Morgen Mittwoch 1. März beginnt meteorologisch der Frühling, Zeit für eine Winterbilanz. Der bald vergangene meteorologische Winter (Dezember bis Februar) war dabei deutlich zu mild, teilweise massiv zu trocken und etwa normal sonnig.
Meteorologischer Winter mit frühlingshaft milden Phasen und insgesamt mehr als 1 Grad zu mild
Heute Dienstag ist der letzte meteorologische Wintertag, morgen am 1. März beginnt wie jedes Jahr an diesem Termin für uns Meteorologen bereits der Frühling (dies aus statistischen Gründen). Der meteorologische Winter 2022/2023 (Dezember bis Februar) war dabei von den Temperaturen her verbreitet zu mild, die Abweichungen betragen vielerorts zwischen 1 Grad und knapp über 1.5 Grad. Über die ganze Fläche der Schweiz gesehen war es rund 1.3 Grad zu mild. Damit reiht sich der aktuelle Winter etwa an sechster bis siebter Stelle der mildesten Winter seit Messbeginn 1864 ein. Der mildeste Winter bisher war der Winter 2019/2020 mit einem Überschuss von 2.1 Grad. Die zehn mildesten Winter konnten mit Ausnahme der Winter 1974/1975 und 1988/1989 alle nach 2006/2007 registriert werden, was am rasch fortschreitenden Klimawandel liegt.
Abb. 1: Temperaturabweichung meteorologischer Winter 2022/23 im Vergleich zur Klimanorm; Quelle: MeteoNews, Ubimet
Schaut man sich den Temperaturverlauf von Dezember bis Februar im Norden näher an, so fällt auf, dass sich längere kühle und milde Phasen abwechselten. So war der Dezember im Norden mit einigen Eistagen (Maximaltemperaturen unter 0 Grad) bis zum 19. mehr als 2 Grad kälter als normal, eine nachfolgende milde Phase mit Temperaturmaxima teilweise deutlich im zweistelligen Bereich sorgte dann aber bis Ende Monat noch für einen Überschuss von rund 1 Grad. Überdurchschnittlich mild ging es dann auch bis zum 16. Januar weiter, teilweise gab es den mildesten Silvester und Neujahrstag seit Messbeginn und am Neujahrstag mit 20.2 Grad in Delsberg die höchste je im Norden gemessene Januartemperatur. Bis Mitte Januar lag der Temperaturüberschuss über 4 Grad, mit einer nachfolgenden bis Ende Monat kühleren Phase mit einzelnen Eistagen reduzierte er sich dann deutlich auf noch knapp 1 Grad. Im Februar waren die Temperaturen danach bis Mitte Monat recht moderat und weniger als 1 Grad zu mild. Eine nachfolgende sehr milde Phase mit Temperaturen von örtlich über 15 Grad liess den Überschuss dann auf knapp 3 Grad ansteigen, bevor die letzten kühleren Tage wieder für eine Reduktion des Überschusses auf rund 2 Grad sorgten.
Insgesamt sind alle Monate schweizweit zu mild ausgefallen, der Dezember um 1.0 Grad, der Januar um 0.9 Grad und der Februar ohne den heutigen letzten Tag um 2.1 Grad.
Insbesondere im Tessin und im Bündnerland massiv zu trocken
Bei den Niederschlägen ergibt es sich im bald vergangenen meteorologischen Winter ein Defizit von knapp über 30%. Besonders trocken war es dabei im Tessin und im Bündnerland mit teilweise weniger als der Hälfte des normalen Winterniederschlags. Deutlich geringer ist das Defizit in der Westschweiz, im Grenzgebiet Bern-Freiburg konnte sogar ein Überschuss verzeichnet werden.
Abb. 2: Niederschlagsabweichung meteorologischer Winter 2022/23 im Vergleich zur Klimanorm; Quelle: MeteoNews, Ubimet
Die einzelnen Wintermonate sind dabei recht unterschiedlich ausgefallen. Der Dezember brachte insgesamt schweizweit nur ein kleines Defizit. Im Westen und im Wallis war sogar zu nass, vor allem im Bündnerland aber deutlich zu trocken. Im Januar fiel schweizweit rund 30% zu wenig Niederschlag, wobei es insbesondere im Tessin und wiederum im Bündnerland deutlich zu trocken war. In der Westschweiz resultierte dagegen teilweise ein Überschuss. Im Februar schliesslich fiel im Westen, im Wallis, im Tessin, in Südbünden und im Engadin ausserordentlich trocken aus, hier gab es teilweise im ganzen Monat unter 1 mm Niederschlag pro Quadratmeter. Über die ganze Schweiz gesehen beträgt das Defizit über 70%! Die Trockenheit und damit einhergehend auch die Waldbrandgefahr ist momentan vor allem in den in diesem Winter trockensten Regionen, nämlich im Tessin und im Bündnerland ausgeprägt.
Abb. 3: Aktuelle Waldbrandgefahr; Quelle: MeteoNews
Entsprechend den unterdurchschnittlichen Winterniederschlägen ist auch die aktuelle Schneemenge in den Bergen deutlich geringer als normal und liegt vielerorts bei lediglich 30 bis 60%.
Abb. 4: Aktuelle Schneehöhe im Vergleich mit dem langjährigen Mittelwert; Quelle: WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung slf
Abb. 5: Schneemangel in den Bergen: Webcam Anzère (Wallis); Quelle: roundshot
Sonnenscheindauer etwa normal
Über die drei Wintermonate gesehen war die Sonnenscheindauer so ziemlich in der Norm. Einen deutlichen Sonnenscheinüberschuss gab es am Genfersee, klar überdurchschnittlich war die Sonnenscheindauer dazu auch teilweise im zentralen und westlichen Mittelland sowie im Wallis. Unterdurchschnittlich viel Sonne konnte dagegen insbesondere in Teilen des Juras und der Ostschweiz verzeichnet werden. Bei den einzelnen Wintermonaten gab es aber grosse Unterschiede, so schien die Sonne im Dezember und im Januar über die ganze Schweiz gesehen jeweils mehr als 20% weniger häufiger als normal, während im Februar ein Überschuss von mehr als 40% resultierte. Der Februar war also dafür verantwortlich, dass der Winter nicht zu sonnenarm ausgefallen ist.
Abb. 6: Sonnenscheindauerabweichung meteorologischer Winter 2022/23 im Vergleich zur Klimanorm; Quelle: MeteoNews, Ubimet
Kein markanter Weststurm
Der bald vergangene Winter brachte kaum kräftigere Westlagen, auch ein markanter Weststurm fehlte. So ist nicht erstaunlich, dass die maximale gemessene Windböe nicht von einem Weststurm, sondern vom Bisensturm vom vergangenen Sonntag mit 148 km/h auf dem La Dôle im Jura stammt.