Eine recht aktive Kaltfront überquert die Schweiz in der kommenden Nacht und begünstigt die Entwicklung von Schauern und Gewittern an der Vorderseite des heutigen letzten Tages des Monats Juni. Diese Gewitterherde könnten lokal heftig sein mit Gefahr von Hagel und starken Windböen.
Totale Niederschlagsmenge seit gestern Mittag
Die Niederschlagssummen seit gestern Mittag sind teilweise beträchtlich! Am meisten Regen gab es mit 75 Litern pro Quadratmeter auf der Cimetta, im Norden führt Jona mit 72 Litern die Liste an.
Niederschlagsmenge (Stand 16:50)
Damit beenden wir den Liveticker rund um die Gewitter und die grösseren Niederschlagssummen von gestern und heute.
Heftige Gewitter im Süden, verbreitet viel Niederschlag
Nachdem am Donnerstag starke Gewitter im Norden für eine ordentliche Blitzshow, Hagel, Sturmböen und Starkniederschlag gesorgt haben, kam in der Nacht auf Freitag der Süden zum Zug. Seit etwa Mitternacht bilden sich über Italien immer wieder Gewitter, welche über das Tessin und Teile Graubündens ziehen. Von Mitternacht bis 8 Uhr wurden im Tessin alleine bereits über 1500 Blitzentladungen registriert.
Abb. 1: Registrierte Blitzentladungen am 1. Juli 2022
Der Sommer 2021 hat uns allerdings gelehrt, dass deutlich mehr im Bereich des Möglichen lieg. Ein Beispiel ist dabei der 20. Juni 2021: an diesem Tag wurden schweizweit über 46'000 Blitzentladungen registriert, allein im Kanton Zürich wurden über 11'000 Blitze verzeichnet. Dennoch sind die heutigen 1500 Blitze im Tessin auch schon ein ganz ordentlicher Wert.
Nicht nur die Anzahl Blitze sind erwähnenswert, in der Nacht auf Freitag kam mit dem Durchzug einer Kaltfront einiges an Niederschlag zusammen. Auf der Cimetta gab es allein von Mitternacht bis fast 8 Uhr über 75 Liter pro Quadratmeter. Bis 6 Uhr morgens gab es schweizweit betrachtet teilweise über 50 Liter pro Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden!
Abb. 2: Niederschläge um 01:30 Uhr am 1. Juli 2022
Abb. 3: 24 Stunden Niederschlagssumme bis 6 Uhr am 1. Juli 2022
Gewitterbilanz Donnerstag, 30. Juni
Die eigentliche Kaltfront hat unser Land zu diesem Zeitpunkt noch noch immer nicht erreicht, trotzdem kann man vor allem bezüglich der Gewitter eine erste Bilanz ziehen! In den kommenden Stunden kommt zwar noch einmal einiges an Regen zusammen, bezüglich Hagel und intensiver Gewitter ist im Norden das Schlimmste nun aber überstanden. Im Süden gibt es aktuell (kurz nach Mitternacht) noch eine kräftige Hagelzelle (Locarnese), und auch in den kommenden Stunden fällt hier oft intensiver sowie gewittrig durchsetzter Regen.
Die ersten Gewitter gab es bereits am Donnerstagvormittag auf der Alpensüdseite (Piemont, Simplon, Binntal). Von hier ausgehend zog diese erste Zelle nordwärts über die Alpen. Dabei schwächte sie sich zunächst ab, im Bereich der Voralpen aktivierte sie sich aber wieder zusehends und begann sich bogenförmig auszubreiten. In weiterer Folge zogen diese Gewitter kurz nach Mittag von den Voralpen in das angrenze Flachland hinaus. Bis ca. 14 Uhr zerfiel der westliche Teil der Gewitterzone wieder, der östliche verstärkte sich hingegen. Über dem Appenzell blieb diese Zelle dann einige Zeit quasi stationär und brachte hier auch Hagel, später zog sie aber in Richtung Bodensee ab und löste sich auf. Weiter östlich über dem Oberallgäu bildete sich zeitgleich ein Gewittercluster, welcher sich in weiterer Folge entlang der Voralpen ostwärts verlagerte und Strukturen einer Superzelle annahm (zB. Tegernsee).
Auch über Frankreich bildete sich südwestlich der Ajoie ein starkes Gewitter mit eingelagertem Hagel, dieser erreichte eine Grösse von 2-4 Zentimetern. Die Zelle zog weiter Richtung Basel und passierte die Stadt knapp nördlich. Gleichzeitig bildeten sich weiter südwestlich wieder neue Hagelzellen, die Ajoie wurde ein zweites Mal tangiert.
Zwischen 16 und 17 Uhr nahm die Gewittertätigkeit auch im Mittelland und in den Alpen vermehrt Fahrt auf, es formierten sich immer neue Zellen – oft auch mit eingelagertem Hagel. Zwei dieser Gewitter bildeten sich jeweils unmittelbar östlich/nordöstlich von Bern. Mit der südwestlichen Höhenströmung zogen die Unwetter weiter in Richtung Nordosten und brachten hier zum Teil Hagel und Sturmböen (zB. Egolzwil).
Ab dann zogen von Frankreich und dem Genfersee her weitere Gewitterlinien herein. Diese Gewitter waren zwar kräftig, im Vergleich zu den ersten Exemplaren aber bereits etwas weniger intensiv. Am späteren Abend gab es schliesslich auch im Grossraum Zürich/Zürichsee Starkregen und viele Blitze. Dieser Gewittercluster zog weiter in Richtungen Thurgau und Bodensee und schwächte sich dabei etwas ab, trotzdem gab es noch verbreitet starke bis stürmische Windböen.
Insgesamt wurden bis Mitternacht schweizweit knapp 16 000 Blitze verzeichnet, die meisten davon im Kanton Bern.
Abb. 1: Anzahl der Blitze am 30. Juni 2022 pro Kanton
Abb. 2: Verteilung und Verlauf der Blitzentladungen am 30. Juni 2022
Am meisten Niederschlag fiel in Kiesen im Kanton Bern. Von den über 60 mm prasselten allein in 10 Minuten etwas mehr als 20 mm vom Himmel, in 20 Minuten waren es 30 mm! An der Station Mormont (Ajoie) fielen in 10 Minuten 19 mm Regen.
Abb. 3: Niederschlagssummen am 30. Juni 2022
Die stärksten Windböen gab es mit jeweils 86 km/h in Salen-Reutenen sowie in Egolzwil. Auch sonst wurden an etlichen Stationen starke bis stürmische Böen verzeichnet.
Abb. 4: Stärkste Windböen am 30. Juni 2022
Diese Werte wurden aber nach Mitternacht im Zuge des eingangs erwähnten Starkgewitters im Tessin noch deutlich übertroffen! Die aus Südwesten herein ziehende Hagelzelle brachte auf der Cimetta eine Orkanböe von 129 km/h, in Locarno-Monti waren es 117 km/h.
Im Norden bald nur noch Regen, dafür im Süden wieder mehr Gewitter
Ein blitzintensiver Gewittercluster hat sich inzwischen von der Region Zürich und Zürichsee via Thurgau in Richtung Bodensee verlagert und dabei merklich an Intensität verloren.
Abb. 1: Radarbild von 22:40 Uhr
Trotzdem gibt es noch starke bis stürmische Windböen – das auch am Walensee und im Glarnerland.
Abb. 2: Aktuelle Windspitzen, regional starke bis stürmische Böen
Während nun im Norden die Gewitteraktivität abklingt und es "nur" noch zum Teil kräftig regnet, muss in den kommenden Stunden im Süden vermehrt mit Gewittern und Starkregen gerechnet werden!
Auftakt zu einem gewittrigen Abend und einer unruhigen Nacht
Inzwischen hat sich auch im Süden ein Gewitter gebildet, im Vergleich zur Alpennordseite ist das aber noch vergleichsweise bescheiden. Von Südwesten her ziehen immer neue Gewitterstaffeln durch, fast wie auf einem Förderband. Zum Teil gibt es lokal noch kleinen Hagel, Wind und intensiver Regen stehen nun aber mehr im Vordergrund!
Abb. 1: Radarbild von 19:15 Uhr
Abb. 2: Aktuelle Windspitzen, am Jurasüdfuss Joran
Dies alles passiert im Vorfeld einer sich nähernden Kaltfront. Die eigentliche Front erreicht erst im Laufe der Nacht den Jura. Aktuell liegt die Frontlinie aber noch weit westlich über Frankreich.
Abb. 3: Satellitenbild von Europa in Falschfarben. Kaltfront über Frankreich, im Vorfeld verbreitet Gewitter
Radarbild wie ein Flickenteppich
Abendliche Gewitterstimmung in Sursee, Blick in Richtung Westen. In dieser sich nähernden (inzwischen aber schon eingetroffenen) Gewitterzelle ist immer noch kleiner Hagel vorhanden. In Egolzwil brachte sie eine Sturmböe mit 85 km/h! Sie zieht in den nächsten Minuten weiter in Richtung Zürich. Auf dem Radarbild wird es langsam etwas unübersichtlich, auch die Genferseeregion und das westliche Mittelland werden nun erfasst.
Abb. 1: Sursee, Blickrichtung West
Abb. 2: Radarbild von 17:45 Uhr
Starke Gewitter wie am Fliessband
Die Gewitteraktivität nimmt weiter Fahrt auf! Von Südwesten her bilden sich über Frankreich immer neue Zellen, auch im Mittelland und Berner Oberland gibt es nun zum Teil giftige Exemplare mit Hagel. Eines entstand nordöstlich von Bern, inzwischen hat es sich weiter verstärkt und in zwei Kernbereiche mit eingelagertem Hagel aufgespalten. Der eine Teil liegt bei Solothurn, der andere zwischen Burgdorf, Huttwil und Langenthal. Dieses Gewitter zieht weiter nordostwärts.
Abb. 1: Radarbild von 17:10 Uhr, nun auch giftige Gewitterzellen im Mittelland
Weitere starke Gewitter in der Nordwestschweiz
In den letzten eineinhalb Stunden nahm die Aktivität vor allem über Frankreich zu. Eine erste starke Gewitterzelle brachte in der Ajoie und nördlich davon verbreitet Hagel, zum Teil mit Körnern von 2 bis 4 Zentimetern. In Fahy gab es eine Sturmböe mit 82 km/h. Diese Zelle zog weiter, wobei sich die Bewegungsrichtung leicht in Richtung Ost veränderte. Grössenordnung 16 Uhr erreichte die Hagelzelle die Region Basel, der Schwerpunkt lag im Norden der Stadt. Auch hier gab es zum Teil grösseren Hagel und Windböen von 60 bis 70 km/h. Gleichzeitig bildete sich südwestlich der Ajoie bereits das nächste starke Gewitter, ebenfalls mit eingelagertem Hagelzug.
Abb. 1: Radarbild von 16:10 Uhr, starke Gewitter in der Nordwestschweiz und über dem Allgäu
Abb. 2: Blick von Basel auf die beiden oben erwähnten Gewitterzellen
Aktuell zwei kräftigere Gewitterzellen
Momentan gibt es zwei kräftige Gewitterzellen. Die eine hält sich seit einiger Zeit im Appenzellerland und zieht nun langsam auf den oberen Bodensee hinaus. Die andere Zelle mit Hagel liegt in der Ajoie.
Abb. 1: Radarbild von 15 Uhr 05
Nach dem Süden nun auch im Norden erste Gewitter
Nach dem Nordtessin haben sich um die Mittagszeit auch in den Voralpen im Berner Oberland und in der Zentralschweiz erste Gewitter gebildet.
Abb. 1: Radarbild von 12 Uhr 35: Erste Gewitter in den Voralpen
Am Nachmittag sind vor allem in den Voralpen weitere Regengüsse und Gewitter zu erwarten, die Hauptaktivität der Gewitter ist aber voraussichtlich am Abend und in der ersten Nachthälfte. MeteoNews hält Sie auf diesem Liveticker auf dem Laufenden.
Günstige Bedingungen für kräftige Gewitterentwicklungen
Mit einer südwestlichen Strömung wird heute Donnerstag warme, aber zunehmend instabilere und feuchte Luft in die Schweiz geführt. Der Grund dafür ist eine recht aktive Kaltfront, die sich am Donnerstagmorgen über Zentralfrankreich befand. Die Annäherung dieser Kaltfront wird das Gewitterrisiko in der zweiten Tageshälfte ansteigen lassen.
Die ersten Gewitter gibt bereits am frühen Nachmittag über den Bergen, wobei die Aktivität noch begrenzt ist. Die Gewitteraktivität wird im Laufe des Nachmittags und des Abends zunehmen, und eine ziemlich aktive Regen- und Gewitterzone dürfte die Westschweiz von Südwesten her erreichen. Örtlich sind Hagelschlag und starke Windböen wahrscheinlich.
Gewitterausbreitung in alle Regionen in der kommenden Nacht
Die Kaltfront selbst überquert die Schweiz in der kommenden Nacht mit Schauern und Gewittern, die je nach Region mehr oder weniger häufig auftreten werden. Die aktuellen Wettermodelle lassen im Durchschnitt zwischen 10 und 25 Liter Niederschlag pro Quadratmeter bis Freitagmorgen erwarten, wobei einige Modelle vom Chablais bis in die Ostschweiz noch deutlich mehr Niederschlag machen. Bei Gewitterlagen ist jedoch mit einer grossen Streuung der Niederschläge zu rechnen. In einigen Regionen werden die Regenmengen wohl bis zu 50 Liter pro Quadratmeter betragen, andere Regionen wie das Engadin bleiben weitgehend verschont und erhalten nur wenige Liter Regen.
Abb. 1: Niederschlagsumme bis Freitagmorgen nach dem europäischen Wettermodell ECMWF
Abb. 2: Niederschlagsumme bis Freitagmorgen nach dem deutschen Wettermodell ICON