Der bisherige Mai war aussergewöhnlich mild und ist temperaturmässig auf Rekordkurs. Bemerkenswert ist, dass dies auch bei den beiden bis ins 18. Jahrhundert zurückreichenden Stationen Basel-Binningen und Genf gilt, nur der Mai 1868 war milder! Zudem war es bisher vor allem im Westen und Süden deutlich zu trocken und besonders im Westen klar zu sonnig.
Mai 2022: Markant zu mild und teilweise deutlich zu trocken
Der Mai dauert zwar noch fünf Tage, dennoch soll bereits ein kurzes Fazit des besonders bezüglich den Temperaturen sehr aussergewöhnlichen Mais gezogen werden.
Temperaturen: Deutlich zu mild und auf Rekordkurs
Der Mai 2022 erinnerte eher an einen Sommer- als an einen Frühlingsmonat und war so bisher verbreitet deutlich zu mild. Die Abweichung zum Klimamittel beträgt dabei aktuell verbreitet 2,5 Grad und mehr, lokal auch knapp 4 Grad, in Robiei sogar 4,1 Grad (vgl. nachfolgende Karte mit den zehn Stationen mit der grössten und kleinsten Maitemperatur-Abweichung).
Abb. 1: Temperaturabweichung bisher im Mai im Vergleich zum Klimamittel
Betrachtet man die bisherigen Maimitteltemperaturen mit den Rekordwerten für Mai, so erkennt man, dass wir an vielen Stationen auf Rekordkurs unterwegs sind (vgl. nachfolgende Tabelle).
Station | Bisheriges Maimittel | Maximales Maimittel | aktueller Rang | Messbeginn |
Aarau | 16,7 Grad | 16,1 Grad (2018) | 1 | 1959 |
Bern | 15,9 Grad | 17,0 Grad (1868) | 2 | 1864 |
Basel-Binningen | 17,3 Grad | 17,9 Grad (1868) | 2 | 1755 |
Genf | 17,5 Grad | 17,5 Grad (1868) | 1 | 1753 |
La Chaux-de-Fonds | 12,9 Grad | 12,5 Grad (2009) | 1 | 1901 |
Lugano | 18,5 Grad | 18,7 Grad (2009) | 3 | 1864 |
Luzern | 16,7 Grad | 16,0 Grad (2009) | 1 | 1871 |
Säntis | 3,5 Grad | 5,3 Grad (1868) | 2 | 1864 |
Sitten | 18,1 Grad | 18,5 Grad (1868) | 2 | 1864 |
Sankt Gallen | 14,9 Grad | 14,9 Grad (1868) | 1 | 1864 |
Samedan | 9,5 Grad | 8,7 Grad (1868) | 1 | 1864 |
Vaduz | 17,0 Grad | 16,8 Grad (2001) | 1 | 1971 |
Zürich-Flughafen | 16,5 Grad | 15,8 Grad (2018) | 1 | 1959 |
Bemerkenswert ist, dass wir auch bei den beiden bis ins 18. Jahrhundert zurückreichenden Stationen Basel-Binningen und Genf auf Rang 2 (Basel) und Rang 1 (Genf) liegen. Lediglich der Mai 1868 war vielerorts noch etwas milder als der aktuelle Mai.
Natürlich dauert der Mai noch fünf Tage, und sind die Temperaturen ab Samstag im Norden (vgl. nachfolgende Grafik für Zürich-Flughafen) bzw. ab Sonntag im Süden etwas tiefer, sodass sich das Mittel noch etwas nach unten bewegen wird, dennoch wird der Mai 2022 auf der Temperatur-Rekordliste ganz weit vorne, bei nicht allzu weit zurückreichenden Stationen sogar wohl ganz vorne erscheinen!
Abb. 2: Temperaturverlauf für Zürich-Flughafen in den kommenden Tagen
Der fast schon sommerliche Mai kommt auch zum Ausdruck, wenn man die Anzahl der Sommertage (Maximaltemperaturen über 25 Grad) anschaut. So gab es im Mittelland zwischen etwa 7 und 10 Sommertagen. In Sitten waren es sogar 12 Sommertage, in Genf 13 und in Lugano 15 (siehe nachfolgende Karte). Normal wären im Mittelland lediglich etwa 4 bis 5 Sommertage.
Abb. 3: Bisherige Anzahl Sommertage im Mai
Bemerkenswert waren auch die teilweise rekordhohen Temperaturen vom 20. Mai, wo in Chur 33,8 Grad und in Bad Ragaz 33,6 Grad gemessen werden konnten.
Niederschlag: Im Westen und Süden deutlich zu trocken
Niederschlag fiel bisher im Mai vor allem im Westen und Süden deutlich zu wenig. Im Osten ist das Defizit etwas geringer, in Nordbünden gab es sogar lokal leicht mehr Niederschlag als normal.
Abb. 4: Niederschlagsabweichung bisher im Mai im Vergleich zum Klimamittel
Bis Ende Monat fällt vor allem entlang der Alpen und im Süden noch einiges an Niederschlag, im Flachland und im Wallis ist dagegen nur noch wenig Regen zu erwarten. Im Westen und im Wallis wird so auch am Ende des Monats ein grosses Niederschlagsdefizit herausschauen.
Abb. 5: Erwartete Niederschlagssumme bis Ende Monat
Sonnenscheindauer: Vor allem im Westen deutlich zu sonnig
Die Sonnenscheindauer war bisher vor allem im Westen deutlich überdurchschnittlich, es gab vielerorts mehr als 30% mehr Sonne als normal. Entlang der zentralen und östlichen Alpen und im Bündnerland ist die Abweichung dagegen aktuell nur klein. Am Gesamtbild wird sich bis Ende Monat wohl nur wenig ändern.
Abb. 6: Sonnenscheindauerabweichung bisher im Mai im Vergleich zum Klimamittel