2/3 des meteorologischen Sommers 2022 sind bereits nahezu vorbei. Schon der Juni war von den Temperaturen her weit überdurchschnittlich, dieses Muster setzte sich im Juli fort. Aktuell liegen wir 2 bis 3 Grad über der langjährigen Norm. Wie aussergewöhnlich ist das im Vergleich zu anderen Jahren?
Hitzesommer
In den letzten beiden Dekaden zeigt sich klar, das Temperaturniveau steigt an. Hitzewellen und Trockenperioden werden häufiger, sie dauern länger und ihre Ausprägung nimmt zu. Dabei kann man sich natürlich nicht nur auf die Schweiz allein beschränken. Auch schon früher gab es sehr heisse Sommer, so etwa 1947 und 1983. Die zeitlichen Abstände waren aber gross, die Formulierung "Jahrhundertsommer" gerechtfertigt. Diese Jahrhundertsommer treten nun aber in immer kürzeren Abständen auf. Die absolute Messlatte bezüglich Anzahl von Hitzetagen in der Schweiz ist nach wie vor der Sommer 2003. Von Anfang Juni bis Ende August gab es beispielsweise an der Station Zürich-Flughafen 35 Hitzetage, in Basel waren es 41 und in Genf deren 51. In Grono wurde die Hitzemarke damals sogar an 68 Tagen überschritten!
2006 brachte der Schweiz den damals heissesten Juli seit Messbeginn. Weitere weit überdurchschnittliche Sommer gab es 2015, 2018 und 2019. Dies nicht nur in der Schweiz, sondern auch weiten Teilen Europas. Oft wieder in Verbindung mit ausgeprägten Dürrephasen.
Nach dem durchwachsenen Sommer 2021 mit einem sehr nassen Juli (Starkniederschläge und Hochwasser) erleben wir aktuell wieder einen Hitzesommer. Dies auch auf europäischer Ebene! Vor allem auf der Iberischen Halbinsel ist es seit Wochen sehr heiss, schon im Mai wurde die 40-Grad-Marke geknackt. Im Juli fand nun diese sehr heisse Luft aus Südwesten auch ihren Weg nach Mitteleuropa und in den Alpenraum. Jede Hitzeperiode ist anders, sie unterscheiden sich in Dauer und den erreichten Höchstwerten, aber auch die Luftfeuchtigkeit spielt eine wichtige Rolle. Denn sie bestimmt zu einem erheblichen Teil, als wie belastend die Hitze empfunden wird. Im Norden war die Luft zunächst sehr trocken, was zu grossen Temperaturamplituden führte. Tagsüber war es sonnig und heiss, aber in den Nächten kühlte es gut ab. Tropennächte waren bislang Mangelware. Es gab mehrere Hitzepeaks, unterbrochen von Tagen, an denen die 30-Grad-Marke nicht erreicht wurde. Trotzdem liegen wir aktuell in Basel schon bei 21 Hitzetagen, nur im Rekordjahr 2003 gab es zu diesem Zeitpunkt noch zwei mehr. Im Westen war die Hitze deutlich stärker ausgeprägt. In Genf gab es bis gestern eine ununterbrochene Reihe von 14 Hitzetagen. 1983 gab es eine Serie von 16 Hitzetagen. Der 19. Juli brachte an dieser Station mit 38,1 Grad die dritthöchste Temperatur seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1864.

Abb. 1: Bisherige Höchsttemperaturen in Genf in diesem Juli
In Sitten liegen wir inzwischen schon bei 33 Hitzetagen, im aussergewöhnlich heissen Sommer 2015 waren es zu diesem Zeitpunkt "nur" 32.
Besonders ausgeprägt zeigt sich die Hitze in diesem Sommer auf der Alpensüdseite! In Stabio gab es bis gestern 20 Hitzetage in Folge, heute folgt Nummer 21. In den Jahren 2003 und 2015 waren es "nur" 14 Hitzetage am Stück. Der 22. Juli brachte an dieser Station mit 36,5 Grad einen neuen Rekord, zudem gab es mit 27,3 Grad den dritthöchsten Tagesschnitt seit Beginn der Aufzeichnungen (der Rekord liegt bei 28.0 Grad am 25. Juli 2019). In Lugano gab es bis gestern 11 Hitzetage am Stück, 2015 waren es 13 und 2003 deren 12.
Ausgewählte Stationen Süden
Station | Anzahl Sommertage 2022 (inkl. 25. Juli) | Klimanorm (bis Ende Juli) | Anzahl Hitzetage 2022 (inkl. 25. Juli) | Klimanorm (bis Ende Juli) |
Lugano | 65 | 45.5 | 24 | 7.7 |
70 | 53.5 | 28 | 11.7 | |
65 | 49.5 | 23 | 11.5 | |
67 | 50.9 | 34 | 12.3 |
Weitere ausgewählte Stationen
Station | Anzahl Sommertage 2022 (inkl. 25. Juli) | Klimanorm (bis Ende Juli) | Anzahl Hitzetage 2022 (inkl. 25. Juli) | Klimanorm (bis Ende Juli) |
Sion | 60 | 47.8 | 33 | 13.9 |
Genf | 60 | 39.7 | 25 | 11.1 |
Basel | 49 | 37.0 | 21 | 9.0 |
Bern | 46 | 28.8 | 13 | 5.6 |
Chur | 51 | 36.0 | 16 | 10.0 |
47 | 32.2 | 12 | 6.3 | |
22 | 13.6 | 4 | 0.9 | |
42 | 33.4 | 13 | 7.4 |
Heute und morgen macht die Hitze im Norden Pause, am Donnerstag liegen gebietsweise wieder bis zu 30 Grad drin. Auch im Süden gehen die Werte zurück, hier wird die Hitzeserie am Donnerstag und Freitag vorübergehend unterbrochen. Aus aktueller Sicht ziehen die Temperaturen in der nächsten Woche wieder kräftig an, weitere Hitzetage folgen. Wie weit sich dieser Sommer in den Schweizer Wetterannalen noch vorschiebt, wird sich in den kommenden Wochen zeigen.
Auf europäischer Ebene hat er mit der Dürre und Hitze auf der Iberischen Halbinsel und in Frankreich, den ersten 40 Grad an gleich 6 Stationen in Grossbritannien, 40,1 Grad in Hamburg auf 53° Nord und vielen anderen Stations- und Landesrekorden bereits überdeutlich seine Spuren hinterlassen!