Wie schon der Dezember brachte auch der Januar grosse Temperaturkontraste - dieses Mal aber in umgekehrter Reihenfolge. Bis Mitte des Monats lag der Temperaturschnitt auf absolutem Rekordkurs, dann aber gab der Winter wieder ein Lebenszeichen.
Bis Mitte des Monats auf Rekordkurs
Der Jahreswechsel verlief aussergewöhnlich mild und brachte in dieser Hinsicht etliche Stationsrekorde. Der erste Tag des Jahres liess definitiv Frühlingsgefühle aufkeimen. Die 15-Grad-Marke wurde verbreitet geknackt, in Delémont waren es sogar 20 Grad – auch im föhnigen St. Galler Rheintal lagen die Maxima zum Teil in diesem Bereich. Nach einem sehr milden Berchtoldstag gingen die Temperaturen zwar zurück, blieben aber bis Mitte des Monats deutlich zu mild für die Jahreszeit. Einen entscheidenden Beitrag dazu leistete der immer wieder starke wehende Südwestwind, auf den Bergen war es oft stürmisch. Bis Mitte des Monats lag der landesweite Temperaturüberschuss gegenüber der Klimanorm (1991-2020) zwischen 5 und 6 Grad, in der Nordwestschweiz zum Teil sogar bei 7 Grad. Schon zu diesem Zeitpunkt war der Überschuss im Flachland wesentlich grösser, als in den Alpen und dem Süden. Das Wetter zeigte sich dynamisch mit wiederholten Niederschlägen. Wind und Wolken verhinderten eben vor allem im Flachland, dass die Temperaturen während der Nächte allzu stark absanken. Bis inklusive des 15. Januars gab es beispielsweise an der Station Zürich-Flughafen kein einziges Mal Frost. Erst am 16. Januar sank das Thermometer erstmals in den negativen Bereich.

Abb. 1: Tägliche Tiefst- und Höchsttemperarturen an der Station Zürich-Flughafen; Quelle: MeteoNews
Generell wurde damit eine deutlich kältere zweite Monatshälfte eingeleitet! Die Wetterlage stellte sich um, weite Teile Europas wurden von polarer Kaltluft geflutet. Diese konnte sich über Mitteleuropa in auch lange halten, es folgte eine Reihe kalter Nächte mit zum Teil starkem Frost. Regional sank das Quecksilber auch im Flachland auf zweistellige Minuswerte, in den höheren Alpentälern sowie den Hochtälern des Juras ging es auf unter -20 Grad hinunter. Die kälteste Phase waren hier der 20. und 21. Januar, die bis dato tiefste Temperatur des Monats wurde mit -23,9 Grad am frühen Vormittag des 21. Januars in La Brévine registriert. Im Laufe des 21. Januars begann dann aber die Bise die Kaltluftseen auszuräumen. Durch sie kühlte es in den folgenden Nächten im Flachland nicht mehr so stark ab. Tagsüber lagen die Maxima zwischen -1 und 3 Grad, mit der zum Teil zügigen Bise fühlte es sich aber aufgrund des Windchill-Effekts kälter an.

Abb. 2: Übersicht über die bislang tiefsten Temperaturen in diesem Monat; Quelle: MeteoNews, Ubimet
Der Mitte des Monats noch rekordträchtige Temperaturüberschuss reduzierte sich mehr und mehr. Bis inklusive gestern war es über die ganze Schweiz gesehen aber immer noch 1.4 Grad zu mild, bis zum 31. Januar geht dieser Wert noch einmal etwas zurück. Nach wie vor zeigt sich ein erheblicher Unterschied zwischen dem Flachland, den inneralpinen Tälern sowie den Bergen! Im Flachland liegen wir noch immer 2 bis 3 Grad über der Norm, im Wallis und an etlichen Bergstationen gibt es dagegen inzwischen oft schon ein leichtes Defizit. Wie oben beschrieben, hatte der Wind hier einen entscheidenden Anteil.

Abb. 3: Vorläufige Temperaturabweichung im Vergleich zum Klimamittel bis inklusive 26. Januar 2023 ; Quelle: MeteoNews, Ubimet
Im Westen zu nass, in Graubünden viel zu trocken
Auch bei den Niederschlägen gibt es erhebliche regionale Unterschiede. Im Westen und Norden fielen im Zuge der durchziehenden Fronten immer wieder Niederschläge. Dabei variierte die Schneefallgrenze oft in einem Bereich um 1500 Meter, teilweise stieg sie auch auf über 2000 Meter an. Am 9. Januar sank sie auf der Rückseite einer Kaltfront auf knapp unter 1000 Meter, am folgenden Morgen gab es dann sogar Flocken bis auf 600 Meter. Oberhalb von 1800 Metern kam es so zu einem erheblichen Neuschneezuwachs, in Kombination mit dem oft starken bis stürmischen Wind stieg die Lawinengefahr vorübergehend auf Warnstufe 4 an. Am meisten Schnee gab es dabei im Wallis und im Berner Oberland. Einen weiteren Schub Neuschnee gab es zwischen dem 16. und 18. Januar, dabei gab es wieder im Westen wesentlich mehr als im Osten – am meisten im Greyerzerland, in den westlichen Walliser sowie den Waadtländer Alpen. Dieses Bild spiegelt sich nun auch bei der Verteilung der Niederschläge. Im Westen fiel mehr Regen und Schnee als üblich, im zentralen und östlichen Flachland sind die Mengen leicht unterdurchschnittlich. Diese Bilanz könnte durch eine Front im Laufe des Montagnachmittags und der folgenden Nacht noch etwas aufgebessert werden. Im Oberwallis, im Tessin und und Graubünden verlief der Januar dagegen zum Teil viel zu trocken. In manchen Bündner Gemeinden herrscht bereits Wassermangel.

Abb. 4: Bisherige Abweichung der Niederschlagsmengen im Januar 2023 im Vergleich zum langjährigen Mittel; Quelle: MeteoNews, Ubimet
Wenig Sonne
In der ersten Monatshälfte kam die Sonne zwischen den durchziehenden Fronten zu gelegentlichen Auftritten, zuletzt und auch jetzt aktuell wird sie in den tiefen Lagen durch den Hochnebel ausgebremst. Über das ganze Land gesehen ist die Sonnenscheindauer bis dato klar unterdurchschnittlich, besonders stark ist das Defizit entlang der Voralpen und im Jura. Im Wallis, in den Hochalpen sowie im Nordtessin wird sich die Bilanz bis Ende des Monats noch verbessern.

Abb. 5: Abweichung der Sonnenscheindauer im Vergleich zur Normperiode; Quelle: MeteoNews, Ubimet