Der Juli 2022 neigt sich langsam seinem Ende entgegen. Bis jetzt konnte er mit etlichen Superlativen aufwarten! Trotz kleinerer Veränderungen im Kommabereich bei der einen oder anderen Messstation, wird er als Hitzemonat in die Statistik eingehen. Neben den hohen Temperaturen wird die Trockenheit in vielen Regionen zu einem immer grösseren Problem.
Weit überdurchschnittliche Temperaturen
Der Start in den Juli gestaltete sich wechselhaft und vor allem im Osten auch relativ kühl, am Freitag dem 1. Juli lagen hier die Höchstwerte nur bei rund 15 Grad. Doch ab dann stieg das Temperaturniveau deutlich an, schon das Wochenende vom 2./3. Juli brachte die ersten Hitzetage mit Maxima um 30 Grad. In weiterer Folge erreichte uns von Südwesten her schubweise sehr heisse Luft, praktisch an allen Messstationen des Landes belegt der Juli 2022 bezüglich der Durchschnittstemperaturen Platzierungen in den Top 10. Der Temperaturüberschuss gegenüber der neuen Normperiode (1991-2020) beträgt zwischen 1,8 und knapp 3 Grad. Auch über die gesamte Schweiz gesehen ist es 2,6 Grad zu warm. Im Vergleich zur vorherigen Normperiode ist die Abweichung noch deutlich grösser!
Abb. 1: Bisherige Temperaturabweichung im Juli 2022 im Vergleich zum langjährigen Mittel
Während in weiten Teilen der Deutschschweiz die Temperaturen zwischen den einzelnen Hitzepeaks zumindest vorübergehend auch mal etwas zurückging, blieb es im Westen und Süden praktisch durchgehend heiss. In unserer gestrigem Blog ("Einordnung der Hitze 2022") haben wir über die zum Teil aussergewöhnlichen Serien an Hitzetagen berichtet. In der Folge resultiert der grösste Temperaturüberschuss auch zwischen dem Genfersee, dem Wallis und dem Tessin. In Genf und Lugano liegt der Juli 2022 aktuell auf Platz 2 der wärmsten Juli-Monate seit Messbeginn, in Sitten ist es sogar Platz 1! Auch auf den Bergen war es sehr warm, die Nullgradgrenze lag bis auf wenige Ausnahmen auf über 4000 Metern. In der Nacht vom 24. auf den 25. Juli wurde im Radiosondenaufstieg über Payerne eine Nullgradgrenze von 5184 Metern registriert, ein neuer Höchstwert für die Schweiz. Natürlich haben dabei viele Faktoren zusammengepasst (Timing der Messung, Hochdruckachse mit Absinkinversion). So oder so, ein katastrophaler Monat für die seit Wochen bereits schneefreien Gletscher.
Station | bisheriges Julimittel | höchstes Julimittel | aktueller Rang | Daten seit |
Aarau | 21.6 Grad | 22.8 Grad (2006) | 4 | 1959 |
Basel-Binningen | 22.2 Grad |
23.7 Grad (2006) |
6 | 1755 |
Bern | 20.7 Grad | 22.1 Grad (2006) | 5 | 1864 |
Chur | 21.5 Grad | 23.1 Grad (2006) | 5 | 1887 |
Genf | 23.7 Grad | 24.2 Grad (2015) | 2 | 1753 |
Glarus | 20.8 Grad | 21.7 Grad (2006) | 4 | 1864 |
La Chaux-de-Fonds | 18.0 Grad | 19.0 Grad (2006) | 4 | 1901 |
Lugano | 25.6 Grad | 25.8 Grad (2015) | 2 | 1864 |
Luzern | 21.6 Grad | 22.8 Grad (2006) | 4 | 1871 |
Säntis | 8.9 Grad | 9.9 Grad (2006) | 4 | 1864 |
Sitten | 23.8 Grad | 23.6 Grad (2015) | 1 | 1864 |
Sankt Gallen | 19.3 Grad | 20.9 Grad (2006) | 5 | 1864 |
Samedan | 14.3 Grad | 15.4 Grad (2015) | 3 | 1864 |
Vaduz | 21.2 Grad | 22.7 Grad (2006) | 6 | 1971 |
Zürich-Flughafen | 21.6 Grad | 22.6 Grad (2006) | 4 | 1959 |
Abb. 2: Bisherige Anzahl der Hitzetage im Juli 2022
In vielen Regionen massiv zu trocken, lokal grosse Regenmengen durch Gewitter
Besonders ausgeprägt ist die Trockenheit ganz im Westen. In Genf fielen seit Monatsbeginn nur 8.4 mm Regen. Zusammen mit 1971 ist das bis zu diesem Zeitpunkt der 4. trockenste Juli (noch weniger Regen gab es an dieser Station nur 1928, 1911 und 1937). Auch sonst gibt es grosse Gebiete, in denen es deutlich zu trocken war. Flächigen Regen gab es kaum, vielmehr zogen gelegentlich kräftige Gewitter durch. Im Zuge dessen gab es Hagelschlag, Sturmböen und hochgehende Wildbäche (z.B. Emme). Zwischen den Seeland, dem Berner Oberland sowie Graubünden und Teilen des St. Galler Rheintals liegen die Niederschläge durch wiederholte Gewitter mitunter sogar leicht über der Norm. Grosse Unterschiede auf engem Raum! Dieses Bild spiegelt sich auch bei der Waldbrandgefahr wider.
Abb. 3: Bisherige Niederschlagsabweichung im Juli 2022 im Vergleich zum langjährigen Mittel
Bis zum heutigen Tag wurden in diesem Juli knapp 75 000 Blitze registriert, die meisten davon in den Kantonen Bern und Graubünden. Bis zum Monatsende kommen in den Alpen und im Süden wohl noch einmal ein paar Tausend dazu! Als Vergleich: Im Juli 2021 entluden sich 143 814 Blitze, also bedeutend mehr.
Abb. 4: Bisherige Blitzanzahl im Juli nach Kanton
Überdurchschnittlich viel Sonnenschein
Die Sonne hatte in diesem Monat oft das Sagen, in der ganzen Schweiz zeigte sie sich häufiger als im langjährigen Durchschnitt! In Aarau wird bis zum heutigen Abend sogar ein neuer Rekord aufgestellt. Den bis dahin sonnigsten Juli gab es an dieser Station im Jahr 2013, damals schien die Sonne an 290 Stunden. Bis zum Monatsende wird der Juli 2022 sich auch bei anderen Stationen im Ranking noch weiter vorarbeiten – das letzte Wochenende trägt dazu einen erheblichen Teil bei.
Abb. 5: Bisherige Anzahl der Sonnenstunden im Juli 2022
Die definitiven Zahlen zu diesem in vielerlei Hinsicht besonderen Juli 2022 folgen dann Anfang August!