Der Mai hat sich bisher vor allem in der Deutschschweiz ganz und gar nicht als Wonnemonat entpuppt, so war es teilweise viel zu nass und deutlich zu bewölkt. Im Westen und Süden war es dagegen weniger nass und etwas sonniger. Temperaturmässig liegen wir schweizweit leicht über der Norm, wofür vor allem die überdurchschnittlichen Minimaltemperaturen verantwortlich sind.
Bereits sind wir Mitte Mai angelangt, Zeit für eine Maiwetter-Halbzeitbilanz.
In der Deutschschweiz teils deutlich zu nass
In der Deutschschweiz war der bisherige Mai verbreitet und teilweise deutlich zu nass, entlang der zentralen und östlichen Alpen, im Schaffhausischen sowie im Bündnerland fiel teilweise auch mehr als das Doppelte der normalen Niederschlagsmenge bis Mitte Monat (vgl. Abb. 1). Demgegenüber war es in der Romandie vielerorts zu trocken, während im Tessin etwa normal viel Niederschlag verzeichnet werden konnte. Schweizweit beträgt der Niederschlagsüberschuss knapp 40%.
Abb. 1: Bisherige Abweichung der Niederschlagsmengen im Mai 2023 im Vergleich zum langjährigen Mittel; Quelle: MeteoNews, Ubimet
Häufige Gewitter mit lokal Sturmböen
Verantwortlich für die teilweise grossen Niederschlagssummen waren insbesondere auch Gewitter, die teilweise heftig waren und in kurzer Zeit viel Niederschlag und zudem örtlich Sturmböen brachten. So konnten bisher bereits über 25'000 Blitze registriert werden, knapp 5'000 allein im Kanton St. Gallen (vgl. Abb. 2)! Zum Vergleich: Vor zwei Jahren gab es im gesamten Mai lediglich knapp 3'000 Blitze, der letzte Mai war dagegen mit knapp 60'000 Blitzen auch sehr gewitterreich.
Abb. 2: Blitzanzahl bisher im Mai; Quelle: MeteoNews, Ubimet
Einhergehend mit den Gewittern waren wie erwähnt stellenweise auch Sturmböen, die stärkste Böe konnte dabei im Flachland mit 113 km/h am 5. Mai im Zusammenhang mit einer blitzaktiven Kaltfront in Luzern verzeichnet werden (vgl. Abb. 3).
Abb. 3: Stärkste Böen bisher im Mai (ohne Bergstationen); Quelle: MeteoNews, Ubimet
In der Deutschschweiz viel zu wenig Sonne
Sonnenhungrige kamen bisher im Mai vor allem in der Deutschschweiz gar nicht auf ihre Kosten, das Sonnenscheindefizit beträgt vielerorts 30% und mehr (vgl. Abb. 4). Etwas besser kamen der Westen und der Süden weg, hier schien die Sonne nur wenig seltener als normal. Über die ganze Schweiz gesehen gab es knapp 25% weniger Sonne als im langjährigen Mittel.
Abb. 4: Bisherige Abweichung der Sonnenscheindauer im Mai 2023 im Vergleich zum langjährigen Mittel; Quelle: MeteoNews, Ubimet
Leicht zu mild
Gefühlt war der Mai bisher eher kühl, dies bestätigen allerdings die Daten nicht! Über die ganze Schweiz gesehen gibt es aktuell gegenüber dem langjährigen Mittel von 1991 bis 2020 sogar einen kleinen Überschuss von knapp 0.5 Grad (vgl. Abbildung 5). Etwas zu mild war es dabei bisher vor allem in der Romandie, im Jura, in der Nordwestschweiz, im zentralen und westlichen Mittelland, im Tessin und im Oberengadin (rosarote Bereiche in Abb. 5).
Abb. 5: Bisherige Abweichung der Temperaturen im Mai 2023 im Vergleich zum langjährigen Mittel; Quelle: MeteoNews, Ubimet
Hohe Minima für Temperaturüberschuss verantwortlich
Verantwortlich für die etwas überdurchschnittlichen Temperaturen waren insbesondere überdurchschnittliche Minima bzw. milde Nächte (schweizweite Abweichung 1.6 Grad), während die Maximal- bzw. Nachmittagstemperaturen etwa in der Norm lagen (0.1 Grad zu kühl, vgl. Abb. 6 und 7). Dies bedeutet, dass es infolge der oft vielen Wolken in der Nacht nicht so stark abkühlte, es dafür aber tagsüber oft keinen starken Anstieg gab (kein grosser Tagesgang). Für das Temperaturempfinden ist vor allem der Nachmittag entscheidend, bei wenig Sonne (wie im Mai bisher häufig) wird dabei die gleiche Temperatur kühler empfunden als bei Sonnenschein. Dies dürfte der Grund sein, dass landläufig recht verbreitet die Meinung eines bisher zu kühlen Mais besteht.
Abb. 6: Bisherige Abweichung der Minimaltemperaturen im Mai 2023 im Vergleich zum langjährigen Mittel; Quelle: MeteoNews, Ubimet
Abb. 7: Bisherige Abweichung der Maximaltemperaturen im Mai 2023 im Vergleich zum langjährigen Mittel; Quelle: MeteoNews, Ubimet