Eine Warmfront hat mit feuchter und milder Luft unser Land erreicht, auch der Wind zieht heute sukzessive an. Generell ist der Wind in den kommenden Tagen einer der grossen Hauptdarsteller auf der Wetterbühne. Dies aber nicht nur in der Schweiz, vielmehr noch werden auf europäischer Ebene immer neue Sturm- und Orkantiefs in den kommenden Tagen für negative Schlagzeilen sorgen. Grosse Schäden und mitunter auch Todesopfer sind zu befürchten!
Starker Jetstream
Über dem Nordatlantik und dem europäischen Nordmeer brodelt es aktuell ordentlich in der Wetterküche. Der Jetstream ist stark und gut ausgeprägt, er sorgt für entsprechende Dynamik im Wettergeschehen. Es ist das Starkwindband am oberen Rand der Troposphäre. Aktuell erstreckt sich ein sogenannter Jetstreak, ein Bereich maximaler Windgeschwindigkeiten innerhalb des Jetstreams, vom Atlantik quer über die Britischen Inseln. Hier strömt die Luft in 9 km Höhe mit rund 300 km/h von West nach Osten. Wie am Fliessband bilden sich in diesem Bereich immer neue Sturmtiefs (nämlich ganz klassisch im rechten Einzugs- und im linken Auszugsgebiet des Jetstreaks). Von hier ausgehend verlagern sie sich mit der Westwinddrift in Richtung Kontinent.
Abb. 1: Jetstreak über dem Atlantik und den Britischen Inseln
Abb. 1: Jetstreak über dem Atlantik und den Britischen Inseln
XANDRA und YLENIA (int. DUDLEY)
Aktuell liegt die Schweiz an der Südflanke von Tief Xandra im Bereich einer straffen Westströmung, darin eingelagert hat uns eine Warmfront erreicht. Von Frankreich und Deutschland her breitet sich Regen zunehmend über die gesamte Alpennordseite aus. Die Schneefallgrenze steigt bis zum Abend bis auf 2000 Meter an, nur in windgeschützten Alpentälern ist sie zum Teil noch tiefer. Der Südwest- bis Westwind legt am Nachmittag weiter zu und erreicht im Flachland in Böen schon 50 bis 60 km/h. Auf den Bergen ist es stürmisch, in exponierten Lagen gibt es bereits Spitzen über 100 km/h.
Abb. 2: Sturmzwillinge XANDRA und YLENIA
Im unmittelbaren Schlepptau von Tief Xandra hat sich mit Ylenia (international trägt es den Namen DUDLEY) aber bereits ein weiteres, noch etwas stärkeres Sturmtiefzentrum gebildet. Es zieht in der kommenden Nacht von Schottland her über die Nordsee in Richtung Skandinavien und Ostsee. In der Folge legt der Wind auch bei uns weiter zu und erreicht morgen Donnerstag schliesslich sein Maximum. Im Flachland erwarten wir Böen von 60 bis 90 km/h, in freien und erhöhten Lagen auch noch etwas mehr. Auf den Bergen tobt ein Sturm mit Orkanböen, die stärksten dürften im Bereich von 130 bis 150 km/h liegen. In der Nacht zum Freitag lässt der Wind in allen Höhenlagen nach. Aus Westen erreicht uns mit einer weiteren Warmfront ein weiterer Schwall sehr milder Luft, diese Front gehört zu einem neuen Orkantief bei Irland und Grossbritannien.
ZEYNEP (int. EUNICE)
Am Freitag selbst liegt die Schweiz auf der Rückseite der erwähnten Warmfront im sogenannten Warmluftsektor. Am Morgen ist der Wind im Flachland zunächst nur leicht, im weiteren Tagesverlauf zieht er aber wieder an und wird bis zum Abend immer stärker. Bei einem veränderlichen Mix aus Sonne und Wolken wird es für Mitte Februar aussergewöhnlich mild, die Höchstwerte liegen im Bereich von 15 bis 16 Grad. In der Nordwestschweiz sind bis zu 18 Grad möglich, auch im Rheintal kann es mit einem kurzen Föhnstoss ähnlich mild werden. Die Nullgradgrenze liegt in Höhen um 3000 Meter. Auf den Bergen weht starker, im Laufe des Nachmittags dann wieder zunehmend stürmischer Westwind. In der Nacht zum Samstag erfasst eine markante Kaltfront die Alpennordseite mit kräftigen Niederschlägen, die Schneefallgrenze sinkt bis zum Samstagmorgen auf 700 bis 800 Meter.
Sowohl die Warm- als auch die Kaltfront gehören zu Orkantief ZEYNEP (int. EUNICE). Es bildet sich im Laufe des morgigen Donnerstags über dem offenen Atlantik. In weiterer Folge verlagert es sich ostwärts und verstärkt sich dabei rasch. Es wird zum Orkantief, am Freitagmorgen liegt sein Zentrum über Irland. Abgesehen von seinen Fronten tangiert es die Schweiz eher nur randlich, andere Teile Europas sind deutlich stärker betroffen.
Abb. 3: Orkantief ZEYNEP am Freitagmorgen
Deutschland und Benelux-Staaten
Schon heute weht kräftiger Südwest- bis Westwind, der sich im Laufe des Tages weiter verstärkt. In der Nacht zieht Sturmtief YLENIA über die Nordsee, der Wind erreicht dann sein Maximum. Entlang der Nordseeküste liegen die Böenspitzen im Bereich von 90 bis 110 km/h, weiter landeinwärts zwischen 80 und 100 km/h mit örtlichen Ausreissern nach oben. Die höchsten Windgeschwindigkeiten gibt es in den Hochlagen der Mittelgebirge. Am Brocken im Harz sind 160 bis 180 km/h möglich!
Abb. 4: Böenspitzen am Donnerstagmorgen 06 UTC
Nach einer kurzen Beruhigung in der Nacht zum Freitag legt der Wind im Laufe des Freitags wieder zu. Am Freitagabend und in der folgenden Nacht zieht Orkan ZEYNEP über die Nordsee ostwärts. Entlang der Nordseeküste erreichen die Windspitzen typischerweise zwischen 110 und 130 km/h! Hauptbetroffen sind neben Belgien und den Niederlanden vor allem die Deutschen Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein. Entlang der Küste kommt es zu einer weiteren Sturmflut!
Irland und Grossbritannien
Auch hier sorgt heute Sturmtief YLENIA (int. DUDLEY) für starken bis stürmischen Wind, das eigentliche Augenmerk gilt aber am Freitag Orkan ZEYNEP (int. EUNICE)! Im südlichen Irland sowie in Wales und England erreicht der Wind an diesem Tag volle Orkanstärke, Böen zwischen 120 und 140 km/h sind zu erwarten. Schottland ist für einmal nur randlich betroffen, die Windgeschwindigkeiten sind hier deutlich geringer.
Abb. 5: Böenspitzen Freitag 12 UTC
Abb. 6: Böenspitzen Samstag 00 UTC