Der Frühling nimmt weiter an Fahrt auf, bis Mitte der Woche erreicht uns ein Schwall sehr milder Luft. Mit im Gepäck ist aber auch eine ordentliche Portion Saharastaub! Der entscheidende Faktor hierfür ist ein markantes Tief über der südlichen Iberischen Halbinsel und Marokko.
Etwas Regen im Westen und Nordwesten
In der Nacht hat uns eine schwache Störung überquert, sie brachte vor allem im Westen etwas Regen. Die Mengen und Intensitäten waren aber überschaubar, im Grossteil der Zentral- und Ostschweiz blieb es ganz trocken.
Abb. 1: Niederschlagsmengen in den letzten 24 Stunden
Auf der Rückseite dieser Störung erreichte uns aber rasch wieder trockenere Luft, am Vormittag hatte klar die Sonne das Sagen. Im Laufe des Nachmittags ziehen von Südwesten her wieder vermehrt hohe Wolkenschleier über den Himmel, bis zum Abend wird der Himmel immer milchiger. Hier spielen zwei Faktoren eine Rolle! Der treibende Motor für diese Entwicklung ist Tief Elke, es dreht – wie oben beschrieben – vor Spanien und Marokko seine Kreise. Eine dazugehörige Warmfront nähert sich uns bis zum Abend an, allein das würde schon als Erklärung für die hohen Wolken ausreichen. Allerdings wirbelt dieses Tief in Nordafrika im wahrsten Sinne des Wortes ordentlich Staub auf! Dies nahm bereits am Wochenende seinen Anfang, im Laufe des Nachmittags und Abends gelangen die ersten Ausläufer dieser Staubwolke auch in die Schweiz. Dies ist aber erst der Anfang, in den kommenden Tagen werden die Staubkonzentrationen noch deutlich ansteigen. Grosse Teile Europas werden richtiggehend geflutet.
Abb. 2
Abb. 3
Abb. 4: Staubgehalt in der Atmosphäre von Dienstag bis Donnerstag 12 UTC
Abb. 4: Staubgehalt in der Atmosphäre von Dienstag bis Donnerstag 12 UTC
STAUBIGE GRÜSSE AUS NORDAFRIKA
Dass Saharastaub unsere Gefilde erreicht, ist nicht allzu ungewöhnlich und passiert in unterschiedlicher Ausprägung oft mehrmals im Jahr. Manchmal fällt das nicht unbedingt auf, da die Konzentrationen zu gering sind. Bei starken Ereignissen ist es aber unübersehbar! Das Licht wird diffus, am Himmel zeigt sich ein Farbenspiel zwischen Ziegelrot und Ockergelb. Auch Abend- und Morgenrot können verstärkt werden.
Abb. 5: Verstärktes Abend- und Morgenrot
Wird der Staub durch den Wind nicht weiter verfrachtet oder durch Niederschläge ausgewaschen (Blutregen), beginnt er langsam zu sedimentieren. Er sinkt in tiefere Luftschichten und schliesslich zu Boden, die Feinstaubwerte sind in dieser Phase zum Teil massiv erhöht. Das kann vor allem für Menschen mit Atemwegserkrankungen ein Problem darstellen. Neben diesen kurzfristigen Auswirkungen gibt es aber auch nachhaltig positive Effekte – die bunte Mischung aus Quarzsand, Ton, Goethit, Gips sowie fossilierten Algen (die Sahara war nicht immer eine Wüste) dient nämlich als Dünger. Und zwar nicht nur bei uns, sondern auf Umwegen nahezu weltweit. So wird der aufgewirbelte Sand beispielsweise im Frühsommer mit den Passatwinden über den Atlantik bis in die Amazonasregion transportiert, hier düngt er den ansonsten eher nährstoffarmen Regenwald. Die kleinen Staubteilchen haben zudem auch Einfluss auf die Entwicklung tropischer Wirbelstürme über dem Atlantik, da sie als Kondensationskeime fungieren. Insgesamt transportieren die grossräumigen Luftströmungen im Laufe eines Jahres geschätzte 500 Millionen Tonnen Saharastaub über den Erdball.
DIE WEITERE ENTWICKLUNG BEI UNS
In der kommenden Nacht verdichtet sich die Bewölkung, vor allem im Westen und Nordwesten fällt wieder zeitweise Regen. Der Schwerpunkt liegt dabei dem Jura entlang. Auch sonst sind da und dort ein paar Tropfen möglich, im Osten bleibt es aber sonst mehrheitlich trocken. Im Tessin regnet es ebenfalls ab und zu, die Mengen und Intensitäten bleiben aber gering.
Abb. 6: Regenmenge bis morgen Abend
Morgen Dienstag überzieht ein Wolkendeckel den Himmel, ganz im Norden sind aus der Nacht heraus noch Regentropfen möglich. Auch im weiteren Tagesverlauf dominieren die Wolken, von Südwesten her werden sie aber tendenziell etwas dünner – vor allem in der Romandie und im Wallis wird am Nachmittag die Sonne wieder vermehrt durchschimmern. Auch im Norden gibt es Aufhellungen, andererseits kann es nach wie vor ab und zu lokal ein wenig regnen. In den Alpen gibt der Föhn ein Comeback, beispielsweise im Urnerland erreicht er in Böen 70 bis 80 km/h. Im Rheintal treibt er die Temperaturen auf 16 bis 17 Grad. Im Flachland bleibt der Wind schwach, mangels Sonnenschein wird es im Vergleich zum Montag etwas weniger mild. An der Luftmasse an sich scheitert es tatsächlich nicht, die Nullgradgrenze steigt nämlich auf 2700 bis 2900 Meter.
Wärmster Tag der Woche und des bisherigen Jahres
Am Mittwoch wird die Luft wieder trockener und noch milder, die Nullgradgrenze steigt auf über 3000 Meter! Am Morgen sind im Flachland zwar ein paar Nebelfelder möglich, tagsüber dominiert die Sonne. Mit ihrer Unterstützung werden am Nachmittag verbreitet 17 bis 19 Grad erreicht, in der Nordwestschweiz liegen sogar 20 bis 21 Grad drin! Damit wäre der Mittwoch der bislang wärmste Tag des Jahres. Ein Fragezeichen bleibt allerdings – und das ist der Einfluss des Saharastaubs. Eine Trübung der Luft ist quasi vorprogrammiert, die Sicht wird diesig. Allerdings können die dann in grosser Menge vorhandenen Staubpartikel auch die Bildung von hohen und mittelhohen Wolken fördern – und dieser Umstand wird in den Wettermodellen nicht oder nur unvollständig abgebildet. Es könnte also unter Umständen mehr hohe Bewölkung geben, was die Sonneneinstrahlung schwächen und die tageszeitliche Erwärmung reduzieren würde.
Abb. 7: Temperaturhöchstwerte am Mittwoch
Am Donnerstag geht es freundlich und mild weiter, nach wie vor ist reichlich Saharastaub vorhanden. Auch danach sieht es nicht nach grösseren Wetterkapriolen aus. Die Temperaturen gehen Schritt für Schritt wieder zurück, am Freitag und Samstag bläst dazu eine zügige Bise. Mittelfristig sind keine nennenswerten Niederschlagsmengen zu erwarten. Trockenheit und die steigende Waldbrandgefahr werden nun auch auf der Alpennordseite mehr und mehr zum Thema, im Süden ändert sich an der angespannten Situation ohnehin wenig. Morgen Dienstag werden wir uns dieser Sachlage im nächsten MeteoBlog genauer widmen.