Nachdem Hurrikan Fiona in den vergangenen Stunden Bermudas nur knapp verfehlt hat, nimmt er nun Kurs auf die kanadische Provinz Nova Scotia. Es wird erwartet, dass er beim Landgang im Verlauf des Samstags, gar für einen neuen Landesrekord sorgen dürfte.
Der Tropensturm hat am frühen Samstagmorgen (Ortszeit) das kanadische Festland erreicht. Er brachte dabei Windspitzen von teils über 150 km/h (159 km/h Beaver Island, 150 km/h East Point). Zudem wurde der bisherige Rekord des tiefsten Luftdrucks in der Messgeschichte von Kanada (940,2 hPa aus dem Jahr 1977, siehe Livetickereintrag unten) gebrochen. In Guysborough wurden 939,7 hPa gemessen, wohl noch tiefere Werte gab es auf Hart Island mit noch nicht offiziell bestätigten 936,5 hPa. In den nächsten Stunden werden wir darüber aber auch Klarheit bekommen, ausserdem können an anderen Stationen durchaus noch tiefere Werte gemessen werden.

Abb. 1: Satellitenbild von heute Morgen 2 Uhr (UTC) (Quelle: weather.gc.ca)
Neun Tage nach der Bildung des tropischen Tiefs Fiona rund 1000 Kilometer östlich der kleinen Antillen, befindet sich der seit Sonntag als Hurrikan geltende Tropensturm weiterhin auf dem Atlantik. Nachdem er am verganenen Wochenende und zu Beginn dieser Woche vor allem auf Puerto Rico, der Dominikanischen Republik und auf den Turks- und Caicosinseln extreme Windböen und sintflutartige Niederschlagsmengen gebracht hat, ist er in den vergangenen Stunden knapp westlich der Bermudas weiter nach Norden gezogen. Aktuell weist Fiona einen Kerndruck von 936 hPa auf und entspricht mit seinen Mittelwinden von rund 200 km/h (Böen bis 250 km/h) in der inneren Eyewall einem Hurrikan der 3. Kategorie (von 5). Seit Tropenstürme mit Satelliten beobachtet werden (1979), gab es so weit nördlich (rund 31° N) noch nie einen Tropensturm mit einem solch tiefen Kerndruck. Je tiefer der Kerndruck, desto stärker und/oder grösser ist der Sturm typischerweise.

Abb. 1: Aktuelle Situation mit Fiona nordwestlich von Bermuda (Quelle: CIMSS)
Fiona wird in den kommenden Stunden mit rund 50 Stundenkilometer nach Nordosten bewegen. Dabei dürfte der Sturm seine aktuelle Stärke weitgehend konservieren, bevor er im Verlauf des Samstags (Ortszeit) in der kanadischen Provinz Nova Scotia auf Land treffen wird. Je nach Modellen wird sein Kerndruck zu diesem Zeitpunkt einen Wert zwischen 930 hPa und 940 hPa aufweisen, gewisse Modelle modellieren ihn sogar unter 920 hPa! Dies ist ein extrem tiefer Wert für Kanada, der bisherige Landesrekord liegt bei 940,2 hPa und wurde am 20. Januar 1977 in St. Anthony in der Provinz Neufundland gemessen. Es muss also mit einem ungewohnt heftigen Sturm für diesen Breitengrad gerechnet werden. Es erstaunt daher nicht, dass viele Modelle mit Wellenhöhen von teils über 15 Metern rechnen. Dazu dürften an der Küste je nach Modell Windspitzen von gegen 200 km/h erreicht werden und grosse Niederschlagssummen fallen. In den betroffenen Gebieten laufen Hurrikanwarnungen (siehe dazu ECCC, dem offiziellen Hurrikanzentrum von Kanada).

Abb. 2: Weitere Zugbahn von Fiona (Quelle: Tropical Tidbits)
Aufgrund seiner Interaktion mit der Frontalzone wird Fiona zum Zeitpunkt des Landgangs kein "reiner" Tropensturm mehr sein. Vielmehr findet ein Übergang zu einem extratropischen System statt, wodurch gewisse tropische Eigenschaften (Auge, warmer Kern, Energie durch warmes Meerwasser) verloren gehen. Die zuständige Wetterbehörde des Landes bezeichnet ihn daher auch als hybriden Sturm.

Abb. 3: Hurrikanwarnungen des kanadischen Hurrikandienstes (Quelle: ECCC)
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Hurrikan Fiona verstärkt sich weiter
Nach Puerto Rico hat Hurrikan Fiona nun auch die Dominikanische Republik überquert. Neben dem eigentlichen Orkan gab es auch zum Teil enorme Regenmengen, im südlichen Teil von Puerto Rico fielen beispielsweise innerhalb von 24 Stunden über 600 mm! Fiona ist aktuell ein Sturm der Kategorie 3 auf der Saffir-Simpson-Skala und zieht nordwestwärts auf die Turks- und Caicosinseln zu. In seinem Zentrum beträgt die mittlere Windgeschwindigkeit nach letzten Messungen 185 km/h mit Böen von weit über 200 km/h, sein Kerndruck liegt bei 967 hPa. Die Turks- und Caicosinseln werden vom Windfeld voll erfasst, hier muss mit entsprechend grossen Schäden gerechnet werden. Auch die südöstlichen Bahamas werden von Fiona tangiert, zum Wind kommen auch hier grosse Regenmengen in kurzer Zeit!

Abb. 1: Weitere Zugbahn von Hurrikan Fiona. Bildquelle: NOAA
Fiona bleibt wahrscheinlich bis Freitag ein starker Hurrikan (Major Hurricane) und wird wahrscheinlich noch Kategorie 4 erreichen. Nachdem er die Turks- und Caicosinseln passiert hat, dreht seine Zugrichtung zunehmend auf Nord. Am Donnerstag erfasst oder streift er die Bermudas. Zwischen Freitagabend und Samstagmorgen erreicht er als Hurrikan der Kategorie 1 oder 2 die Küste von Nova Scotia (Kanada) und könnte damit auch für den Grossraum Halifax gefährlich werden. Danach sollte er unter Abschwächung weiter nordwärts Richtung Neufundland weiterziehen. Dabei dürfte er noch kurz am Rand unserer Wetterkarten auftauchen, Europa erreicht er aber nicht.
Derzeit befindet sich Fiona etwa 300 km östlich von Guadeloupe und bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von 24 km/h in Richtung Westen. Im Zentrum des Sturms wurden bereits Windgeschwindigkeiten von 83 km/h mit Böen von 102 km/h und einem Druck im Zentrum von 1004 hPa gemessen. Er ist der sechste benannte Sturm in der atlantischen Hurrikansaison 2022.

Abb. 1: Satellitenbild von FIONA heute Freitag
Die erwartete Zugbahn des Sturms führt bis Dienstag direkt auf die Grossen Antillen zu, eine bevölkerungsreiche Region in der Karibik. Ab Freitagabend könnte es auf Guadeloupe zu Schäden kommen, die Windböen dürften bis zu 120 km/h erreichen, während eine Flutwelle von über 4 Metern auf die Küsten treffen dürfte. Es ist zudem mit etwa 100 mm Regen auf der Insel zu rechnen.

Abb. 2: Voraussichtlicher Kurs von FIONA in den nächsten Tagen
Bis Mittwochmorgen werden in der Dominikanischen Republik auf der Insel Hispaniola 200 bis 300 mm Regen erwartet. Solche Regensummen könnten zu Überschwemmungen führen. Auf anderen Inseln der Region, insbesondere auf Puerto Rico und Antigua, werden geringere Regensummen von bis zu 100 mm erwartet. Mit zunehmender Vertiefung von Fiona könnten sich die Böen jedoch auf über 120 km/h verstärken.
Aufgrund der starken Windscherung im Golf von Mexiko wird das Sturmtief voraussichtlich nach Norden schwenken und könnte so auch andere Gebiete wie die Bahamas erreichen. Die Modelle sagen leicht unterschiedliche Zugbahnen voraus, die Zuverlässigkeit ist über drei Tage hinaus ziemlich schlecht.
Bisher ist die Anzahl der Stürme unterdurchschnittlich. Zur Erinnerung: Die Hurrikansaison erreicht ihren Höhepunkt zwischen Mitte August und Mitte Oktober, wobei der Höhepunkt um den 10. September liegt.