In der kommenden Woche bleibt unser Wetter ruhig und hochdruckbestimmt, es erwartet uns eine ganze Reihe sonniger Hochsommertage. Was eigentlich aus meteorologischer Sicht recht langweilig klingt, ist auf den zweiten Blick trotzdem speziell. Vor allem die Temperaturen rücken in den Fokus!
Im Westen und Süden sonnig, auch im Osten wieder freundlicher
In der Nacht hat eine schwache und wenig aktive Kaltfront die östlichen Landesteile erreicht, in der Folge dominierten hier zunächst die Wolken. Im Westen und Süden bekam man davon wenig mit, seit dem Morgen lacht die Sonne von einem blauen Himmel. Für die meisten Menschen also ein schöner Sommertag mit angenehmen Temperaturen um die 25 Grad. Heiss wird es vor allem im Wallis und im Tessin, in den Tälern der Alpensüdseite bläst Nordföhn.
Heisse Luft aus Nordafrika
Morgen und über weite Strecken der kommenden Woche prägt weiterhin ein Ausläufer des Azorenhochs unser Wetter, abgesehen von Schleier- und Quellwolken hat die Sonne das Sagen. Auf dem Atlantik vor der Iberischen Halbinsel liegt aber ein sogenanntes Höhentief (oder auch Cut Off-Tief). Mit seiner Drehung gegen den Uhrzeigersinn schaufelt es sehr heisse Luft aus Nordafrika nach Portugal und Spanien. Dort war es schon in den letzten Tagen wieder sehr heiss, der Höhepunkt der Hitze steht aber erst bevor. Im Laufe der Woche ändert sich an diesem Strömungsmuster lange Zeit wenig, über Südwesteuropa bleibt es aussergewöhnlich heiss. Diese grosse Heissluftblase erreicht allmählich auch Frankreich. Nach dem heissen und trockenen Juni verschärft sich nun die Situation erneut.
Abb. 1: Höhentief vor der Iberischen Halbinsel am Montag 11. Juli 2022 12 UTC, ECMWF Temperatur und Geopotential auf 500 hPa
Bei uns in der Schweiz zeigt die Temperaturkurve im Laufe dieser Woche ebenfalls nach oben. Morgen Montag liegen die Höchstwerte im Norden im Bereich von 26 bis 27 Grad, im Wallis (Rhonetal) und im Tessin sind es 30 bis 31 Grad. Am Dienstag wird die Hitzemarke von 30 Grad auch im Westen erstmals erreicht, am Mittwoch dann auch weiter östlich auf der Alpennordseite. Der Freitag ist ganz im Norden in dieser Hinsicht wohl noch ein leichter Wackelkandidat, sonst aber wird die 30-Grad-Marke bis inklusive des Wochenendes verbreitet und meist locker geknackt.
Abb. 2: Höchsttemperaturen in Europa am Mittwoch 13. Juli 2022, Modell ECMWF
Es rollt also eine Hitzewelle auf uns zu. Über deren Verlauf, Dauer und Ausprägung sind sich die Modelle aber noch nicht ganz einig! Es gibt noch einen gewissen Spielraum zwischen "normaler" Hitze mit Maxima um oder knapp über 30 Grad sowie wahrhaft extremen Temperaturen weit jenseits der 35 Grad. Aus aktueller Sicht erreicht Anfang übernächster Woche die oben angesprochene Heissluftblase Mitteleuropa. Im schlimmsten Fall müsste man dann in Frankreich und Teilen Deutschlands grossflächig mit 40 Grad und mehr rechnen. Auch in Basel läge diese Marke in Reichweite – das wäre das erste Mal auf der Schweizer Alpennordseite, dass ein 4er vor dem Höchstwert steht. Auch in der Poebene werden momentan für Anfang übernächster Woche über 40 Grad berechnet.
Abb. 3: Höchsttemperaturen in Europa am Montag 18. Juli 2022, Modell ECMWF
Noch ist dieses beunruhigende Szenario nicht in Stein gemeisselt, und doch sollte man sich schon mal auf eine trockene und zunehmend heisse Wetterperiode einstellen. Vor allem für ältere und kranke Menschen steht eine belastende Zeit vor der Tür. Wollen wir hoffen, dass uns und der Natur die Worst-Case-Variante mit neuen Hitzerekorden erspart bleibt. Morgen Montag folgt ein ausführliches Update.