Der Sommer geht, der Herbst kommt – dies mal früher, mal später. Für viele zählen der Altweibersommer oder der goldene Oktober zu den favorisierten Jahreszeiten. Die sich verändernde Landschaft und eine oft besondere Lichtstimmung tragen dazu bei. Doch was macht den Herbst "golden"?
Der Herbst – Zeit der Veränderung!
Zuerst ist es noch spätsommerlich, doch die Tage werden rasch kürzer. Die Laubbäume und Lärchen beginnen sich allmählich zu verfärben, im Spätherbst stehen sie schliesslich kahl da. Dazwischen liegt, die entsprechend hochdruckbestimmte Wetterlage vorausgesetzt, eine Phase mit verschiedenen Namen: Altweibersommer, in Nordamerika der Indian Summer, goldener Oktober und später im November mitunter noch Martinisommer. Man verbindet mit diesen Bezeichnungen besondere Stimmungsbilder und eben auch ein spezielles Licht.
Die Sonne machts
Und tatsächlich verändert sich auch das Licht. Der Stand der Sonne sinkt, sie steht auch zur Mittagszeit immer tiefer am Himmel. Dadurch legen die Strahlen der Sonne einen längeren Weg durch die Atmosphäre zurück. Das Licht wird dabei an den Luftteilchen gestreut – die sogenannte Rayleigh-Streuung (Streuung an Teilchen, die im Vergleich zur Wellenlänge klein sind). Das Sonnenlicht erscheint zwar grundsätzlich gelblich-weiss, besteht aber tatsächlich aus einem ganzen Spektrum an Farben – bei einem Regenbogen wird das sichtbar. Die verschiedenen Lichtfarben haben unterschiedliche Wellenlängen. Am kurzen Ende des sichtbaren Spektrums liegt die Farbe Blau, am langwelligen die Farbe Rot. Nun wirkt die Rayleigh-Streuung auf das kurzwellige Blau deutlich stärker, auf dem Weg durch die Luftschicht wird dieser Anteil des Lichts zunehmend herausgestreut. Beim Beobachter überwiegen dann mehr die längerwelligen gelben und roten Anteile. Dies ist derselbe Effekt wie bei einem Sonnenauf- oder -untergang. Je länger der Weg durch die Atmosphäre, um so mehr verschiebt sich die Lichtfarbe ins rötliche – es wird "goldener".

Abb. 1: Herbstlicher Sonnenuntergang; Quelle: pixabay
Längere Dämmerung, längere Schatten
Neben dem tieferen Sonnenstand wird auch die Bahn der Sonne flacher, dadurch verlängern sich die Dämmerungsphasen. Im Juni beispielsweise steigt die Sonne in steilem Winkel rasch höher, die Morgendämmerung ist vergleichsweise kurz (am Abend umgekehrt). Im Winter dauert dieser Tagesabschnitt wesentlich länger. Bei schönem Herbstwetter hat mal also tatsächlich mehr von der Dämmerung und dadurch auch längere Zeit flaches, ins rötlich-gelbe verschobene Licht. Zusätzlich werden im Vergleich zum Sommer die Schatten auch tagsüber länger, der Kontrast zwischen hell ausgeleuchteten und dunklen Bereichen verstärkt sich. Und dieser Effekt wird dann noch durch eine weitere Entwicklung im Herbst verstärkt – nämlich die Laubverfärbung!
Leuchtende Bäume
Das Grün der Blätter schluckt relativ viel Licht, was ja auch für die Photosynthese entscheidend ist. Ein grüner Wald wirkt optisch dunkler. Mit den Gelb- und Rottönen beginnen die Bäume mehr zu leuchten und stehen dann im Kontrast zu den schattigen Bereichen.

Abb. 2: Bergahorn im Herbst; Quelle: pixabay
Bei herbstlichen Hochdrucklagen ist die Luft in der Höhe oft relativ trocken und mild, in den tiefen Lagen wird dagegen mehr und mehr der Nebel ein Thema. Mit dem flachen Einstrahlungswinkel geht auch der Energieeintrag zurück, die thermische Aktivität nimmt ab. Im Herbst bilden sich bei sonnigem Wetter deshalb auch weniger Quellwolken, oft zeigen sich nur hohe Wolkenfelder am sonst blauen Himmel. Diese schatten die Sonne nicht ab, sondern verändern nur die Lichtstimmung. Alle diese Faktoren haben mehr oder weniger Anteil und verleihen einem schönen Herbsttag seine eigene Magie!