2022 ist vor allem im Westen und Süden gegenüber dem langjährigen Mittel deutlich zu wenig Niederschlag gefallen. In der Deutschschweiz ist das Defizit weniger ausgeprägt. Flächendeckender Niederschlag ist bis auf Weiteres nicht in Sicht, die Situation bleibt angespannt.
2022 bisher vor allem im Westen und Süden sehr trocken!
Die Trockenheit ist aktuell ein grosses Thema, die Waldbrandgefahr ist vielerorts gross, sodass am 1. August viele Feuer- und Feuerwerksverbote ausgesprochen werden mussten. Wie sieht es nun aber bezüglich Niederschlag in diesem Jahr in den einzelnen Regionen aus? Nachfolgend ein tabellarischer Überblick anhand einiger ausgewählter Stationen.
Station |
Niederschlag 2022 bis August |
Norm 1991-2020 bis August | Abweichung |
Zürich-Flughafen | 374 Liter pro Quadratmeter | 584 Liter | -36% |
Bern | 402 Liter pro Quadratmeter | 581 Liter | -31% |
Basel-Binnigen | 385 Liter pro Quadratmeter | 481 Liter | -30% |
Genf | 230 Liter pro Quadratmeter | 498 Liter | -54% |
Sitten | 184 Liter pro Quadratmeter | 325 Liter | -43% |
Lugano | 408 Liter pro Quadratmeter | 849 Liter | -52% |
Nachfolgende Karte zeigt die Niederschlagsabweichung 2022 auf die Fläche bezogen.
Abb. 1: Niederschlagsabweichung 2022 im Vergleich zum langjährigen Klimamittel
Man erkennt, dass das Niederschlagsdefizit im Westen, im Süden und im Wallis am grössten und in der Südostschweiz am geringsten ist. Die grösste Abweichung weist dabei mit 71% Coldrerio im Südtessin auf.
Folgen der Trockenheit
Die Folgen dieses ungewöhnlich trockenen Wetters sind bereits in vielen Bereichen spürbar. Die Kulturen leiden stark unter dem fehlenden Niederschlag, die Futterernte für den kommenden Winter ist praktisch zum Erliegen gekommen. Einige Alpen mussten daher bereits wieder in die Ebene absteigen, vor allem im Jura. Dazu herrscht regional akuter Wassermangel. Besonders heikel ist die Situation im Genfer Becken, entlang des Juras sowie im Waadtländer Jura und im Tessin. So ist z.B. der Pegel des Luganersee aktuell so tief wie noch nie zu diesem Zeitpunkt.
Abb. 2: Pegelstand Luganersee: Aktuell so tief wie noch nie in dieser Jahreszeit (Quelle: BAFU)
Die Wasserstände der Flüsse sind sehr niedrig, die Wassertemperaturen erreichen Rekordwerte, was für Fische sehr problematisch ist. Nicht zu vergessen sind die Wälder, diese werden geschwächt, während die Gletscher zusehends schmelzen und sich ein katastrophales Gletscherjahr anzeichnet.
Abb. 3: Leidende Gletscher (Beispiel Sardonagletscher im St. Galler Oberland)
Diese Situation ist nicht nur in unseren Regionen, sondern in weiten Teilen des Kontinents zu beobachten.
Weitere Entwicklung: Keine Entspannung in Sicht
Die Lage wird in den nächsten Tagen und Wochen immer angespannter werden. Während in den Bergen ab Freitag einige Gewitter auftreten können, gibt es im Flachland wohl nur stellenweise Regengüsse oder Gewitter. Der Rest ist bezüglich Trockenheit sehr unerfreulich: Sonne, meist trockenes Wetter und wieder zunehmend hochsommerliche Temperaturen im Flachland werden für die nächste Woche erwartet.