 Sternschnuppen pro Stunde, bis die Dämmerung und die später aufgehende Sonne den Himmel zu stark aufhellt. Die Aquariden treten mit vergleichsweise hoher Geschwindigkeit in die Erdatmosphäre ein, nämlich mit ungefähr 234.000 km/h. Durch die Reibung mit der Luft erhitzen sie sich und verglühen. Da sie in relativ flachem Winkel eintreten, sind die Zugbahnen oft lang und daher gut zu sehen.
Der Radiant
Sternschnuppenschauer scheinen von einem bestimmten Punkt am Himmel auszugehen, dem sogenannten Radianten. Zwar treten die Meteore nicht genau an diesem Punkt in Erscheinung, doch verlängert man ihre Spuren am Himmel, so kreuzen sie sich in ihm. Dies hat rein perspektivische Ursachen, denn tatsächlich sind die Sternschnuppen parallel zueinander. Das Sternbild, in dem dieser scheinbare Ursprungspunkt liegt, ist der Namensgeber des jeweiligen Meteoritenstroms (die Perseiden im Perseus, die Geminiden in den Zwillingen, die Mai-Aquariden im Wassermann... und so weiter).
Spielt das Wetter mit?
Wie erwähnt, sind schon rein standortbedingt die Beobachtungsmöglichkeiten bei uns eingeschränkt. Nun sieht es auch bezüglich des Wetters leider nicht gut aus. Morgen Donnerstag überquert uns von Westen her eine schwache Kaltfront, sie bringt Wolken und Regengüsse. Zwar zieht sie in der Nacht zum Freitag nach Osten ab, trotzdem gibt es in der Zentral- und Ostschweiz noch bis in den Freitag hinein viele Wolken und letzte Regenspritzer. Aus aktueller Sicht lohnt sich hier ein früheres Aufstehen am Freitagmorgen also wohl nicht, das Maximum der Aquariden werden wir in diesem Jahr bis auf wenige Ausnahmen nicht zu Gesicht bekommen. Etwas besser sieht es in der Romandie und im Südtessin aus, wirklich klar ist der Himmel aber auch hier nicht. Allerdings treten auch in den folgenden Tagen vor der morgendlichen Dämmerung noch überdurchschnittlich viele Sternschnuppen auf. Die Luft wird allmählich trockener, der Hochdruckeinfluss nimmt zu. So bietet es sich für Frühaufsteher im Laufe des Wochenendes oder in der kommenden Woche an, einen Blick in Richtung des Osthorizonts zu werfen. Vielleicht wird man mit etwas Glück mit einem aufglühenden Meteor belohnt!