Die erste Hälfte des Monats war durch Trockenheit und eisige Nächte geprägt. Weil es derzeit auch für die zweite Hälfte des Monats trocken aussieht, könnte es diesen März einen neuen Negativrekord beim Niederschlag geben. Dann wäre in Zürich der Rekord von 2012 bereits wieder überholt. Im trockensten März von Zürich gab es immerhin noch 13.2 Liter Regen auf den Quadratmeter. Bis jetzt sind es deutlich weniger.
Zwischenbilanz März
Obwohl es heute und auch gestern teils ein paar Tropfen Regen gegeben hat, die Märztrockenheit in diesem Jahr könnte für neue Rekorde sorgen. Bis jetzt war der März durch Hochdruckwetter sehr trocken und sonnig.
Abb. 1: Bis jetzt gab es viele schöne Sonnenuntergänge im März 2022, Quelle: H. Tobler
Anfang März wurden auch die kältesten Nächte dieses Winters aufgezeichnet. Dies weil die Schweiz mit einem Hoch über der Ostsee in einer kalten Bisenlage gelegen hat. Die kälteste Luft erreichte uns zirka zwischen dem 5. und 9. März. In diesen Nächten gab es im Mittelland verbreitet Tiefstwerte zwischen -7 und -3 Grad.
Abb. 2: Tagestiefstwerte vom 1. Dezember 2021 bis 15. März 2022
In den höheren Alpentälern waren diese Nächte ebenfalls eiszapfenkalt. Die Tiefstwerte in Andermatt, Ulrichen oder St. Moritz, alles Ortschaften mit sehr teils sehr kalten Nächten, lagen bei rund minus 20 Grad. In St. Moritz war der 6. März mit -22.6 Grad der kälteste Morgen im März. Im Februar gab es aber ein paar noch kältere Nächte, der Negativrekord für St. Moritz lag am 12. Februar bei minus -25 Grad.
Abb. 3: Klare und kalte Nächte in den Alpentälern, Kandersteg, März 2022, Quelle: H. Tobler
Danach zeigte sich der März von seiner sonnigen und milderen Seite. Die Nächte blieben allerdings über eine längere Zeit weiterhin frisch, trotzdem gab es für viele Pflanzen zuletzt kein Halten mehr. Die Vegetation im Flachland spürt den kommenden Frühling und ist erwacht, die Pollen werden freigesetzt und auch in den Bergen sind jetzt bereits die ersten Frühlingsblumen aktiv.
Das Wetter im März 2022
Ort | Temperaturabweichung | Niederschlagsabweichung | Abweichung der Sonnenscheindauer |
---|---|---|---|
°C | % | % | |
Aarau | -2.0 | -95.0 | -6.0 |
Bern | -1.8 | -92.0 | -15.0 |
Basel-Binningen | -1.7 | -93.0 | -12.0 |
Chur | -1.1 | -100.0 | -24.0 |
Genf | -1.8 | -77.0 | -33.0 |
La Chaux-de-Fonds | -0.6 | -94.0 | -15.0 |
Lugano | -2.8 | -99.0 | -55.0 |
Luzern | -1.6 | -100.0 | 1.0 |
Säntis | -0.5 | -100.0 | -13.0 |
Sitten | -1.8 | -89.0 | -36.0 |
Sankt Gallen | -1.9 | -100.0 | -5.0 |
Samedan | -4.1 | -99.0 | -27.0 |
Vaduz | -1.1 | -100.0 | -15.0 |
Zürich Flughafen | -2.3 | -96.0 | -7.0 |
Temperatur | Niederschlag | Sonnenscheindauer | |||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
März 2022 | Mittel | Abweichung | März 2022 | Mittel | Abweichung | März 2022 | Mittel | Abweichung | |
[°C] | [°C] | [°C] | [mm] | [mm] | [%] | [h] | [h] | [%] | |
Aarau | 3.9 | 5.9 | -2.0 | 3.3 | 61.3 | -95.0 | 125.8 | 133.2 | -6.0 |
Bern | 3.4 | 5.2 | -1.8 | 5.3 | 64.9 | -92.0 | 128.2 | 151.3 | -15.0 |
Basel-Binningen | 5.3 | 7.0 | -1.7 | 3.5 | 49.5 | -93.0 | 118.4 | 134.6 | -12.0 |
Chur | 5.2 | 6.3 | -1.1 | 0.0 | 52.9 | -100.0 | 110.6 | 144.6 | -24.0 |
Genf | 4.9 | 6.7 | -1.8 | 14.0 | 62.1 | -77.0 | 108.7 | 161.2 | -33.0 |
La Chaux-de-Fonds | 2.0 | 2.6 | -0.6 | 5.9 | 98.9 | -94.0 | 121.7 | 144.0 | -15.0 |
Lugano | 6.1 | 8.9 | -2.8 | 0.4 | 75.5 | -99.0 | 86.4 | 191.8 | -55.0 |
Luzern | 4.4 | 6.0 | -1.6 | 0.0 | 75.4 | -100.0 | 134.0 | 133.3 | 1.0 |
Säntis | -6.1 | -5.6 | -0.5 | 0.9 | 254.6 | -100.0 | 135.5 | 155.3 | -13.0 |
Sitten | 5.4 | 7.2 | -1.8 | 4.2 | 36.9 | -89.0 | 119.8 | 188.0 | -36.0 |
Sankt Gallen | 2.5 | 4.4 | -1.9 | 0.0 | 87.3 | -100.0 | 125.5 | 131.8 | -5.0 |
Samedan | -6.5 | -2.4 | -4.1 | 0.3 | 23.7 | -99.0 | 107.7 | 147.4 | -27.0 |
Vaduz | 5.7 | 6.8 | -1.1 | 0.0 | 54.4 | -100.0 | 110.5 | 130.6 | -15.0 |
Zürich Flughafen | 3.3 | 5.6 | -2.3 | 2.6 | 64.8 | -96.0 | 128.6 | 139.0 | -7.0 |
Durch die kalten Nächte liegen wir bis jetzt etwas unter dem langjährigen Schnitt. In den nächsten Tagen mit Nachmittagswerten von knapp 20 Grad dürften wir allerdings viel von diesem Defizit wieder aufholen. Die negative Niederschlagsabweichung ist ebenfalls beachtlich, dieses Defizit werden wir in der Schweiz wohl aber nicht mehr aufholen können. Schliesslich ist die Sonnenscheindauer überdurchschnittlich, bereits nach Mitte des Monats sind die erwarteten Werte für den ganzen Monat bald erreicht.
Ab heute gibt es übrigens gut sichtbar Saharastaub in der Luft. Alle Infos dazu hier und zu sehen auf unseren Webcams.
Kommt ein neuer Trockenheitrekord?
Aus heutiger Sicht bleibt die Wetterlage auch in dieser und in der kommenden Woche stabil. Das sonnige und tagsüber milde Frühlingswetter setzt sich fort. Bis zum Freitag baut sich über Südskandinavien ein markantes Hoch mit einem Kerndruck am Boden von über 1050 hPa auf. Die Schweiz liegt dann wieder in einer Bisenlage, meist ohne Niederschlag. Auf der Karte des bisherigen Niederschlags ist zu sehen, dass es in gewissen Regionen noch gar keinen Märzregen gegeben hat. Besonders in der Zentral- und Ostschweiz ist es extrem trocken. In den grösseren Städten mit langen Aufzeichnungen gab es in den Jahren 2003 und 2012 Trockenheitsrekorde. 2012 lag die Niederschlagsumme für den März in Zürich bei nur 13.2 mm pro Qudratmeter. In Chur waren es 2003 sogar nur 4.4 mm Regen pro Quadratmeter. Hält sich das Wetter bis Ende März an die mittelfristige Modellprognose, dürfte es in der Deutschschweiz zumindest teilweise für einen neuen Negativrekord beim Niederschlag reichen.
Abb. 4: Niederschlagssumme bis 11:00 Uhr, 15. März 2022, Quelle: UBIMET
Mit Bise noch staubiger?
Zwei zusätzliche Effekte, die den Boden und die Vegetation in diesem März austrocknen: Der erste Aspekt ist die Bise. Der kalte und vor allem sehr trockene Wind aus Nordosten trocknet die Böden und Pflanzen weitaus stärker aus als es sonst der Fall wäre. Pflanzen, die jetzt im März auf dem Balkon oder der Terrasse stehen, sollten daher unbedingt nochmals gut gewässert werden. Der zweite Aspekt ist die Temperatur der Luft selbst: Warme Luft vermag mehr Wasser zu verdunsten wie kalte Luft, weil einfach warme Luft mehr Wasserdampf aufnehmen kann wie kalte Luft. Damit steigt bei milderen Temperaturen auch die Verdunstung des Wassers in den Böden und den Pflanzenblättern an. Bei einem in Zukunft wärmeren Frühling müsste es daher mehr regnen als früher, damit am Schluss die Bilanz wieder ausgeglichen wäre.
Welche Folgen hat das für den Sommer?
Langfristprognosen für ganze Jahreszeiten sind in der Meteorologie nach wie vor unzuverlässig. Im letzten Frühjahr zeigten viele Modelle nach einem eher trockenem März einen warmen und trockenen Sommer an, es kam bekanntlich anders. Im Jahr 2003 gab es nach einem trockenen und sonnigen März einen Hitzesommer, im Jahr 2019 gab es nach einem recht nassen und durchzogenem März ebenfalls einen heissen Sommer. Aus heutiger Sicht können also noch keine seriösen Aussagen zum Sommer gemacht werden, das System Wetter ist einfach zu chaotisch.
Fakt ist lediglich: Wenn die Vegetation und die Böden im Frühjahr schnell und nachhaltig ausgetrocknet werden, dann steigt im Sommer das Risiko von Dürre und Hitzetage werden noch etwas extremer.